(ots) - Reporter ohne Grenzen (ROG) verurteilt den Mord an
zwei Journalisten des Fernsehsenders Al-Scharkija in der irakischen
Provinz Dijala. Der Korrespondent Saif Talal und der Kameramann
Hassan al-Anbaki wurden am Dienstag von unbekannten Bewaffneten
gestoppt und erschossen. Sie befanden sich auf dem Rückweg von einer
Recherchereise mit einem hohen Sicherheitsbeamten.
"Dieser Doppelmord darf nicht ungestraft bleiben wie so viele
Gewalttaten an Journalisten zuvor", sagte ROG-Geschäftsführer
Christian Mihr. "Die irakischen Behörden müssen alles tun, um die
Verantwortlichen zu finden und zur Rechenschaft zu ziehen. Nur durch
glaubwürdige Ermittlungen und konsequente Strafen kann die zügellose
Gewalt gegen Journalisten im Irak gestoppt werden."
SAIF TALAL WURDE SCHON EINMAL VON BEWAFFNETEN ANGESCHOSSEN
Talal (27 Jahre) und Anbaki (28) waren in das nordöstlich von
Bagdad gelegene Mukdadija gefahren, um über eine Serie von Bränden in
Moscheen und Wohnhäusern zu recherchieren. Talal arbeitete seit vier
Jahren als Korrespondent für den privaten Satellitensender
Al-Scharkija. Im Januar 2014 war er schon einmal von Unbekannten
beschossen und dabei schwer verletzt worden (http://t1p.de/pndm).
"Seine Berichterstattung missfiel bestimmten bewaffneten Gruppen",
sagte Al-Scharkija-Nachrichtenchef Ali Wadschih. Der Sender werde
sich durch den Anschlag nicht einschüchtern lassen und weiter
unparteilich über die Ereignisse in der Provinz Dijala berichten.
"Nichts wird uns dazu bringen, klein beizugeben." Seit der Gründung
von Al-Scharkija im Jahr 2004 wurden mehr als zehn Journalisten des
Senders im Zusammenhang mit ihrer Arbeit getötet. Der Sender mit Sitz
in London gilt als pro-sunnitisch und gehört dem Medienunternehmer
Saad al-Bassas, der bis 1992 Rundfunkchef unter dem damaligen
Diktator Saddam Hussein war.
Der Irak gehört zusammen mit Syrien zu den gefährlichsten Ländern
weltweit für Journalisten: Allein 2015 wurden im Irak mindestens neun
Journalisten wegen ihrer Arbeit getötet (http://t1p.de/nz0i).
Besonders schlimm ist die Lage in der Stadt Mossul, die seit Juni
2014 vom "Islamischen Staat" kontrolliert wird. Die Dschihadisten
haben dort seitdem mindestens 48 Medienschaffende entführt und 13
davon ermordet (http://t1p.de/fg2x). Zehn werden noch immer in der
Gewalt der Extremistengruppe vermutet.
Um gefährdete Reporter besser zu schützen, wirbt ROG bei den
Vereinten Nationen dafür, einen UN-Sonderbeauftragten für den Schutz
von Journalisten einzusetzen. Er könnte die UN-Mitgliedsstaaten zur
Einhaltung ihrer einschlägigen völkerrechtlichen Pflichten anhalten
und als Frühwarnstelle für akute Gefährdungsfälle fungieren.
Auf der Rangliste der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen
steht der Irak auf Platz 156 von 180 Ländern. Weitere Informationen
zur Lage der Journalisten im Irak finden Sie unter
www.reporter-ohne-grenzen.de/irak/.
WEITERFÃœHRENDE INFORMATIONEN (AUF ENGLISCH):
- ROG-Themenbericht "Dschihad gegen Journalisten" (Januar 2016):
http://t1p.de/3son
- ROG-Untersuchungsbericht "Mossuls Journalisten sterben in
dröhnender Stille" (Oktober 2015): http://t1p.de/9cuw
Pressekontakt:
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