(ots) - Der Kampf gegen den Terror muss sich stärker auf
dessen Finanzquellen und Verbindungen zur organisierten Kriminalität
konzentrieren. Darin waren sich Wissenschaftler auf einer
Expertentagung der NATO Defense College Foundation (NDCF) und der
Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) in Berlin einig.
An der Tagung nahmen internationale Experten wie Peter Neumann vom
Londoner King's College, Louise Shelley von der George Mason
Universität und Tom Keatinge, Direktor des "Centre for Financial
Crime and Security Studies" in London, teil.
Die Anschläge in Paris hätten gezeigt, dass sich die europäischen
IS-Terrorzellen unabhängig vom IS in Syrien und Irak finanzieren. Die
Täter in Paris seien finanziell autark gewesen, so der französische
Sicherheitsexperte Alain Juillet. Sie finanzierten sich über
kleinkriminelle Aktivitäten wie den Verkauf gefälschter
Markenartikel, geschmuggelte Zigaretten, Drogenhandel sowie Überfälle
auf Tankstellen und Supermärkte. Wer den IS-Terror in Europa wirksam
bekämpfen will, müsse hier ansetzen.
Der Handel mit Öl spielt für die Finanzierung des IS eine weitaus
geringere Rolle als angenommen. Das ergaben Untersuchungen des
IS-Forschers Aymenn Al-Tamimi. Der Brite mit irakischen Wurzeln hat
zahllose interne IS-Dokumente ausgewertet, die ihm aus dem
Herrschaftsgebiet der Terrororganisation zugespielt wurden. Al-Tamimi
berät Sicherheitspolitiker und -behörden in Großbritannien und
anderen europäischen Staaten.
Ihm vorliegende Dokumente hätten ergeben, dass etwa ein Fünftel
der IS-Einnahmen auf den Handel mit Öl zurückgingen. Viel wichtiger
seien Steuern und Beschlagnahmungen. Außerdem drücke der IS beim
Schwarzmarkthandel mit Antiquitäten, Zigaretten und anderen Gütern
ein Auge zu und lasse sich dafür bezahlen. Schmuggler könnten gegen
eine entsprechende Gebühr so genannte Checkpoints unbehelligt
passieren. Die Fokussierung auf Öl werde der Komplexität des
IS-Finanzierungssystem nicht gerecht.
Der Terror macht keinen Halt vor Grenzen. Deshalb warnten mehrere
Teilnehmer der Tagung vor einer nationalen Abschottung und neuen
Mauern zwischen den Staaten. Der Kampf gegen den IS erfordere nicht
weniger, sondern mehr Zusammenarbeit der Sicherheitsbehörden auf
europäischer und globaler Ebene.
Die NATO Defense College Foundation als Non-Profit Organisation
wurde von den Führungskräften des NATO Defense College mit dem Ziel
gegründet, im Rahmen der Arbeit eines Thinktanks unabhängig von der
Agenda des NATO Defense Colleges zu arbeiten und dabei
zukunftsgerichtet unkonventionelle Themen aufzunehmen und Wege zu
gehen. Dies jedoch immer in enger Verbindung mit den Prinzipien der
Mutterorganisationen.
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