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Der NABU hat Philipp Freiherr zu Guttenberg mit dem "Dinosaurier
des Jahres 2015" ausgezeichnet. Der Präsident der Arbeitsgemeinschaft
Deutscher Waldbesitzerverbände (AGDW) erhält den Negativpreis für
seinen erbitterten Widerstand gegen eine natürliche Waldentwicklung
und die Lobbyarbeit gegen das EU-Naturschutzrecht. Philipp zu
Guttenberg vertritt und verbreitet eine anachronistische Sicht des
Waldes, die sich alleine auf die wirtschaftliche Nutzbarkeit von
Holzressourcen beschränkt. Der NABU kritisiert zudem, dass der Chef
der Waldeigentümer immer noch die Ziele der bereits 2007 vom
Bundeskabinett beschlossenen Nationalen Strategie zur Biologischen
Vielfalt angreift.
"Bis heute hat es Herr zu Guttenberg nicht akzeptiert, dass bis
2020 fünf Prozent der deutschen Wälder dauerhaft ohne
forstwirtschaftliche Nutzung sein sollen. Und das, obwohl die
Privatwaldbesitzer so gut wie nicht betroffen sind, weil dies fast
ausschließlich in Wäldern umgesetzt werden soll, die sich im
öffentlichen Besitz befinden", sagte NABU-Präsident Olaf Tschimpke.
Gerade Deutschland habe eine besondere Verantwortung für den Wald.
"Wenn wir unsere nationalen und internationalen Verpflichtungen im
Arten- und Klimaschutz erfüllen wollen, dann brauchen wir dafür
gesunde Wälder. Sie sind nicht nur der Lebensraum von Tieren und
Pflanzen, sondern liefern uns Menschen Wasser, saubere Luft und
Erholung - und zwar gratis."
Kritik übte der NABU-Präsident auch an zu Guttenbergs Versuche,
die geltende EU-Naturschutzgesetzgebung auszuhebeln. Besonders in
diesem Jahr trat er regelmäßig als Cheflobbyist einer lautstarken
Minderheit in Erscheinung, die für eine Abschwächung der
erfolgreichen EU-Naturschutzrichtlinien kämpft. Diese bilden jedoch
das Fundament der Naturschutzgesetze in allen 28 Mitgliedstaaten.
Zehntausende Schutzgebiete, davon allein über 5.000
Natura-2000-Gebiete in Deutschland sowie das Leben von Millionen von
Zugvögeln, Fledermäusen und anderer Tiere stünden damit auf dem
Spiel.
Vor diesem Hintergrund hält der NABU den Dinosaurier für Philipp
zu Guttenberg für hochverdient: Der Chef der Waldeigentümer-Lobby
versuchte gegenüber der EU-Kommission nicht nur das Votum von über
einer halbe Million EU-Bürgern herunterzuspielen, die im Sommer im
Rahmen einer EU-Bürgerbefragung für starke Naturschutzgesetze
stimmten, sondern zieht auch die Kompetenz von mittlerweile zwölf
EU-Umweltministern, darunter Barbara Hendricks aus Deutschland, in
Zweifel, die sich ebenfalls für den Erhalt der Richtlinien in ihrer
jetzigen Form ausgesprochen haben.
"Statt einer Verwässerung des EU-weiten Naturschutzes brauchen wir
endlich eine ordentliche Umsetzung der geltenden Regeln, zum Beispiel
in Schutzgebieten oder bei der Verfolgung von Wilderei. Und nur wenn
ausreichend Finanzmittel und Personal für die Naturschutzbehörden zur
Verfügung gestellt werden, dann haben wir eine Chance bei der Rettung
der Artenvielfalt", so der NABU-Präsident.
Neben seines Engagements gegen die Belange des Naturschutzes
errichtet der polarisierende Kommunikationsstil zu Guttenbergs in der
Öffentlichkeit immer wieder neue Hürden für die Kooperation zwischen
Waldbesitzern und Naturschützern vor Ort. Dabei blendet er die
Tatsache bewusst aus, dass sich Naturschutzverbände wie der NABU seit
vielen Jahren für eine verbesserte finanzielle Förderung auch für
Waldbesitzer einsetzen, die Leistungen für den Naturschutz erbringen
wollen.
"Herr zu Guttenberg sollte die Grenzen der kommerziellen
Nutzbarkeit natürlicher Ressourcen akzeptieren und die Potenziale für
ein nachhaltiges und ressourcenschonendes Wirtschaften nutzen. Denn
die meisten Waldbesitzer erkennen durchaus die große Bedeutung, die
vielfältige, ökologisch intakte und naturschonend bewirtschaftete
Wälder für die gesamte Gesellschaft besitzen, und setzen sich für den
Waldnaturschutz ein", so NABU-Präsident Olaf Tschimpke.
Mit dem "Dinosaurier des Jahres", einer aus Zinn gegossenen und
2,6 Kilogramm schweren Nachbildung einer Riesenechse, zeichnet der
NABU seit 1993 Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens aus, die sich
sowohl durch herausragende Einzelleistungen als auch durch die Summe
ihres Gesamtwerkes in Sachen Umweltschutz negativ hervorgetan haben.
Hintergrund unter www.NABU.de/dino2015
Kurz-Video zu finden unter https://youtu.be/mt8XVHpe2qQ
NABU-Waldstrategie: https://www.nabu.de/natur-und-landschaft/waeld
er/waldbewirtschaftung/waldwirtschaft2020.html
Studie "Natura-2000 im Privatwald:
https://www.nabu.de/downloads/Natura-2000-im-Privatwald.pdf
Mehr Infos zum EU-Naturschutz und den NABU-Forderungen:
https://www.nabu.de/naturschaetze sowie
https://blogs.nabu.de/naturschaetze-retten
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