(ots) - Zentralrat der Muslime fordert permanenten
Polizeischutz
Osnabrück. Der Zentralrat der Muslime erlebt nach den
frauenfeindlichen Übergriffen mutmaßlich ausländischer Täter in Köln
eine ungeahnten Welle von Anfeindungen und islamfeindlichen
Hassdelikten. Der Vorsitzende Aiman Mazyek sagte der "Neuen
Osnabrücker Zeitung" (Samstag): "Polizei, Staatsschutz und
Staatsanwaltschaft sind eingeschaltet. Wir erhalten immer mehr
Briefe, Mails und Telefonate, die offen zu unserer Vernichtung
aufrufen und in denen dem Verband mit Anschlägen gedroht wird."
Mazyek forderte, der Zentralrat benötige permanenten
Polizeischutz. "Ich hätte es nie für möglich gehalten zu sagen: Es
reicht nicht mehr, wenn die Polizei von Zeit zu Zeit Streife fährt.
Unsere Mitarbeiter haben richtig Angst, wie sich überhaupt auch viele
muslimische Frauen nicht mehr auf die Straßen trauen."
Mazyek beklagte offene Morddrohungen gegen Vorstand und
Mitarbeiter sowie hasserfüllte Diskussionen in den sozialen Medien.
Rechtsextremisten instrumentalisieren nach seinen Worten die
Silvesternacht, um Stimmung gegen Muslime und Flüchtlinge zu machen
oder offen für Gewalt gegen Ausländer auf den Straßen aufzurufen.
"Gleichzeitig erreicht uns in den letzen Tagen auch eine Welle Mut
machender Mails und Briefe voller Solidarität und Mitgefühl der
Deutschen, die sich mit dieser unhaltbaren Situation nicht abfinden
wollen."
Mit Blick auf die Übergriffe in Köln kritisierte Mazyek, die
Diskussion über Hintergründe und Täter werde "pauschalisierend auf
dem Rücken von Flüchtlingen, Migranten und Muslimen geführt". Er
forderte, stärker zu differenzieren. "Wir müssen das Thema sexuelle
Gewalt in den Mittelpunkt stellen und dabei die Defizite, die es
leider in allen Gesellschaften gibt, offen benennen."Zu diesen
Defiziten zählten zum Beispiel Strafverfolgung und Strafmaß "bei
öffentlichen Rudel-Bildungen , bei denen nicht selten auch sexuelle
Ãœbergriffe passieren". Vielfach gelte es immer noch als
Kavaliersdelikt, einer Frau einen Klaps auf den Hintern zu geben oder
ihr gar in den Schritt zu fassen.
Mazyek forderte die muslimischen Gemeinden auf, Macho-Kulturen,
die es in bestimmten Schichten muslimischer Gesellschaften gibt, zu
thematisieren und deren religiöse Instrumentalsierung "keinen Breit
zuzulassen". Der Islam ehre die Frau. Sie herabzuwürdigen und ihr gar
Gewalt anzutun, sei "eine große Sünde".
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