(ots) - PwC-Studie: Das anhaltende Zinstief
trifft die deutschen Stiftungen weitaus stärker, als es 2009 die
Finanzkrise tat / Ein Drittel der deutschen Stiftungen hat bereits
umgeschichtet / Trotzdem dominieren in den Portfolios weiterhin
niedrigverzinste Anleihen und Termingelder
Um trotz der niedrigen Zinsen ihr Vermögen real zu erhalten,
riskieren deutsche Stiftungen offenbar mehr als bislang bekannt. Dies
zeigt eine Umfrage von PwC unter 208 der vermögensstärksten
Stiftungen in Deutschland. Fast jede dritte Stiftung hat einen Teil
ihres Vermögens in ertragreichere - und damit grundsätzlich auch
riskantere - Anlageformen umgeschichtet. Mehr als jeder zweite
Stiftungsverantwortliche rechnet zudem damit, dass dieser Sektor in
den kommenden vier bis fünf Jahren höhere Risiken in Kauf nehmen
wird, um bei angestrebtem Vermögenserhalt gemeinnützige Zwecke in
gewohntem Umfang zu erfüllen. Die Umfrage zeigt allerdings auch: Im
Grundsatz halten Stiftungen an einer eher konservativen Anlagepolitik
fest.
Der PwC-Untersuchung zufolge besteht ein Portfolio zurzeit im
Durchschnitt zu 35 Prozent aus Anleihen - darunter viele
Staatspapiere mit hoher Bonität. Zwar gelten diese als nahezu
ausfallsicher, allerdings ist ihre Verzinsung in den vergangenen
Jahren dramatisch gesunken - nahe der Nulllinie. Dasselbe gilt für
Tages- und Termingeldkonten, die ein Viertel des Stiftungsvermögens
ausmachen. Immerhin rund ein Fünftel des Stiftungsvermögens ist
momentan in Sachwerten wie z. B. Immobilien investiert; vom
Preisanstieg in diesem Anlagesegment dürften also zumindest einige
Stiftungen profitiert haben. Dagegen ist der Anteil von Aktien und
sonstigen unternehmerischen Beteiligungen nach wie vor
vergleichsweise gering.
Nur noch 60 Prozent streben den realen Kapitalerhalt an
Wie sehr die niedrigen Zinsen die Stiftungen treffen, zeigt sich
im Vergleich zu einer PwC-Umfrage aus dem Krisenjahr 2009. Damals
gaben gerade einmal sechs Prozent der Stiftungen an, die Folgen des
Finanz- und Wirtschaftscrashs zu spüren. Dagegen zeigen sich vom
Zinstief nun 38 Prozent der Stiftungen betroffen - elf Prozent sogar
"stark" oder "ausgesprochen stark". "Es ist bemerkenswert, wie viel
spürbarer die Stiftungen unter den niedrigen Zinsen leiden, als sie
2009 unter dem Börsensturz gelitten haben. Die Frage ist deshalb, was
die Stiftungen in den kommenden Jahren tun können, um ihr Vermögen
real zumindest zu erhalten", sagt Prof. Dr. Norbert Winkeljohann, der
Sprecher des Vorstands von PwC in Deutschland.
Der Umfrage zufolge erzielte in den vergangenen drei Jahren nur
noch jede fünfte Stiftung in Deutschland eine Durchschnittsrendite
von fünf oder mehr Prozent. Bei manchen Stiftungen schrumpfte das
Vermögen sogar - zumindest nach Abzug der Inflation. Entsprechend
streben nur noch 60 Prozent der Befragten überhaupt an, das
Stiftungsvermögen real zu erhalten. Und sogar nur jeder vierte von
ihnen gibt sich "sicher", dieses Ziel auch längerfristig zu
erreichen. Ein Drittel der Verantwortlichen räumt dagegen ein, das
Stiftungskapital nur noch nominal sichern zu wollen; de facto werden
(Real-)Vermögensverluste also von vornherein in Kauf genommen.
Manchen Stiftungen wird nur die Abwicklung bleiben
"Unsere Umfrage lässt keinen Zweifel daran, dass die anhaltend
niedrigen Zinsen die Stiftungslandschaft in Deutschland merklich
verändern werden", bestätigt Berthold Theuffel-Werhahn, Leiter des
Bereiches Stiftungsberatung bei PwC. So gehen 95 Prozent der
Umfrageteilnehmer davon aus, dass die Stiftungseinnahmen in den
kommenden vier bis fünf Jahren sinken werden. 82 Prozent rechnen mit
einem Rückgang der Fördermöglichkeiten. Zudem glaubt die Mehrheit der
Verantwortlichen, dass Stiftungen in Zukunft vermehrt abgewickelt,
beziehungsweise zusammengelegt werden.
"Die jüngst erfolgte Anhebung des Leitzinses in den USA von 0,25
Prozent auf eine Obergrenze von 0,5 Prozent verbreitet Hoffnung auf
steigende Renditen. Kurzfristige Auswirkungen auf den Anlagemarkt in
Europa und damit auf die Anlagestrategien der Stiftungen sind jedoch
unwahrscheinlich", so Theuffel-Werhahn.
Im Versuch, das Zinstief zumindest partiell zu kompensieren,
setzen unterdessen immer mehr Stiftungen auf eine Verbreiterung der
Einnahmebasis. So gaben 39 Prozent der Befragten an, sich stärker als
bislang auf das Thema Fundraising konzentrieren zu wollen - also zum
Beispiel auf das Einwerben von Spenden oder Zustiftungen. "Zugleich
bleiben allerdings Chancen ungenutzt. So dürfen Stiftungen zum
Beispiel bis zu einem Drittel des jährlichen Überschusses in die
freie Rücklage einstellen; Gebrauch von dieser Möglichkeit macht aber
nur jede vierte Einrichtung", erläutert Theuffel-Werhahn. "Trotz der
schwierigen Rahmenbedingungen lassen sich noch Freiräume für die
Anlageoptimierung finden. Das darf zwar nicht so verstanden werden,
dass Stiftungen unbeschränkt Risiken eingehen dürften. Auf
mündelsichere Wertpapiere sind Stiftungen aber längst nicht mehr
beschränkt. Denn wie die rein spekulative Vermögensanlage ist auch
die ertraglose verboten", so Norbert Winkeljohann. Dass in rund 25
Prozent der Stiftungen keine konkreten Vorgaben zu der
Anlagestrategie bestehen, stimme dennoch nachdenklich. Und Vorgaben
zu Konformität des Satzungszwecks gibt es nicht einmal in jeder
zweiten.
Weitere Informationen unter: www.pwc.de/stiftungen-2016
Ãœber PwC:
PwC betrachtet es als seine Aufgabe, gesellschaftliches Vertrauen
aufzubauen und wichtige Probleme zu lösen. Mehr als 208.000
Mitarbeiter in 157 Ländern tragen hierzu mit hochwertigen,
branchenspezifischen Dienstleistungen in den Bereichen
Wirtschaftsprüfung, Steuer- und Unternehmensberatung bei.
Die Bezeichnung PwC bezieht sich auf das PwC-Netzwerk und/oder
eine oder mehrere der rechtlich selbstständigen
Netzwerkgesellschaften.
Weitere Details unter www.pwc.com/structure.
Pressekontakt:
Sven Humann
PwC Presseabteilung
Tel.: (069) 95 85 - 25 59
E-Mail: sven.humann(at)de.pwc.com
www.pwc.de