(ots) - Ein solcher Überredungsversuch, oder Ähnliche wie:
"Ach, etwas Alkohol ist doch nicht schlimm, das ist doch wie
Medizin!" sind oft zu hören, wenn ein Mensch auf das Angebot eines
alkoholischen Getränks mit Ablehnung reagiert.
Diejenigen, die dann konsequent bleiben wollen, fühlen sich in
vielen Fällen wie unter "Rechtfertigungszwang". Oft spüren sie sogar
die Notwendigkeit, sich bestimmte Strategien zurechtzulegen, um dem
Trinkdruck zu entgehen, der bei sozialen Anlässen unterschwellig im
Raum stehen kann, teils auch offen ausgesprochen oder gar massiv
eingefordert wird. Je enger die Beziehungen zwischen den Anwesenden
bei einer Veranstaltung sind, desto intensiver wird meist dieses
Phänomen. Dass solches die Freude an einer Einladung schmälern bis
zerstören kann, bedarf wohl keiner Erklärung. Dazu kommt: Die
notwendige Wertschätzung für jeden Menschen schließt auch ein, ihn
weder durch das "Aufschwatzen" eines Getränks - gilt ebenso für
Speisen - in eine missliche Lage zu bringen, noch ihn einem
Rechtfertigungsdruck auszusetzen. Dazu einige Hinweise:
Sechs Tipps für Gastgebende und Anwesende:
1. Halten Sie, bitte, bei jeder Einladung alkoholfreie Getränke
bereit, ganz gleich, zu welcher Uhrzeit und unter welchem Motto diese
stattfindet. Das gilt selbst für einen klassischen Sekt- oder
Champagner-Empfang.
2. Bieten Sie Alkoholfreies direkt an, statt es nur in der
"Hinterhand" zu haben. So ersparen Sie Ihren Gästen die manchmal als
unangenehm empfundene Frage danach.
3. Akzeptieren Sie ein "Nein, danke" auf das Angebot von
Alkoholischem hin sofort und ohne jegliche Nachfrage. Welche Ursache
auch immer dafür ausschlaggebend ist, ob die Ablehnung aus
gesundheitlichen oder Glaubens-Gründen entsteht, aus Vorsicht wegen
Autofahrens oder anderem: Das "Warum?" hat niemanden zu
interessieren.
4. Verzichten Sie auf ein "Nachbohren", etwa mit den eingangs
bereits erwähnten Sätzen oder anderen wie: "Nun stell dich doch bloß
nicht so an. Schließlich wollen wir auf das Wohl des Geburtstagskinds
trinken!" Auch immer wieder gern gebraucht: "Aber mit Mineralwasser
können wir doch nicht anstoßen!" Wer das meint, ist gedanklich noch
im letzten Jahrtausend. Heute ist es unerheblich, welches Getränk
sich zum Anstoßen im Glas befindet. Wichtig ist, dass niemand
ausgegrenzt wird!
5. Verkneifen Sie es sich auch, Mutmaßungen laut anzustellen, wie:
"Ach, bist du etwa schwanger?", wenn eine Frau Alkohol ablehnt, sowie
ironische oder gar zynische Kommentare abzugeben wie: "Seit wann
gehörst du denn zu den Trockenen?"
6. Legt ein Gast von sich aus seinen Beweggrund für die Ablehnung
dar, lassen Sie dieses, bitte, außer eventuell der Äußerung Ihres
Verständnisses unkommentiert. Bemerkungen wie: "Du meine Güte, wozu
gibt es denn Taxis?!?", oder: "Nun hab' dich doch bloß nicht so. Noch
haben wir in Deutschland nicht die Null-Promille-Grenze!", wenn etwa
auf das Autofahren Bezug genommen wurde, beweisen mangelnde
Wertschätzung und fehlende Akzeptanz.
Sechs Tipps für Ablehnende:
1. Wenn es vergessen wurde, alkoholfreie Getränke anzubieten,
bitten Sie einfach freundlich darum. Es ist überflüssig, das in der
Gastronomie hinter vorgehaltener Hand zu tun.
2. Passiert eine solche Panne im Privathaushalt und ist
tatsächlich kein alkoholfreies Kalt-Getränk vorhanden, brauchen Sie
dennoch keinesfalls aus Höflichkeitsgründen Alkohol zu sich zu
nehmen. Es ist Ihre Entscheidung, ob Sie sich in der Lage sehen, die
Veranstaltung ohne "Flüssiges" zu überstehen, ob Sie um
Leitungswasser bitten oder nach einem Tee fragen. In vertrauten
Beziehungen kann es nach einer solchen Erfahrung hilfreich sein, im
Wiederholungsfall einer Einladung vorher darum zu bitten, an
Alkoholfreies zu denken.
3. Sollte Ihr "Nein, danke" nach dem Angebot eines alkoholischen
Getränks Nachfragen, Überredungsversuche oder Kommentare auf den Plan
rufen, statt sofort akzeptiert zu werden, machen Sie sich, bitte, als
Erstes klar: Die anderen haben in diesem Fall die "Minus-Karte des
Umgangsspiels", keinesfalls Sie! Beharren Sie weiter - je
freundlicher Ihnen das gelingt, umso souveräner zeigen Sie sich - auf
dem "Nein, danke". Manchmal können stoische Wiederholungen dieser
zwei Wörter zum Erfolg - sprich: Einstellen des Insistierens -
führen.
4. Wenn Sie das Gefühl haben, sich wehren zu wollen, ist es
angebracht, dies zwar klar, jedoch möglichst nicht kränkend zu tun,
zum Beispiel mit Ich-Aussagen und Ich-Botschaften. Beispiele: "Ich
finde, es gibt interessantere Themen, als noch lange über meinen
Getränkewunsch zu reden. Lasst uns das jetzt beenden und ..." "Ich
fühle mich durch diese Diskussion unwohl (angegriffen, unter Druck
gesetzt) und möchte viel lieber das Beisammensein mit Euch genießen
können. Deshalb bitte ich euch, mein Nein nun zu akzeptieren." Solche
Formulierungen sind empfehlenswerter, als sich etwa in eine ironische
Frage zu flüchten wie: "Was an 'Nein, danke' habt ihr nicht
verstanden?!?"
5. Geben Sie eine Erklärung Ihrer Ablehnung nur ab, wenn Sie das
wirklich von sich aus wollen. Lassen Sie sich ansonsten dazu nicht
provozieren. Niemand hat ein Recht darauf, die von Ihnen zu bekommen.
6. Nutzen Sie, wenn angebracht, ruhig die modernen
Umgangsformen-Empfehlungen als Argument, zum Beispiel, wenn es um die
frühere Meinung geht, dass man mit Mineralwasser oder anderen
alkoholfreien Getränken ja nicht anstoßen könne. Vermeiden Sie es
bitte, dabei belehrend zu wirken.
Pressekontakt:
Inge Wolff, Vorsitzende Arbeitskreis Umgangsformen International
Telefon 49(0)175 7441118, inge.wolff.umgangsformen(at)t-online.de
Christian Götsch, Pressereferent Swinging World e.V.,Der
Unternehmerverband der Tanzschulen
49(0)40/500582-15, christian.goetsch(at)tanzen.de