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Experten empfehlen vereinfachten und bundesweit einheitlichen Zugang für Flüchtlinge zu medizinischer Grundversorgung

ID: 1317107

(ots) -

- Kommission der Robert Bosch Stiftung veröffentlicht Dossier zur
Gesundheitsversorgung von Flüchtlingen
- Experten raten zu mehr medizinischem Personal und psychosozialer
Betreuung in Erstaufnahmeeinrichtungen
- Kommissionsvorsitzender Armin Laschet: "Ein vereinfachter Zugang
zu medizinischen Leistungen entspricht einem menschenwürdigen
Umgang mit Flüchtlingen und ist langfristig auch günstiger für
die Gesellschaft."

Die gesundheitliche Versorgung von Flüchtlingen erfüllt derzeit an
vielen Punkten nicht die gesetzlichen Mindeststandards. Zu diesem
Schluss kommt ein heute erschienenes Dossier der Robert Bosch
Expertenkommission zur Neuausrichtung der Flüchtlingspolitik. Ein
erster wichtiger Schritt kann nach Meinung der Experten eine
bundesweite Umstellung auf eine verbindliche Gesundheitskarte sein.
Bisher muss vielerorts bei jeder einzelnen Behandlung ein
Krankenschein bei den Gesundheits- und Sozialämtern beantragt und
durch die behandelten Ärzte abgerechnet werden. Im Vergleich dazu
könne die Gesundheitskarte Bürokratie abbauen und Kosten vermeiden,
wie Erfahrungen aus Bremen und Hamburg zeigen.

"Wir können und müssen den Zugang zu medizinischen Behandlungen
für Flüchtlinge auf einem guten Niveau vereinheitlichen und
vereinfachen: Das entspricht einem menschenwürdigen Umgang mit
Flüchtlingen und ist langfristig auch günstiger für die
Gesellschaft", sagt Armin Laschet, Vorsitzender der Robert Bosch
Expertenkommission zur Neuausrichtung der Flüchtlingspolitik.

Darüber hinaus rät die Kommission zu einer bundeseinheitlichen
Grundversorgung, deren Umfang durch ein Expertengremium festgelegt
werden soll. Entgegen häufig geäußerter Bedenken sei eine
Grundversorgung auf gutem Niveau mit weniger Kosten verbunden als die




gegenwärtige Praxis. Das belegen aktuelle Studien. Bislang haben
Asylbewerber und Flüchtlinge in den ersten 15 Monaten keinen Anspruch
auf volle medizinische Leistungen, sondern nur auf eine
Notversorgung. Das führe unter anderem dazu, dass präventive
Impfungen wie die gegen Tuberkulose oft erst nach Monaten
durchgeführt würden. Gerade in den stark belegten
Gemeinschaftsunterkünften steige so die Ansteckungsgefahr.

Um eine gute gesundheitliche Versorgung von Flüchtlingen bereits
in Erstunterkünften zu gewährleisten, muss dort zudem die Zahl der
Sozialarbeiter und Ärzte aufgestockt werden, so die Experten. Dafür
solle auch auf bislang nicht ausgeschöpfte Ressourcen zurückgegriffen
werden, wie beispielsweise Ärzte im Ruhestand oder Medizinstudenten
im Praktischen Jahr. Vor allem traumatisierte Flüchtlinge seien
derzeit unterversorgt und erhalten nicht die nach EU-Recht
erforderliche medizinische Hilfe. Ein Ausbau der
Behandlungsmöglichkeiten helfe dabei, langfristigen Erkrankungen und
damit Folgekosten vorzubeugen.

Das Themendossier, das heute veröffentlicht wird, ist die vierte
Publikation aus einer Reihe von Veröffentlichungen. Bereits
erschienen sind die Dossiers zu den Themen Sprache, Bildung und
Wohnen. Einen umfassenden Abschlussbericht wird die Kommission im
Frühjahr 2016 vorlegen.

"Jetzt ist die Zeit, in der wir die Weichen richtig stellen
müssen, damit unsere Gesellschaft die Herausforderungen der
Flüchtlingszuwanderung erfolgreich meistern kann", sagt Uta-Micaela
Dürig, Geschäftsführerin der Robert Bosch Stiftung. "Deshalb bringen
wir Experten und Entscheider aus unterschiedlichen Bereichen
zusammen, damit über sinnvolle Maßnahmen diskutiert und wirkungsvolle
Lösungen entwickelt werden können."

Mit der im März 2015 einberufenen Robert Bosch Expertenkommission
zur Neuausrichtung der Flüchtlingspolitik unter Vorsitz von Armin
Laschet hat die Stiftung zehn hochrangige Vertreter aus Politik,
Wirtschaft und Gesellschaft zusammengebracht, um konkrete
Handlungsoptionen und Reformvorschläge für die deutsche
Flüchtlingspolitik zu entwickeln. Über Anhörungen, Gespräche und
Gutachten bindet die Kommission bedarfsorientiert wissenschaftliche,
politische und ethische Expertise von Akteuren und Experten in ihre
Arbeit ein und versteht sich dabei als parteipolitisch unabhängiger
Berater.

Mitglieder der Kommission sind
- Armin Laschet (Vorsitz), Stellvertretender
Bundesvorsitzender der CDU und ehemaliger
Integrationsminister des Landes Nordrhein-Westfalen
- Heinrich Alt, Bundesagentur für Arbeit
- Günter Burkhardt, Geschäftsführer Pro Asyl
- Peter Clever, Mitglied der Hauptgeschäftsführung der
Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände
- Dr. Michael Griesbeck, Vizepräsident des Bundesamtes für
Migration und Flüchtlinge, Nürnberg
- Prof. Dr. Renate Köcher, Geschäftsführerin des Instituts für
Demoskopie Allensbach
- Dr. Ulrich Maly, Oberbürgermeister der Stadt Nürnberg und
Vize-Präsident des Deutschen Städtetags
- Bilkay Öney, Ministerin für Integration des Landes
Baden-Württemberg, Stuttgart
- Roland Preuß, Süddeutsche Zeitung
- Hans Peter Wollseifer, Präsident des Zentralverbands des
Deutschen Handwerks
- Prof. Dr. Christine Langenfeld, Vorsitzende des
Sachverständigenrats deutscher Stiftungen für Integration
und Migration (Gast)

Das Themendossier finden Sie unter
www.bosch-stiftung.de/fluchtundasyl

Die Robert Bosch Stiftung gehört zu den großen
unternehmensverbundenen Stiftungen in Europa. Sie investiert jährlich
rund siebzig Millionen Euro in die Förderung von ca. 800 eigenen und
fremden Projekten aus den Gebieten der Völkerverständigung, Bildung,
Gesellschaft und Kultur sowie Gesundheit und Wissenschaft. Insgesamt
hat die Stiftung seit ihrer Gründung 1964 mehr als 1,2 Milliarden
Euro für ihre gemeinnützige Arbeit eingesetzt.

Die Robert Bosch Stiftung setzt die gemeinnützigen Ziele des
Firmengründers und Stifters Robert Bosch (1861-1942) fort. Sie hält
rund 92 Prozent der Geschäftsanteile an der Robert Bosch GmbH und
finanziert sich aus den Dividenden, die sie aus dieser Beteiligung
erhält. Die Stiftung hat ihren Sitz im ehemaligen Stuttgarter
Wohnhaus von Robert Bosch. Dort und in ihrer Berliner Repräsentanz
beschäftigt sie rund 140 Mitarbeiter.



Pressekontakt:
Michael Herm
Pressereferent
Strategische Kommunikation
Robert Bosch Stiftung GmbH
Telefon: 0711/46084-290
Fax: 0711/46084-10290
michael.herm(at)bosch-stiftung.de


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Datum: 04.02.2016 - 11:00 Uhr
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