(ots) -
Kinder werden ohne Frühstück in die Schule geschickt. Bei Senioren
reicht die Rente kaum bis zum Monatsende und für junge Familien ist
Wohneigentum ein unerfüllbarer Traum. Die Schere zwischen Arm und
Reich wird immer größer, weltweit, aber auch in Deutschland: "Aus
gutem Grund haben die Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen (UN)
die Verringerung von Ungleichheiten als wichtiges Ziel in die Agenda
2030 aufgenommen", sagt Heiko Seeger, Vorstand nph deutschland,
Karlsruhe. Wachsende soziale und wirtschaftliche Ungleichheit kann
viele Folgen haben. Dazu zählen ein erhöhtes Armutsrisiko, ein
gehemmtes Wirtschaftswachstum und das Aufkommen von
Flüchtlingsbewegungen. Das christliche Kinderhilfswerk nuestros
pequeños hermanos (nph) setzt sich seit über 60 Jahren für mehr
Chancengleichheit und soziale Gerechtigkeit ein. "Verantwortung und
Teilen sind wichtige Säulen in der Philosophie der nph-Familie", sagt
Seeger zum Welttag der sozialen Gerechtigkeit am 20. Februar.
Soziale Ungleichheit ist auch in Deutschland gestiegen
Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales will noch in diesem
Jahr den fünften Armuts- und Reichtumsbericht vorlegen. Daraus wird
hervorgehen, dass die oberen zehn Prozent der Haushalte 2013 über
51,9 Prozent des Nettovermögens verfügten. 1998 waren es noch 45,1
Prozent. Die unteren 50 Prozent der Haushalte verfügten lediglich
über ein Prozent des Nettovermögens (1998: 2,9%). Diese Zahlen nennt
das Bundesministerium für Arbeit und Soziales auf seiner
Internetseite.
Von den 15 Ländern mit der höchsten sozialen Ungleichheit liegen
zehn in Lateinamerika
Auch wenn die soziale Ungleichheit in Deutschland in den letzten
Jahrzehnten gewachsen ist, gehören Lateinamerika und die Karibik zu
den Weltregionen mit den größten Unterschieden von Einkommen und
Vermögen. Laut dem Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP)
liegen zehn von 15 Ländern mit der höchsten Ungleichheit in
Lateinamerika. 2014 verfügten laut Wirtschaftskommission für
Lateinamerika und die Karibik (CEPAL) die reichsten zehn Prozent der
Bevölkerung in Lateinamerika über 71 Prozent des Vermögens. Durch die
Millenniumskampagne der UN konnte in den letzten zwei Jahrzehnten die
Zahl der Armen gesenkt werden. Doch noch immer gelten rund 167
Millionen Menschen in Lateinamerika als arm und 71 Millionen als
extrem arm. Besonders betroffen von Armut sind schwächere Gruppen wie
die indigene Bevölkerung, Frauen, Senioren oder Menschen mit
Behinderung. Während Deutschland über soziale Sicherungssysteme
verfügt, gibt es in vielen Ländern Lateinamerikas nur wenige oder
keine sozialstaatlichen Maßnahmen für Bedürftige. Das bedeutet, dass
arme Menschen kaum Zugang zu ausreichender Nahrung, Bildung oder
medizinischer Versorgung haben. "Die Folgen einer Kluft zwischen Arm
und Reich behindern sowohl die Wirtschaft als auch die Politik in
Lateinamerika. Die Gesellschaft driftet zunehmend auseinander und ist
politisch instabil. Extreme Gewalt hat sich in vielen Ländern
Lateinamerikas schon längst entwickelt. Inzwischen findet man dort
die die gewalttätigsten Regionen der Welt", schildert Heiko Seeger.
Miteinander teilen kann so einfach sein
"Vor ein paar Wochen sind einige Jugendliche aus unserem
Kinderdorf in Mexiko in angrenzende Gemeinden gegangen und haben den
Bedürftigen Nahrung und Kleidung gebracht. Für die Babys hatten sie
Windeln dabei und für die kleineren Kinder Spielzeuge", erzählt Heiko
Seeger. Mit solchen Aktionen zaubern die Jugendlichen von nph den
Bedürftigen ein Lächeln ins Gesicht. Die meisten der 3.400 Kinder,
die in einem der zehn nph-Kinderdörfer in Lateinamerika aufwachsen,
stammen selbst aus ärmsten Verhältnissen oder aus gewalttätigen
Umfeldern. Im Kinderdorf lernen sie miteinander zu Teilen und
Verantwortung füreinander und für bedürftige Mitmenschen zu
übernehmen. Dieses christliche Verhalten durch Wort und Tat war ein
wichtiger Grundpfeiler in der Philosophie des Gründervaters Padre
William Wasson, der 1954 sein Kinderhilfswerk in Mexiko gegründet
hat. Ein zweiter Pfeiler war die gute Bildung der Kinder, die es
ihnen später ermöglicht zu wichtigen Säulen ihrer Gemeinschaft zu
werden. Seit der Gründung des Hilfswerks haben mehr als 18.000
Mädchen und Jungen den Weg in ein selbstbestimmtes Leben gefunden.
nph unterstützt in Lateinamerika rund 250.000 Menschen. "Die Taten
unserer Kinder belegen, dass sich jeder für mehr soziale
Gerechtigkeit einsetzen kann. Damit sich aber im Großen etwas
verändert, müssen die Staaten sich für eine gerechtere Finanz- und
Wirtschaftspolitik stark machen", sagt Seeger.
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