(ots) - Migrationsforscher Oltmer: Zu wenig Einsatz für
Zuwanderung Hochqualifizierter
Wissenschaftler kritisiert Bundesregierung: Erhebliche
Versäumnisse, Regeln viel zu kompliziert
Osnabrück. Der Osnabrücker Migrationsforscher Jochen Oltmer
kreidet der Bundesregierung erhebliche Versäumnisse bei ihren
Versuchen an, hochqualifizierte Zuwanderer für Deutschland zu
gewinnen. Im Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Freitag)
kritisierte er, dass noch immer viel zu wenige Hochqualifizierte
kämen. "Nur rund 40.000 Hochqualifizierte bei 1,5 Millionen
registrierten Zuwanderern im Jahr 2015 - das ist ein verschwindend
geringer Anteil", sagte der Professor am Institut für
Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS) der
Universität Osnabrück.
Die Bundesregierung sei weit entfernt von ihrem Ziel, den Zuzug
hochqualifizierter Arbeitskräfte zu erleichtern und Deutschland für
sie attraktiver zu machen. "In den aktuellen Zuwanderungszahlen ist
davon nicht viel zu sehen", bemängelte der Migrationsforscher und
Historiker.
Deutschlands Regeln für die Zuwanderung hochqualifizierter
Arbeitskräfte seien immer noch viel zu kompliziert. Das
Migrationsrecht umfasse beispielsweise mehr als 80 unterschiedliche
Aufenthaltszwecke. Eines der vielen Hindernisse liege auch in der
Aufenthaltsberechtigung über die sogenannte EU Blue Card, so Oltmer.
Die Regelung verlange zu hohe Mindestgehälter, die Zuwanderer im
Zielland verdienen müssten. "Viele der sehr mobilen und
leistungsbereiten Hochqualifizierten, die nach Deutschland kommen
wollen, sind aber Berufsanfänger und erreichen solche Gehälter noch
nicht."
Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) hatte am Mittwoch in
Berlin den Migrationsbericht der Bundesregierung für das Jahr 2014
vorgestellt und Zahlen zur stark gestiegenen Fluchtbewegung nach
Deutschland im Jahr 2015 genannt.
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