(ots) - Migrationsexperte kritisiert de Maizière: Der
Bund stochert im Nebel
Oltmer: Bundesregierung weiß zu wenig über aktuelle Fluchtbewegung
Osnabrück. Der Migrationsforscher Jochen Oltmer hat die
Bundesregierung für die langsame Auswertung von Zuwanderungsdaten
kritisiert. Die Regierung wisse zu wenig über die aktuelle
Fluchtbewegung nach Deutschland und habe im vergangenen Jahr viel zu
spät auf sie reagiert, sagte der Professor am Institut für
Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS) der
Universität Osnabrück im Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung"
(Donnerstag).
"Der Bund stochert im Nebel", sagte Oltmer anlässlich der Vorlage
des Migrationsberichts 2014 am Mittwoch in Berlin. "Die Lücke
zwischen 1,1 Millionen registrierten Flüchtlingen und 476.649
formellen Asylanträge im Jahr 2015 ist besorgniserregend, denn sie
zeigt, dass die deutschen Behörden zu ungenaue Daten für ihre
Integrationsplanung haben. Die zuständigen Stellen in Bund, Ländern
und Kommunen wissen nicht: Wie viele Ankommende wollen bleiben? Wie
viele dürfen bleiben? Wie viele werden bleiben?", so Oltmer.
Ohne diese Informationen lasse sich beispielsweise kaum ermessen,
wie viel Infrastruktur für die Aufnahme nötig sei und wie viele
zusätzliche Betreuer, Sprachlehrer und Erzieher eingestellt werden
müssten, sagte der Migrationsforscher und Historiker.
Bundesinnenminister de Maizière weise zwar jede Kritik von sich.
Insgesamt aber habe die Bundesregierung 2015 viel zu spät auf die
stark gewachsene Fluchtbewegung reagiert, so Oltmer. "Sie hat
ausgesprochen zögerlich gehandelt. Die vielen Warnmeldungen der
Kommunen sind vom Bund lange nicht gesehen worden."
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