(ots) - Drei Viertel der Deutschen gehen davon aus, dass
die Nähe der Politik zur Automobilindustrie zu Lasten der Verbraucher
geht. Das ergab eine repräsentative Umfrage des Forschungsinstituts
YouGov im Auftrag des NABU. Demnach erwecken der aktuelle
Abgas-Skandal sowie die immer höheren Abweichungen zwischen
offiziellen Verbrauchsangaben und tatsächlichem Kraftstoffbedarf den
Eindruck, dass Politik und staatliche Behörden ihrer Kontrollfunktion
nicht hinreichend nachkommen. 79 Prozent der Befragten erwarten, dass
die Fahrzeuge die vom Hersteller angegebenen Werte auch tatsächlich
einhalten. Doch die Realität sieht anders aus: Bislang überprüft das
zuständige Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) nicht unter realen
Fahrbedingungen, wie hoch die Emissionen von Autos auf der Straße
tatsächlich sind.
Außerdem wird insbesondere beim Diesel die Kritik lauter: 58
Prozent der Bundesbürger stimmen laut Umfrage zu, Dieselfahrzeuge
nötigenfalls mit einem Einfahrverbot in die Innenstädte zu belegen,
um dort die Luftqualität zu verbessern.
NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller: "Während Behörden in
Frankreich, Belgien, Großbritannien und den USA mit der Aufklärung
des Abgasskandals Ernst machen, zeichnet sich Bundesverkehrsminister
Alexander Dobrindt durch Untätigkeit aus. Er hält immer noch seine
schützende Hand über die Autokonzerne und die Ergebnisse seiner
Untersuchungskommission bleiben unter Verschluss. Diese
Blockadehaltung Dobrindts schadet der menschlichen Gesundheit und dem
Klima." Der Minister müsse endlich die Karten auf den Tisch legen,
auch wenn es damit für weitere Hersteller schmerzhaft werde.
Ungereimtheiten bei den Abgaswerten und durchschnittliche
Mehrverbräuche von mittlerweile rund 40 Prozent belasten nicht nur
das Klima, die Gesundheit und den Geldbeutel der Menschen, sondern
auch das Vertrauen in den Aufklärungswillen der Politik.
Dietmar Oeliger, Leiter Verkehrspolitik: "Unsere Umfrage zeigt
klar, dass der Diesel im Zuge des Abgas-Skandals deutlich an
Zustimmung verloren hat. Die Hersteller sollten sich fragen, wie
lange sie diesen europäischen Sonderweg noch weiter gehen wollen,
statt ihr gesamtes Know-how endlich auf die Entwicklung wirklich
emissionsarmer Fahrzeuge zu konzentrieren. Auch in der Autoindustrie
gilt das Sprichwort: Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben." Da
die Abgasbelastung in Innenstädten nach wie vor deutlich zu hoch sei,
sei es nur eine Frage der Zeit, bis die Städte die Notbremse zögen
und Diesel-Fahrzeugen mit schlechten Abgaswerten die Einfahrt
verweigerten. Metropolen wie London, Paris, Oslo oder Madrid
verfolgten bereits entsprechende Ansätze.
Alle Daten, soweit nicht anders angegeben, sind von der YouGov
Deutschland AG bereitgestellt. An der Befragung zwischen dem 08. und
dem 11. Januar 2016 nahmen 2035 Personen teil. Die Ergebnisse wurden
gewichtet und sind repräsentativ für die deutsche Bevölkerung (Alter
18+).
Mehr Infos:
www.nabu.de/news/2016/01/20100.html
https://www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/verkehr/
Pressekontakt:
Dietmar Oeliger, Leiter Verkehrspolitik, Tel. 030-284984-1613, Mobil
+49 (0)172-9201823, E-Mail: Dietmar.Oeliger(at)NABU.de
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