(ots) -
Die nationalen und globalen Milchmärkte stehen weiterhin massiv
unter Druck. "Die Molkereigenossenschaften sind sich der daraus
resultierenden wirtschaftlichen Probleme auf den Betrieben ihrer
Mitglieder sehr bewusst. Für die bestmögliche Stabilisierung ihrer
Auszahlungsleistungen nutzen sie die Chancen am Markt und schöpfen
die Potenziale für Kosteneinsparungen in den Unternehmen aus",
erklärt Manfred Nüssel, Präsident des Deutschen Raiffeisenverbandes
(DRV), bei der Bilanz-Pressekonferenz in Berlin.
Ursache für das anhaltende Preistief ist ein weltweit hohes
Milchangebot, das nach wie vor auf eine schwache Nachfrage trifft.
Darunter leiden der europäische und der deutsche Markt. Insbesondere
auf dem EU-Käsemarkt herrscht ein intensiver Verdrängungs-Wettbewerb.
Bei einem Anteil von über 45 Prozent an der deutschen Milchverwertung
schlagen die sinkenden Käsenotierungen ungebremst auf den nationalen
Milchpreis durch.
Knapp ein Jahr nach Ende des europäischen Quotensystems gibt es
einzelne Forderungen nach einer erneuten politischen Einflussnahme
auf das Milchangebot. Präsident Nüssel spricht sich entschieden gegen
eine Rückkehr zu mengensteuernden Maßnahmen aus. "Auch die
Milchquotenregelung konnte starke Schwankungen der Produkt- und
Erzeugerpreise nicht verhindern. Gegen eine Mengensteuerung, auch
wenn sie nur zeitweise erfolgen sollte, sprechen die mangelnde
Effizienz auf offenen EU-Märkten, eine zu langsame Reaktion und der
damit verbundene hohe Bürokratie- und Kontrollaufwand. Eine
politische Mehrheit zur Wiederbelebung der Quote ist deshalb auch auf
Brüsseler Ebene nicht zu erkennen. So hat in der letzten Woche
Kommissions-Präsident Jean-Claude Juncker unmissverständlich erklärt,
dass er die GAP-Reform und das definitive Quotenende nicht in Frage
stellt", führt Nüssel aus.
Der vollzogene Kurs der Marktorientierung in der europäischen
Milchpolitik hat die Preisvolatilität verstärkt. Dies führt zu
Diskussionen über die Lieferbeziehungen zwischen den Milcherzeugern
und ihren Molkereien. Dabei steht die genossenschaftliche
Andienungspflicht im Fokus. "Manche Kritiker verkennen völlig, dass
insbesondere in Zeiten großer Volatilität, die
Vollanlieferungspflicht in Verbindung mit der Vollannahmepflicht
beiden Seiten, also den Milch erzeugenden Mitgliedern und den
Molkereigenossenschaften, ein hohes Maß an Sicherheit bietet. Auch
ist hier kein Platz für externe Einflussnahme. Denn in den
Molkereigenossenschaften entscheiden die Mitglieder selbst über die
Ausgestaltung der für sie maßgeblichen Lieferbeziehung in Satzung und
Milchlieferungsordnung", unterstreicht Nüssel.
Ãœber die inhaltliche Ausgestaltung der genossenschaftlichen
Lieferbeziehung führt der DRV derzeit intensive Gespräche. Es wird
geprüft, ob es Möglichkeiten gibt, zwischen den
Molkereigenossenschaften und ihren Mitgliedern zu einer höheren
gegenseitigen Planungssicherheit bei Mengen und Preisen zu gelangen.
"Wenn es Modifikationen in den Lieferbeziehungen geben sollte, sind
diese lediglich eine Antwort auf schwankende Märkte. Die global
wirkenden Marktkräfte können damit aber nicht ausgehebelt werden",
betont der Präsident.
Ausbau des Agrarexports hat Priorität
Angesichts des großen Mengen- und Preisdrucks, verschärft durch
das russische Importverbot, hat die Erschließung neuer
Drittlandmärkte höchste Priorität. Diese Aktivitäten müssen im
Hinblick auf alle betroffenen Produktsektoren bundes- sowie
europapolitisch vorangetrieben werden. "Ich bin Bundesminister
Christian Schmidt dankbar, dass er in seinem Haus die Stabsstelle
Exportförderung personell ausbaut. Gleichwohl muss das
Verhandlungstempo erhöht werden. Entscheidend ist, kurzfristig
veterinärrechtliche Fragen im Fleischsektor zu klären und die
Zusammenarbeit zwischen Bund und Ländern nachweislich zu verbessern.
Im Obst- und Gemüsesektor müssen die Monitorings, die Voraussetzung
für die Belieferung neuer Märkte sind, und die Gutachten zur
Risikoanalyse zügig bearbeitet und erstellt werden. Bislang sind
diese phytosanitären Anforderungen das größte Handelshemmnis bei der
Erschließung kaufkräftiger Märkte wie Taiwan, China, Indien,
Brasilien, Thailand, Kanada, Südkorea und Südafrika. Aber auch die
Europäische Kommission ist in der Verantwortung. Sie muss
einheitliche Exportbedingungen für die EU-Mitgliedstaaten mit
Drittländern aushandeln und damit für gleiche Wettbewerbsbedingungen
sorgen", betont der DRV-Präsident.
Ãœber den DRV
Der DRV vertritt die Interessen der genossenschaftlich
orientierten Unternehmen der deutschen Agrar- und
Ernährungswirtschaft. Als wichtiges Glied der Wertschöpfungskette
Lebensmittel erzielen die 2.250 DRV-Mitgliedsunternehmen im Handel
und in der Verarbeitung von pflanzlichen und tierischen Erzeugnissen
mit rund 82.000 Mitarbeitern einen Umsatz von 60,8 Mrd. Euro.
Landwirte, Gärtner und Winzer sind die Mitglieder und damit
Eigentümer der Genossenschaften.
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Monika Windbergs
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