(ots) -
Der frühere griechische Finanzminister Yanis Varoufakis erhebt
schwere Vorwürfe gegen seine politischen Gegner und die Medien. "Kein
Zweifel, ich war ein Opfer. Es war eine Rufmord-Kampagne", sagte
Varoufakis dem stern. Als Beispiel nannte er die Troika: Diese habe
gedroht, wenn die Griechen ihre Vorschläge veröffentlichen, würde man
sie in der Öffentlichkeit zerreißen. Dann habe sie in der Presse
gestreut, Varoufakis sei ohne Vorschläge angereist. "Es ist
unglaublich! Alle haben das einfach übernommen und voneinander
abgeschrieben", sagte Varoufakis.
In dem Gespräch mit dem stern, der diese Woche bereits am Dienstag
erscheint, redet Varoufakis offen über das Jahr zwischen Krise,
Neuwahl und Rücktritt, über die Gipfeltreffen und die deutschen
Politiker, mit denen er gerungen hat: "Wolfgang (Schäuble) wollte mir
noch nicht einmal die Hand geben". Er habe immer Respekt gehabt vor
dem deutschen Finanzminister. "Zum Ende hin", so Varoufakis, "da
waren wir wie zwei Boxer, die eine Weile Schläge ausgetauscht haben
und sich dann einander näher fühlen als irgendeinem anderen
Menschen."
Bundeskanzlerin Angela Merkel beurteilt er auffallend milde, ihre
Flüchtlingspolitik imponiert ihm. "Vielleicht würde ich als Deutscher
Merkel wählen", sagte Varoufakis. Sigmar Gabriel dagegen sei der
"schlimmste Politiker, den ich getroffen habe". Der SPD-Chef habe
geäußert, man werde nicht die "überzogenen Wahlversprechen einer zum
Teil kommunistischen Regierung" finanzieren.
Seinen eigenen Premierminister Alexis Tsipras habe er seit August
nicht mehr gesehen, so Varoufakis: "Ich glaube, er könnte mir nicht
in die Augen schauen." Tsipras habe zu früh zu sehr nachgegeben:
"Dadurch bekamen die Gläubiger das Gefühl, sie könnten uns
zerstören." Er würde ihn umarmen, wenn sie sich nun treffen würden.
Gewählt habe er ihn aber nicht mehr.
Seine Zeit als Minister vermisse er nicht: "Leute, die so einen
Job mögen, sind gefährlich", sagte er. Berufspolitiker wie Schäuble,
Gabriel, Tsipras. Er selbst sieht sich als "political animal". Yanis
Varoufakis will mit Freunden eine europäische Plattform gründen,
keine Partei. Sondern mehr einen Verein liberaler Ideen.
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