(ots) - Der kremltreue russische TV-Sender Rossija-24
jubelt: "Bayern baut seine Beziehungen mit Moskau aus." Ja, freilich,
und es wäre kein Wunder, der Landkreis Fürstenfeldbruck würde das
demnächst auch probieren. Spaß beiseite. Dergleichen hat Tradition,
wenngleich Niveau und Unterhaltungswert früher noch höher lagen. Am
zweiten Weihnachtsfeiertag 1987 schockierte Franz Josef Strauß seine
engsten Vertrauten mit der Nachricht, man werde sofort zu Gorbatschow
fliegen. Gesagt, getan. Strauß steuerte die Cessna bei schwerem
Wetter eigenhändig. Vor Seehofers Reise hatte Außenminister
Steinmeier lächelnd erklärt, er sehe den Bayern nicht als Konkurrenz.
So ist es. Wer Seehofers Visite als Kanzlerinnendämmerung oder
Vorboten einer Trennung der Schwesterparteien à la Kreuth 1976
deutet, sieht weiße Mäuse. Seehofer macht Druck und erzeugt Wellen,
aber das ist nicht schlimm, vielleicht sogar von Vorteil. Für
Seehofer, der bei manchen sein Renommee steigert, für Putin, der gute
Nachrichten braucht, weil sein Land aufgrund des sinkenden Ölpreises
wirtschaftlich schlingert, für die bayerische Wirtschaft, weil sie in
der Hoffnung auf ein Ende der gegen Moskau gerichteten Sanktionen
bessere Laune bekommt. Und Merkel soll's recht sein. Von Seehofer
droht ihr letztlich keine wirkliche Gefahr. Im Gegenteil, er
fungiert, gewollt oder nicht, als Blitzableiter und Katalysator.
Nicht zuletzt hilft es Bayern und Rest-Deutschland generell, dass der
Gesprächsfaden mit Russland nicht abreißt. Denn ohne Moskau wird es
weder in der Ukraine, noch in Syrien - und damit in der
Flüchtlingsfrage - zu Lösungen kommen.
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Wolfgang Bürkle
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