(ots) - Zahl der Diabetes-Erkrankungen bei Kindern
steigt jährlich um vier Prozent
Thomas Danne, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Diabeteshilfe:
"Das ist für uns ein Puzzlespiel"
Osnabrück. Etwa 30.000 Kinder in Deutschland leiden an der
Autoimmunkrankheit Typ-1-Diabetes. "Uns erschreckt dabei besonders,
dass die Zahl jedes Jahr etwa um vier Prozent zunimmt", sagt
Professor Thomas Danne, Chefarzt des Kinderkrankenhauses auf der Bult
in Hannover und zugleich Vorstandsvorsitzender der Deutschen
Diabeteshilfe, im Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung"
(Montag). Woran das liegt, können sich Mediziner und Wissenschaftler
weltweit bisher nicht erklären: "Damit kann man noch einen Nobelpreis
gewinnen. Im Moment ist es für uns ein Puzzlespiel."
Um Strategien zu entwickeln, wie das Fortschreiten der Krankheit
und damit die völlige Zerstörung der Insulinproduktion im Körper
aufgehalten werden kann, sollen Kinder im Rahmen einer Studie schon
möglichst früh auf Diabetes-Antikörper getestet werden. "Den Eltern
wird während der U-Untersuchung im Alter zwischen zwei und fünf
Jahren eine Blutentnahme angeboten, mit der die Kinder auf die
Antikörper getestet werden. Wir sind froh, dass es die Untersuchungen
bald in Niedersachsen geben wird", sagt Prof. Danne. Starten soll die
sogenannte "Fr1dolin"-Studie noch in diesem Jahr. "Die Studie wurde
von der Ethik-Kommission in Hannover Ende Januar genehmigt. Insofern
steht dem Start nur noch Organisatorisches im Wege." Weil es sich um
eine Studie handle, sei die zusätzliche Untersuchung kostenlos. Neben
dem Diabetes-Test werden die Kinder auch auf
Fettstoffwechselstörungen untersucht.
Im Bezug auf die baldige Heilbarkeit von Diabetes ist der
Vorstandsvorsitzende der Deutschen Diabeteshilfe eher skeptisch. "Es
gibt noch keine gute Lösung, wie das Immunsystem so abgelenkt werden
kann, dass verpflanzte insulinproduzierende Zellen vom Immunsystem
nicht wieder kaputt gemacht werden. Wenn wir umgekehrt das
Immunsystem komplett unterdrücken, gibt es so viele Nebenwirkungen,
dass es einfacher ist, Insulin zu spritzen. Ich glaube deshalb eher
an eine technische Lösung wie die künstliche Bauchspeicheldrüse."
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