Lügen ist ein komplexer Vorgang. Er erfordert Konzentration, Kreativität, Anstrengung, Strategie und ein gutes Maß an Selbstkontrolle. Genau dieser Umstand liefert uns hilfreiche Hinweise, die uns eine Täuschung erkennen lassen.
(firmenpresse) - Es passiert jeden Tag. Manchmal ist es nur die kleine Notlüge, die eine Situation komfortabler machen oder eine Verletzung vermeiden soll. Manchmal ist es die handfeste Lüge, die in die Irre führen soll. Jeder von uns kennt das ungute Gefühl, dass uns fragen lässt: „Stimmt hier alles?“ Das ist der Moment in dem wir uns wünschen, in dem Anderen lesen zu können wie in einem Buch. Um die Wahrheit zu erfahren? Vielleicht. Um die eigene Unsicherheit zu vertreiben? Ganz sicher.
Lügen ist ein komplexer Vorgang. Er erfordert Konzentration, Kreativität, Anstrengung, Strategie und ein gutes Maß an Selbstkontrolle. Der Lügner muss sich eine plausible Story überlegen, die auch gezielteren Nachfragen standhält. Das verursacht Stress. Dieser Stress ist für Sie als Beobachter erkennbar. Er drückt sich im Gesicht eines Menschen als Mikroexpression aus.
Das Lesen von Mikroexpressionen im Gesicht eines Gesprächspartners hilft Ihnen bei der Einschätzung des Wahrheitsgehaltes seiner Aussage. Allerdings nicht nur dabei. Grundsätzlich erlaubt uns dieser Vorgang andere Menschen auf nonverbaler und emotionaler Ebene besser, oder überhaupt zu verstehen.
Mikroexpressionen sind kleine mimische Veränderungen. Sie zeigen sich nur für den Bruchteil einer Sekunde und geben Hinweise über unbewusste oder unterdrückte Emotionen. Diese Mimik richtig zu lesen unterstützt Sie darin, schnell zu erkennen, wie sich andere Menschen wirklich fühlen oder welche Wirkung Ihre Reaktion beim Anderen erzeugt.
Forscher haben über 10.000 Mikroexpressionen in der Mimik identifiziert und sie unseren Grundgefühlen Trauer, Ekel, Überraschung, Wut, Angst, Freude und Verachtung zugeordnet. Diese Grundemotionen werden über Hirnsignale von 43 Gesichtsmuskeln ausgedrückt und auf diese Weise sichtbar. Ziel ist es, diese emotionalen und non-verbalen Signale zu erkennen, richtig zu interpretieren und angemessen damit umzugehen.
Hier ein Beispiel für eine Mikroexpression: der Pinocchio-Effekt ist eine Stressreaktion, die Veränderungen an der Nase hervorruft. Beim Lügen setzt der Körper Hormone frei, die den Blutfluss in der Nase intensivieren. Sie erwärmt sich, schwillt dadurch geringfügig an und wächst um winzige Bruchteile. Es kann zu einer leichten Rötung der Haut kommen. Oft fasst sich die Person dadurch häufiger als sonst an die Nase. Aber Achtung, stellen Sie sicher, dass es sich nicht um eine simple Erkältung handelt. Sie merken, das Erkennen von Mikroexpressionen erfordert ein gewisses Maß an Übung und sensible Beobachtungsgabe.
Freude drückt sich über eine Weitung der Pupillen aus. Gleichzeitig werden die Jochbeinmuskeln aktiviert, heben das Gesicht und verleihen ihm einen neuen Ausdruck. Sagt Ihr Gesprächspartner nun: „Das interessiert mich nicht.“ – dann wissen Sie, dass etwas nicht stimmt.
Hier einige hilfreiche Schlüsselmerkmale zum Erkennen einer Lüge:
•Verhaltensänderung
•Emotionen
•Disharmonie
•Stressanzeichen
•Verhaltenskontrolle
Auch in der Mitarbeiterführung ist das Lesen von Mikroexpressionen durchaus hilfreich. Stellen Sie sich vor, Sie möchten eine wichtige strategische Aufgabe an einen Mitarbeiter delegieren. Mikroexpressionen können einen Hinweis darauf geben, ob der Mitarbeiter sich die Aufgabe zutraut oder der Übernahme der Aufgabe tatsächlich zustimmt. Beides hat Einfluss auf die Qualität mit der die Aufgabe erledigt wird. Sollte er sagen: “Das geht schon klar.” aber seine Mikroexpressionen zeigen Anzeichen von Angst oder Widerstand besteht Klärungsbedarf. Vielleicht ist das Ziel der Aufgabe noch unklar oder der Mitarbeiter befürchtet eine Überlastung. Hier sind Sie als Kollege, Führungskraft und professioneller Gesprächspartner gefordert.
Die Entlarvung einer Lüge sollte nicht zwangsläufig in eine Konfrontation führen. Viel wichtiger kann es sein, erst einmal zu überlegen, was meinen Gesprächspartner veranlasst zu lügen. Stellen Sie die Frage nach dem Motiv. Häufig führt Sie das auf die richtige Spur. Gibt es eine positive Absicht, um eine Kränkung zu vermeiden? Sind Unsicherheit oder Angst die Auslöser? Natürlich kann es sich auch um eine gezielte Manipulation handeln. Ein besseres Verständnis der Motivlage erlaubt es Ihnen, Ihre eigene Reaktion genau zu überdenken, angemessene Maßnahmen einzuleiten und sich bei Bedarf selbst zu schützen.
Wie denken Sie darüber, ist Lügen als Eigenschaft grundsätzlich zu verurteilen oder manchmal hilfreich? Lügen begleiten unseren Alltag. Sie sind menschlich. Ob sie notwendig sind und welchen Einfluss auf unsere Beziehungen wir damit in Kauf nehmen, ist eine Frage die jeder selbst beantworten darf.
LebensWERT Beratung
Gegründet 2006 mit dem Schwerpunkt "Change Management". Die Inhaberin, Astrid Mai, verfügt über mehr als 20 Jahre Erfahrung als Führungskraft, Berater und Coach. Sie ist Mitglied in verschiedenen Fachverbänden und berät regelmäßig große Unternehmen und Führungskräfte.
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