(ots) - Mindestens 140.000 Mietwohnungen jährlich
zusätzlich in den Ballungszentren - Vorteile des seriellen Bauens
nutzen: Schnell, nachhaltig und kostengünstig - Kostentreibende
Vorschriften überdenken.
"Wir brauchen in Deutschland bis 2020 pro Jahr mindestens 140.000
neue Mietwohnungen zusätzlich, um den zunehmenden Bedarf an
kostengünstigem Wohnraum vor allem in unseren Ballungszentren zu
decken. Davon allein 80.000 im sozialen Wohnungsbau. Den Gesamtbedarf
schätzen wir jährlich mit 400.000 Wohnungen". Diese Auffassung
vertraten der Vizepräsident Wirtschaft des Hauptverbandes der
Deutschen Bauindustrie (HDB), Dipl.-Ing. Marcus Becker, und der
Präsident des GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und
Immobilienunternehmen, Axel Gedaschko, heute auf der gemeinsamen
Veranstaltung "Serielles Bauen - vom Prototyp zur Serie" in Berlin.
Um diese wohnungsbau- wie auch sozialpolitische Herausforderung zu
meistern, müssten Bau- und Wohnungswirtschaft stärker auf die
Vorteile seriellen Bauens setzen. Dies heiße: In Ergänzung zur
Einzelfertigung - Entwicklung von Prototypen, die deutschlandweit
schnell und kostengünstig in Serie umgesetzt werden könnten.
Um die Vorteile seriellen Bauens zu nutzen, bieten sich für Becker
vor allem zwei Wege an: "Zum einen können die Unternehmen der
deutschen Bauindustrie in konventioneller Bauweise durch die
Optimierung der Wohnungsgrundrisse mit hohem Wiederholungsgrad,
verbunden mit einem verstärkten Einsatz von Fertigelementen,
erhebliche Kostenvorteile erzielen". Zum anderen sieht Becker in der
Modul- bzw. Systembauweise eine Alternative auch für Wohngebäude:
"Auch Module können - qualitativ hochwertig, aber dennoch
kostengünstig - maßgeblich zur schnellen Beseitigung von
Wohnraum-Engpässen in unseren Kommunen beitragen. Dies ist möglich,
weil beim systematisierten Bauen viele Teile bis hin zu ganzen
Wohnmodulen industriell vorgefertigt und anschließend auf der
Baustelle montiert werden. Ein hoher Wiederholungseffekt senkt die
Baukosten", erläuterte Becker.
"Serielles Bauen muss zu tragbaren Kosten, aber auch in hoher
Qualität erfolgen, damit der neu geschaffene Wohnraum als
Bereicherung der Stadtquartiere erlebt wird. Deshalb ist die
frühzeitige Kooperation von Bauwirtschaft, Planern und
Wohnungsunternehmen wichtig", erklärte GdW-Präsident Gedaschko. In
einer aktuellen Umfrage erklärten über 70 Prozent der befragten
GdW-Unternehmen, Interesse an Typenbau und Typengenehmigungen zu
haben. Rund 50 Prozent der Befragten planen, künftig seriell oder
modulare Elemente beim Bau einzusetzen.
Darüber hinaus sehen Becker und Gedaschko auch die Politik am Zug.
"Als die Bundesregierung im Herbst vergangenen Jahres die soziale
Wohnraumförderung auf eine Milliarde Euro verdoppelt hat, gab es
bereits die ersten Rufe der Länder nach mehr. Dass
Bundesbauministerin Barbara Hendricks jetzt die Förderung abermals
auf dann zwei Milliarden Euro bis 2020 verdoppeln will, ist aus
unserer Sicht nur zu begrüßen. Der Bedarf ist allemal gegeben. Helfen
könnte auch die befristete Wiedereinführung der degressiven
Abschreibungen für Mietwohnungen sowie als Alternative zu den
Abschreibungsmöglichkeiten eine gleichwertige Investitionszulage für
Wohnungsunternehmen. Wichtig ist jedoch, dass die Länder diese
Förderung nicht durch gleichzeitige Anhebung der Grunderwerbsteuer
konterkarieren und die Mittel zügig für den Wohnungsbau einsetzen",
erklärten Becker und Gedaschko. Sie forderten außerdem, dass über
eine gezielte Liegenschaftspolitik schnell und unkompliziert
Grundstücke für den Wohnungsbau bereitgestellt werden müssten.
GdW-Präsident Axel Gedaschko appellierte darüber hinaus an die
Stadtgesellschaft und -politik: "Wir müssen gemeinsam für ein
positives Neubauklima in Deutschland sorgen. Denn nur durch gezielten
Wohnungsneubau können wir die aktuellen Herausforderungen bewältigen.
In diesem Zusammenhang verwies Gedaschko darauf, dass die derzeit
häufig genannte Zahl von 1,7 Mio. leerstehenden Wohnungen in
Deutschland aus dem Jahr 2011 völlig veraltet ist. "Wir können heute
davon ausgehen, dass es maximal 700.000 wirklich am Markt verfügbare
Wohnungen gibt - und diese sind bei weitem nicht alle gut
infrastrukturell angebunden oder in Regionen, wo man sie einfach
nicht braucht".
Gleichzeitig weisen Becker und Gedaschko darauf hin, dass sich
Kostensenkungseffekte auch durch bauordnungsrechtliche Anpassungen
erzielen lassen. "Alle kostentreibenden Vorschriften müssen auf den
Prüfstand, seien es Energieeinsparungs- und Lärmschutzstandards,
Regelungen über Abstandsflächen oder die Bereitstellung von
Stellplätzen wie auch Vorschriften zur Fassaden- und Dachbegrünung.
Statt jedoch über einzelne Vorschriften in zig verschiedenen
Landesbauordnungen zu diskutieren, sollten wir längerfristig zu einer
bundeseinheitlichen Musterbauordnung kommen, wie sie die
Baukostensenkungskommission des Bundesbauministerium empfohlen hat",
fordern die Präsidenten.
Pressekontakt:
Ansprechpartner: Dr. Heiko Stiepelmann
Funktion: Leiter Kommunikation / Pressesprecher
Tel: 030 - 21286 140, Fax: 030 - 21286 189
E-Mail: Heiko.Stiepelmann(at)bauindustrie.de