(ots) - Reporter ohne Grenzen (ROG) fordert den Deutschen
Fußball-Bund auf, sich in der Debatte um den künftigen Präsidenten
des Fußball-Weltverbands FIFA gegen den bahrainischen Kandidaten
Scheich Salman bin Ibrahim Al Chalifa zu positionieren.
Medienberichten zufolge wird sich das DFB-Präsidium am Mittwoch mit
der Frage des künftigen FIFA-Präsidenten beschäftigen.
"Als Mitglied des bahrainischen Königshauses steht Scheich Salman
für ein Regime, das kritische Blogger und Journalisten seit Jahren
gnadenlos verfolgt", sagte ROG-Geschäftsführer Christian Mihr.
"Dieser Mann ist absolut ungeeignet als oberster Repräsentant des
Weltfußballs. Salmans Kandidatur ist ein durchsichtiger Versuch
Bahrains, den Spitzensport zur internationalen Imagepflege zu
instrumentalisieren, während das Regime gleichzeitig gnadenlos gegen
Kritiker im eigenen Land vorgeht."
Die Repressionen Bahrains gegen Fotojournalisten, Kameraleute und
andere Medienschaffende dauern seit dem Beginn einer Protestbewegung
im Februar 2011 bis heute unvermindert an. Immer wieder werden
Journalisten, die über Demonstrationen oder Missstände berichten,
unter fingierten Anschuldigungen vor Gericht gestellt und zu teils
langjährigen Haftstrafen verurteilt. Die erste Repressionswelle 2011
fiel in Scheich Salmans Zeit als Präsident des bahrainischen
Fußballverbands; er soll damals einem Komitee vorgestanden haben, das
an den Protesten beteiligte Sportler identifizierte
(http://t1p.de/9qqf). Viele Sportler wurden verhaftet und
misshandelt, einige werden bis heute unnachgiebig verfolgt
(http://t1p.de/m4h5).
Derzeit sitzen in Bahrain mindestens acht Journalisten sowie fünf
Blogger und Online-Aktivisten wegen ihrer journalistischen Arbeit im
Gefängnis. Besonders häufig werden Fotojournalisten und Kameraleute,
die über "illegale" Demonstrationen berichten, Opfer von
Einschüchterung, willkürlichen Festnahmen und dubiosen Anklagen.
TERRORANKLAGEN UND LANGE HAFTSTRAFEN FÃœR JOURNALISTEN
Zu den jüngsten Opfern der unnachgiebigen Verfolgung gehört Mahmud
al-Dschasiri, Parlamentskorrespondent der unabhängigen bahrainischen
Zeitung Al-Wasat. Er ist seit einer Razzia in seiner Wohnung am 28.
Dezember in Haft; die Behörden beschuldigen ihn der Unterstützung
terroristischer, von der Hisbollah und den iranischen
Revolutionswächtern finanzierter Aktivitäten (http://t1p.de/6n3v). In
seinem letzten Artikel hatte der Journalist einen Tag vor seiner
Verhaftung über einen kontroversen Gesetzentwurf berichtet, der es
beim Entzug der bahrainischen Staatsbürgerschaft ermöglichen soll,
die Wohnungen der betroffenen Familien zu konfiszieren. Bei einer
Verurteilung droht Dschasiri eine lebenslange Haftstrafe.
Im Staatsfernsehen wurde dem Journalisten außerdem vorgeworfen, er
strebe nach dem Sturz der Regierung, habe Kontakte mit einem fremden
Land und unterstütze die ungenehmigte Al-Wafaa-Bewegung sowie die
Koalition des 14. Februar, die seit 2011 friedliche Demonstrationen
unterstützt. Aus Kreisen seiner Zeitung heißt es dagegen, seit seinem
Eintritt in die Redaktion 2012 habe Dschasiri keiner politischen
Bewegung angehört.
Ende November verurteilte ein bahrainisches Strafgericht den
freien Fotograf Sajed Ahmed al-Musawi wegen Terrorismusvorwürfen zu
zehn Jahren Haft und entzog ihm seine Staatsbürgerschaft. Die
Staatsanwaltschaft warf Musawi vor, er habe "terroristischen"
Demonstranten SIM-Karten für Handys zur Verfügung gestellt und Fotos
von Protesten gegen die Regierung gemacht (http://t1p.de/lhfd). Der
Entzug der Staatsbürgerschaft ist mittlerweile eine gängige Strafe
der bahrainischen Behörden etwa für Oppositionelle, Ärzte und
Journalisten (http://t1p.de/3vwk).
MINDERJÄHRIGE BÜRGERJOURNALISTEN IN HAFT
Ebenfalls zu zehn Jahren Haft wurde schon 2014 der international
renommierte Fotograf Ahmed Humeidan verurteilt - wegen angeblicher
Beteiligung an einem Angriff auf eine Polizeiwache. Humaidan hatte
die Protestbewegung immer wieder fotografisch dokumentiert
(http://t1p.de/e5q0).
Unter den weiteren Inhaftierten ist der Schüler Firas al-Saffar
(http://t1p.de/d5i3), der 2014 im Alter von 15 Jahren auf dem Weg zur
Schule verhaftet wurde, weil er ungenehmigte Demonstrationen gefilmt
habe. Hussam Surur war laut dem Bahrain Center for Human Rights bei
seiner Verhaftung im Herbst 2014 erst 17 Jahre alt
(http://t1p.de/4v90). Er hatte Proteste und
Menschenrechtsverletzungen dokumentiert und verbüßt eine zehnjährige
Haftstrafe, weil er einen Beamten angegriffen, an Demonstrationen
teilgenommen und entflammbare Materialien besessen habe
(http://t1p.de/bhjr).
Bahrain hat sich auch einen unrühmlichen Namen damit gemacht,
unliebsame Menschenrechtler und Journalisten mit
Ãœberwachungstechnologie westlicher Firmen wie FinFisher auszuforschen
(http://t1p.de/aqq2).
Auf der Rangliste der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen
steht Bahrain auf Platz 163 von 180 Staaten. Weitere Informationen
zur Lage der Journalisten und Blogger in dem Golfstaat finden Sie
unter www.reporter-ohne-grenzen.de/bahrain/.
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