Dietrich Theden (Wankendorf 1857 – Funchal 1909) ist ein Vergessener innerhalb der Literatur Schleswig-Holsteins, innerhalb der deutschen Literatur. Theden war einer der Ersten, der die intensive Polizeiarbeit, die Ermittlungstätigkeit auch hinter den Kulissen, die Arbeit der Gerichte als Stilmittel nutzte. Nur Spezialisten war er noch ein Begriff. Erstmals erscheinen jetzt die wichtigsten, in seiner Heimat spielenden Werke ergänzt um ein umfangreiches Nachwort zu den regionalgeschichtlichen Bezügen sowie zur Biografie; so konnten erstmals die genauen Todesumstände des Autors auf Madeira aufgeklärt werden.
(firmenpresse) - Dietrich Theden war Erzieher und Lehrer, Herausgeber und Redakteur u.a. bei der ’Gartenlaube’ dem ’Universum’, schließlich Chefredakteur der auflagenstarken Familienzeitschrift ’Zur guten Stunde’. Bekannt wurde er auch als Bearbeiter der Werke Friedrich Gerstäckers und Balduin Möllhausens. Doch für den Kenner gilt er als der Vater des modernen deutschen Krimis. Noch in der Mitte des 20. Jh. hieß es dazu, Theden verstand es in seiner Zeit eine „feinere Naht“ (Heinrich Spiero: Geschichte des deutschen Romans. Berlin 1950) zu spinnen als alle anderen. Und - was kaum ein deutscher Autor bis heute erreicht -, ihm gelang es sogar, sich auch durch Übersetzungen einen Namen im Ausland zu verschaffen. Quintessenz des Ganzen: „Characteristic of the German detective story are the books of Dietrich Theden“ (S.S. van Dine [Hrsg]. The Great Detective Stories. A Chronological Anthology. New York 1927). In seinen Romanen und Novellen griff er dabei immer wieder auf sein heimatliches Umfeld zurück, was dort und überhaupt in Schleswig-Holstein völlig unbekannt ist.
Der zweite Band ’Leben um Leben’ innerhalb der ’Ausgewählten Werke’ erzählt, behutsam modernisiert, in einem auch heute noch gut lesbaren Schreibstil von einem Mordfall auf dem Land und der sich anschließenden Suche nach dem Schuldigen.
Da ist das im Kreis Plön gelegene Gut Deepenhagen (Synonym für das Gut Depenau) und da ist ein junges, kurz vor der Hochzeit stehendes Paar. Doch unvermittelt verschwindet der Bräutigam. Ein von der Familie beauftragter Detektiv und die Polizei ermitteln. Wenige Tage später wird die Leiche des Vermissten im Moor entdeckt und der Förster als Mörder verhaftet und in dem anschließenden Prozess verurteilt. Doch ist er es wirklich? Es ist die Geschichte von einem Mord und einem Indizienprozess, die Geschichte von einem zu unrecht Verurteilten, von Liebe und Leid und von einem Geistesschwachen, der die Lösung herbeiführt. Dabei griff er in seinen Geschichten auch immer wieder auf sein heimatliches Umfeld zurück, so auch in diesem Roman, in dem zum Teil reale Personen und Örtlichkeiten aus seinem Geburtsort nur wenig verfremdet auftauchen. Und so lassen sich in Wankendorf und Umgebung Schauplätze, Gutshöfe, Bauernstellen und Landschaften mit dem Buch in der Hand immer noch aufspüren. Bei dem Werk handelt es sich um einen seiner zu unrecht vergessenen Klassiker.
Nachdem zuvor ’Der Advokatenbauer’ – ein in Thedens Heimatort spielender Kriminalroman – innerhalb der Reihe der ’Ausgewählten Werke’ erschienen ist, dürfen sich die Leserinnen und Leser schon auf das Frühjahr 2016 freuen, wenn mit ’Der Mord vom Brunkamp’, Band 3 mit ausgewählten Novellen erscheinen wird.
Dietrich Theden: Leben um Leben.
Hrsg. von Volker Griese und mit einem Nachwort versehen
Broschur, 2 x 19 cm, 280 Seiten
Verlag: BOD, Norderstedt
ISBN: 978-3739239019
12,80 EUR
Volker Griese, Dipl.-Ing. und Privatgelehrter, ist seit 1987 literaturwissenschaftlich tätig. Neben regionalgeschichtlichen Essays verfasste er eine Biografie über den Dichter und Redakteur Iven Kruse, eine novellenartig zugespitzte Darstellung entscheidender Momente der Schleswig-Holsteinischen Landesgeschichte, Schriftstellerchroniken zu Theodor Storm, Detlev von Liliencron und Gustav Frenssen, eine Ortschronik und anderes mehr.
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