(ots) - NRW-Gesundheitsministerin Steffens kritisiert
Reform der Pflegeausbildung
Grünen-Politikerin gegen gemeinsame Ausbildung von Kinderkranken-
und Altenpflege
Osnabrück. Die Pflegeausbildung droht aus Sicht der
nordrhein-westfälischen Gesundheitsministerin Barbara Steffens
(Grüne) zu zerfasern. In einem Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker
Zeitung" (Dienstag) sagte Steffens, es sei richtig, eine
Weiterentwicklung anzugehen. Sie halte es jedoch für "grob
fahrlässig", den Ausbildungsstrang der Kinderkrankenpflege mit der
Alten- und Krankenpflege zu verbinden.
Steffens sprach sich zwar für eine engere Vernetzung der
Fachbereiche aus, kritisierte jedoch die Umsetzung im Haus von
Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU). In seinem 113 Seiten
umfassenden Entwurf zur Reform der Pflegeausbildung sieht Steffens
"ein hohes Risiko", weil eine Abschätzung der Folgen fehle. Steffens
warnte vor einer Abwanderung der ambulanten Pflegedienste aus dem
Ausbildungssystem: "Wenn die Ausbildung für die Pflegedienste künftig
deutlich teurer wird, weil sie rund ein Viertel der Kosten nicht mehr
refinanzieren können, bricht uns der ambulante Bereich als
Ausbildungsbetrieb weg." Viele Pflegebedürftige lebten in ihrer
eigenen Wohnung, deshalb habe gerade der Ausbau der ambulanten
Angebote Vorrang. Wenn jene Betriebe nicht länger ausbildeten, wäre
das "ein nicht zu verkraftender Verlust".
Überdies äußerte die NRW-Gesundheitsministerin Zweifel an den
Ausbildungsinhalten. Für die Kinderkrankenpflege sieht Steffens in
dem Entwurf "viel zu wenig Stunden" angesetzt. Wenn Pflegeschüler in
diesem Bereich nicht mehr vertiefend ausgebildet würden, seien am
Ende "für Kinderkliniken keine Pflegefachkräfte mehr auf dem Markt",
warnte die Grünen-Politikerin. In der Praxis nutze die Altenpflege
der Kinderkrankenpflege wenig. Deshalb könne man "nicht alles in
einen Topf werfen", so Steffens. "Kinder sind eben keine kleinen
Erwachsenen." Sie rechne damit, "dass unsere Ausbildungszahlen rapide
nach unten gehen, wenn wir die Pflegeausbildung so wie derzeit vom
Bund geplant generalisieren".
Steffens verwies auf die Bevölkerungsentwicklung und den
zunehmenden Bedarf an medizinischer Versorgung. "Diejenigen, die wir
heute ausbilden, werden auf dem Höhepunkt des demografischen Wandels
am Bett stehen", sagte sie. Bis 2050 erwartet die Ministerin im
Kabinett von Regierungschefin Hannelore Kraft (SPD) eine Verdopplung
der Pflegebedürftigen. "Wenn wir heute weniger ausbilden, werden wir
das nie wieder kompensieren können." Deshalb wünsche sich Steffens
"mehr Sorgfalt und Verantwortung von der Bundesregierung".
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