(ots) - In Europa empört man sich heftig und zu Recht über
den türkischen Despoten Erdogan: Dieser nutze die Schlüsselrolle
seines Landes in der Flüchtlingskrise schamlos aus, um seine Kritiker
zum Schweigen zu bringen. Indes: Diese Schelte ist allzu häufig
wohlfeil. Solange sich so viele europäische Regierungen weigern,
Flüchtlinge aufzunehmen, solange wäre es besser, Europa schwiege zu
Erdogans Moral.
Die Türkei ächzt nämlich, ebenso wie andere Anrainer Syriens, viel
stärker als Zentraleuropa unter dem Flüchtlingsstrom. Warum also
sollte die Türkei die Flüchtlinge in ihren hoffnungslos überfüllten
und heruntergekommenen Lagern gegen deren Willen festhalten, wenn
diese unbedingt nach Europa wollen? Auch am Bosporus gibt es
Menschen, die sich gegen die vielen Fremden im Land wehren.
Merkel setzt nun erkennbar auf eine Doppel-Strategie in der
Flüchtlingsfrage: Die Türkei soll aus dem reichen Europa Milliarden
erhalten, um die Heimatlosen besser zu versorgen. Die Europäer sollen
der Türkei zudem Jahr für Jahr ein gewisses Kontingent an
Flüchtlingen "abnehmen". Das würde diesen Menschen die
lebensgefährliche Flucht übers Meer ersparen, so die Hoffnung.
Dass sich viele europäische Regierungen angesichts der syrischen
Apokalypse weiterhin aus nationalistischen und populistischen Gründen
gegen Flüchtlinge sperren, ist eine Schande. Die Hilfsbereiten haben
alles Recht, das anzuprangern.
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