(ots) -
Mittwoch, 27. Januar 2016, 22:45 Uhr
ZDFzoom
Polizei in Not
Ãœberlastet und kaputt gespart?
Film von Ron Boese, Carsten Thurau und Bernd Weisener
Immer mehr Einsätze, immer weniger Personal - die Polizei in
Deutschland ist in Not. In den vergangenen Jahren wurden mehr als 16
000 Stellen gestrichen. Viele Polizisten arbeiten am Limit.
Flüchtlingsheime müssen geschützt werden. Die Beamten fehlen jedoch
dadurch an anderer Stelle. Polizisten erzählen, dass es gerade im
ländlichen Bereich mitunter Stunden dauert, bis eine Streife an einem
Einsatzort eintrifft. Schuld sei die Personalnot.
Für die Gewerkschaft der Polizei ist das ein unhaltbarer Zustand. Der
stellvertretende Bundesvorsitzende Jörg Radek fordert mehr Personal:
"Ich glaube, dass es nicht flächendeckend zu einem Versagen der
Polizei kommt, ist einzig und allein dem Leistungsvermögen jedes
Einzelnen in der Polizei geschuldet. Dass dort Polizei zusammenrückt,
dass man der Not gehorcht und sich gegenseitig unterstützt, das,
glaube ich, sorgt dafür, dass Polizei zurzeit in Deutschland noch
funktioniert."
In vielen Bundesländern beginnt jetzt ein Umdenken. Künftig wollen
sie wieder mehr Polizeibeamte einstellen. Doch bevor diese in den
Dienst eintreten können, vergehen noch mindestens drei Jahre -
solange dauert in der Regel die Ausbildung. Manche Bundesländer - wie
beispielsweise Sachsen oder das Saarland - setzen deshalb zusätzlich
auf sogenannte Wach- oder Hilfspolizisten.
Der sächsische Innenminister Markus Ulbig (CDU) spricht von einer
dringend notwendigen Übergangslösung: "Viele Kollegen sind natürlich
sehr stark belastet, gerade in dem Bereich der Bereitschaftspolizei
haben Kollegen sehr viele Ãœberstunden. Und deswegen ganz klar: Wir
brauchen mehr Personal, wir brauchen mehr Polizei. Aber in der
Ãœbergangszeit soll die Wachpolizei die Kollegen entlasten."
Ihre Ausbildung dauere nur wenige Monate, sie könnten dann schnell
eingesetzt werden und die vorhandenen Polizeibeamten unterstützen.
Andere Bundesländer - wie beispielsweise Rheinland-Pfalz - lehnen
solche Hilfspolizisten jedoch kategorisch ab. Die bisherige
dreijährige Ausbildung habe sich bewährt, sagt das dortige
Innenministerium. Stattdessen will man in Rheinland-Pfalz
Polizeibeamte bitten, länger zu arbeiten. Beamte, die eigentlich in
Pension gehen dürften, würden ihren "Ruhestandsbeginn" um bis zu drei
Jahre hinausschieben.
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