(ots) -
- Deutsche Unternehmen sind in Branchen besonders stark, die im Iran
steigende Nachfrage erfahren werden
- Iranische Bevölkerung mit großem Qualitätsbewusstsein
- Iranische Bevölkerungsgruppen in Deutschland und Handelsbeziehungen
zur Türkei als Türöffner
- Maschinen, Produktionslinien und Infrastruktur veraltet - großes
Potenzial für Maschinenbauer
- Deutsche Exporte könnten sich verdoppeln - trotz Konkurrenz aus
China
Die Aufhebung der Sanktionen gegen den Iran birgt für deutsche
Unternehmen große Chancen - aber auch einige Risiken. Zu diesem
Schluss kommt der führende Kreditversicherer Euler Hermes in seiner
Studie "Iran - back in the game?".
"Die wirtschaftlichen Potenziale im Iran sind groß, gerade auch
für deutsche Exporteure", sagt Ludovic Subran, Chefvolkwirt bei der
Euler Hermes Gruppe. "Aber ein 'El Dorado', bei dem nach Aufhebung
der Sanktionen sofort das Gold auf der Straße liegt, ist es
realistisch betrachtet auch nicht. Zumindest nicht kurzfristig, denn
der Finanzdienstleistungssektor ist derzeit beispielsweise fast nicht
existent. Mittel- und langfristig wird das Land mit seinen 80
Millionen potenziellen Kunden jedoch sehr interessant werden. Nicht
ohne Grund stehen die ersten Firmen bereits in den Startlöchern."
Warum ausgerechnet für die deutsche Wirtschaft? Dafür gibt es nach
Ansicht von Subran vier Hauptgründe:
"Erstens, die Branchen, in denen deutsche Exporteure besonders
stark sind, werden in den kommenden Jahren eine große Nachfrage
erleben. Zweitens, hat die deutsche Industrie einen hervorragenden
Ruf und steht für Qualität. Der Iran ist eine weit entwickelte
Wirtschaft mit einer zum Großteil hochgebildeten Bevölkerung. Viele
von ihnen würden gerne hochwertige Markenprodukte kaufen, zumal ein
Teil der Bevölkerung den wesentlich höheren Lebensstandard von vor
den Sanktionen kennt. Drittens, lebt in Deutschland eine sehr große
iranische Gemeinde, die mit ihrer Zweisprachigkeit deutschen
Unternehmen den Weg in den Iran ebnen könnte. Und viertens, ist die
Türkei durch ihre langjährigen Handelsbeziehungen ein Türöffner für
den Iran - davon profitieren deutsche Firmen mit Niederlassungen in
der Türkei."
Großer Nachholbedarf: Nahrung, Medizin, Waschmaschine, Auto,
Produktionsanlage, Infrastruktur
Zudem ist der Nachholbedarf groß. Von 2011 bis heute fehlen dem
Iran Importe in Höhe von 30 Milliarden Euro durch die Intensivierung
der Sanktionen. Ausländische Waren wie zum Beispiel Haushaltswaren
sind derzeit sehr schwer zu bekommen, ganz zu schweigen von Autos
oder Maschinen. Sowohl Importe als auch Binnenkonsum werden nach der
Öffnung daher stark anziehen. Durch die Ölvorkommen verfügt der Iran
auch die finanziellen Mittel, diesen Nachholbedarf zu finanzieren.
"In einem ersten Schritt führt dies zu einer steigenden
Befriedigung der Grundbedürfnisse: Nahrung und Gesundheit", sagt
Subran. "Es käme zunächst zu einer wachsenden Nachfrage nach
Lebensmitteln sowie nach Pharmaprodukten zur medizinischen
Versorgung. In einem zweiten Schritt würde die iranische Bevölkerung
neue Autos und die Spülmaschine oder andere Haushaltsgeräte ersetzen.
Wenn eine iranische Familie derzeit also lediglich eine billige
Spülmaschine kaufen kann, die sie häufiger ersetzen muss, wird sie
bald auf hochwertigere und langlebigere Produkte setzen und genau
hier stehen die deutschen Firmen bereits in den Startlöchern. Zudem
sind die Maschinen im produzierenden Gewerbe im Iran veraltet. Die
Nachfrage nach neuen Maschinen sowie Ersatzteilen zur Instandhaltung
der bestehenden Produktionslinien wäre also die logische Folge. Auch
die Infrastruktur im Land ist marode und muss erneuert und
modernisiert werden."
Automobilindustrie, Maschinenbauer, Chemie-, Medizin- und
Pharmaunternehmen, Bau- und Baumaterialfirmen sowie Hersteller von
Konsumgütern und Lebensmitteln haben deshalb nach Ansicht von Euler
Hermes besonders gute Karten.
Deutsche Exporte könnten sich verdoppeln - Konkurrenz kommt aus
China
Dieses Potenzial ist groß, auch wenn Deutschland nur einen Teil
dessen nutzen kann. Im besten Fall könnten sich die deutschen Exporte
in den nächsten Jahren verdoppeln. Konkurrenz kommt allerdings aus
China: China ist bereits seit vielen Jahren sehr proaktiv im Handel
mit dem Iran - sie haben dies sehr geschickt gelöst und sind - anders
als der Westen - nicht an die Sanktionen gebunden.
"Ölexporte aus dem Iran nach China werden beispielsweise in
Renminbi beglichen", sagt Subran. "Dadurch haben viele iranische
Unternehmen und Finanziers hohe Reserven in dieser Währung und sind
quasi dadurch gezwungen chinesische Produkte zu kaufen. Das ist quasi
der Teufelskreis aus Exporten in Renminbi. Mit Aufhebung der
Sanktionen könnte sich das jedoch ändern und die Deutschen könnten -
zusammen mit anderen Nationen - den Chinesen einige Marktanteile
streitig machen."
Hemmnisse: Finanzdienstleistungssektor, Währungs-, Kredit- und
politische Risiken
Allerdings lauern auch noch zahlreiche mögliche Risiken für
Exporteure, insbesondere in vier Bereichen:
"Sanktionen werden in der Regel schrittweise gelockert", sagt
Subran. "Erfahrungsgemäß gehört der Finanzdienstleistungssektor hier
meist zu den letzten. Geldverkehr mit dem Iran wird von den USA
bisher drastisch geahndet. Deshalb warten alle auf die Amerikaner,
hier den ersten Schritt zu tun. Derzeit fehlen im Iran jedoch
Finanzdienstleistungen wie Banken und Versicherungen. Das zweite
Risiko ist das Währungsrisiko. Derzeit herrscht im Iran ein einziges
Währungschaos - das wird auch beim Aufheben der Sanktionen zunächst
weiter bestehen. Unternehmen benötigen hier die Sicherheit, in
welcher Währung sie beispielsweise ihre Geschäfte abschließen."
Zudem bestehen Unsicherheiten im allgemeinen Geschäftsumfeld,
insbesondere durch die Hürden der Bürokratie, die es insgesamt nicht
einfach machen, Geschäfte abzuwickeln. Zudem sehen die Euler Hermes
Experten derzeit ein hohes Kreditrisiko.
"Unternehmensdaten wie Bilanzen sind nur in geringem Umfang
öffentlich zugänglich - Lieferanten kaufen also quasi die Katze im
Sack und haben keine Möglichkeit, die Bonität ihrer Abnehmer zu
bewerten. Ohne entsprechende Informationen oder
Absicherungsmöglichkeiten ist das Risiko hier deshalb enorm. Auch die
juristischen Grundlagen sind derzeit relativ unsicher, Unternehmen
müssen sich also vorsichtig herantasten an Gerichte oder auch die
Handhabung von Insolvenzverfahren."
Außerdem bleibt ein politisches Restrisiko, sowohl auf nationaler
Ebene als auch insgesamt in der Region, nicht zuletzt aufgrund der
Spannungen zwischen Iran und Saudi-Arabien. Zum politischen
Restrisiko zählt auch, inwieweit der iranische Staat selbst auf den
Handel Einfluss nehmen wird nach Aufhebung der Sanktionen. Derzeit
ist beispielsweise unklar, wie und ob die Regierung eine Regulierung
vornehmen wird, beispielsweise durch Importrestriktionen.
Die vollständige englische Studie zum Iran finden Sie auf:
http://ots.de/9p9z5
Ãœber Euler Hermes
Euler Hermes ist weltweiter Marktführer im
Kreditversicherungsgeschäft und anerkannter Spezialist in den
Bereichen Kaution, Garantien und Inkasso. Das Unternehmen verfügt
über mehr als 100 Jahre Erfahrung und bietet seinen Kunden umfassende
Finanzdienstleistungen an, um sie im Liquiditäts- und
Forderungsmanagement zu unterstützen. Über das unternehmenseigene
Monitoringsystem verfolgt und analysiert Euler Hermes täglich die
Insolvenzentwicklung kleiner, mittlerer und multinationaler
Unternehmen. Insgesamt umfassen die Expertenanalysen Märkte, auf die
92% des globalen Bruttoinlandsprodukts (BIP) entfallen. Das
Unternehmen mit Hauptsitz in Paris ist in mehr als 50 Ländern
vertreten und beschäftigt über 6.000 Mitarbeiter. Euler Hermes ist
eine Tochtergesellschaft der Allianz und ist an der Euronext Paris
notiert (ELE.PA). Das Unternehmen wird von Standard & Poor's und
Dagong Europe mit einem Rating von AA- bewertet. 2014 wies das
Unternehmen einen konsolidierten Umsatz von EUR 2,5 Milliarden aus
und versicherte weltweit Geschäftstransaktionen im Wert von EUR 860
Milliarden.
Euler Hermes beschäftigt in Deutschland rund 1.400 Mitarbeiter, am
Hauptsitz in Hamburg sowie in weiteren Niederlassungen in
Deutschland.
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