(ots) - "Es geht über die 90 Minuten hinaus. Schalke 04 und
Fußball bestimmen unser ganzes Leben", so beschreibt Wilfried Hahn
den Stellenwert, den Fußball und Schalke für seine Familie haben. Der
59-jährige Innenarchitekt ist seit einem halben Jahrhundert glühender
Anhänger und hat damit seine ganze Familie "infiziert", wie er es
nennt. Seine Frau Jutta begleitet ihn zu allen Spielen. Und auch
seine Kinder und Enkelkinder sind Vereinsmitglieder. "Solche
Emotionen wie beim Fußball erlebst du nirgendwo anders", sagt
Wilfried Hahn.
Thorsten Brunkhorst sieht das genauso. Fußball und Werder Bremen
sind mehr als ein Hobby für den 35-Jährigen: "Es ist mein
Lebenselixier. Hier kann ich so sein, wie ich wirklich bin. Hier bin
ich nicht Thorsten, sondern Tuddi!" Thorsten Brunkhorst hat eine
Spastik auf der linken Körperhälfte und stottert. Je unwohler er sich
fühlt, desto länger sucht er nach Worten. Doch wenn er über Fußball
spricht oder beim Werder-Spiel seine Mannschaft anfeuert, ist diese
Sprachstörung so gut wie weg.
Dies sind zwei Beispiele dafür, wie sinnstiftend Deutschlands
beliebteste Sportart für viele Menschen in unserem Land ist. "Fußball
bietet Gemeinschaft, Freude, Halt und eine Aufgabe", erklärt
Fußballtrainer Christoph Daum. Für die Akteure im Stadion kann das
zur Bürde werden. Er hat selbst gespürt, wie groß die Erwartungen an
ihn waren, als er 2006 von den Fans des 1. FC Köln beim Amtsantritt
als "Messias" gefeiert wurde. "Es kann auch zu viel werden. Nach dem
Training dachte ich noch, dass man diese Erwartungen gar nicht
erfüllen kann."
Der Radio Bremen-Film von János Kereszti, der in der Reihe "Gott
und die Welt" ausgestrahlt wird, zeigt die Bedeutung, die Fußball für
das Leben von Fans haben kann. Dabei wird sichtbar, wie viele
Analogien es zur christlichen Kirche gibt. Die Liturgie im Stadion
ähnelt oft der eines Gottesdienstes. Vom Gesang über "Gebete" bis hin
zum Glaubensbekenntnis zu seinem Verein. In manchen Lebensbereichen
ersetzt der Fußball sogar die Funktion der Kirchengemeinschaft. Aber
eine Religion könne es niemals sein, protestiert Eugen Eckert. Er ist
Stadionpastor in Frankfurt. Als Geistlicher ist er selbst
fußballbegeistert und sieht die Gemeinsamkeiten zur Kirche, aber auch
die entscheidenden Unterschiede: "Fußball kann sinnstiftend und
glücksbringend sein, aber er kann keine Antworten darauf geben, wo
wir herkommen oder was nach dem Tod passiert." Doch wie ist es für
die Fans, ist für sie Fußball ihre Ersatzreligion?
Eine Bremedia Produktion im Auftrag von Radio Bremen für Das
Erste.
Fotos zu dieser Sendung sind unter http://www.ard-foto.de
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Die Sendung steht im Vorführraum des Pressedienstes Das Erste
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