(PresseBox) - Die IHK Heilbronn-Franken veröffentlicht regelmäßig die aktuellen Entwicklungen wichtiger Einzelhandelskennzahlen in der "Kaufkraftanalyse". Betrachtet werden dabei Kaufkraft, Umsätze und Zentralität der Mittel- und Unterzentren sowie der Stadt- und Landkreise der Region Heilbronn-Franken. Die Daten für das Oberzentrum Heilbronn werden zudem denen vergleichbarer Städte in Baden-Württemberg gegenübergestellt. Erstmals veröffentlicht die IHK Heilbronn-Franken auch eine Übersicht der Kennzahlen aller Gemeinden der Region.
Kaufkraft in kleineren Gemeinden im Umfeld von größeren Städten am höchsten
Nach den Berechnungen der IHK verfügten die Bewohner der Region Heilbronn-Franken 2015 über ein Budget von rund 5,8 Milliarden Euro, das sie im Einzelhandel ausgeben können. Damit stehen rechnerisch jedem Bewohner der Region Heilbronn-Franken 6 604 Euro pro Jahr für die Nachfrage im Einzelhandel zur Verfügung. Dies bedeutet eine Steigerung von 3,9 Prozent gegenüber 2013. Dennoch sind dies rund 100 Euro weniger als der Durchschnitt für Gesamt-Baden-Württemberg. In den einzelnen Kommunen ergibt sich allerdings ein sehr heterogenes Bild.
Spitzenreiter sind hier Niedernhall, Flein und Beilstein.
Hoher Kaufkraftabfluss
In den Einzelhandelsgeschäften der Region werden von den 5,8 Milliarden allerdings nur rund 4,9 Milliarden Euro ausgegeben. Das entspricht einer Differenz von 900 Millionen Euro. Diese Gelder fließen immer stärker in den Online-Handel, ins Ausland und in angrenzende Regionen. Vor allem der E-Commerce, der immer noch ein enormes Jahreswachstum aufweist (laut Bundesverband E-Commerce und Versandhandel 11,9 Prozent), sorgt für Kaufkraftabfluss beim stationären Handel. Mit welcher Geschwindigkeit und mit welcher Höhe das Wachstum in Zukunft voranschreiten wird, kann zum jetzigen Zeitpunkt nur sehr schwer prognostiziert werden. Das Ziel sollte sein, diese Differenz zwischen einzelhandelsrelevanter Kaufkraft und Einzelhandelsumsatz in der Region Heilbronn-Franken beziehungsweise in den einzelnen Städten zu minimieren und die Kaufkraftbindung an den lokalen Standorten zu stärken. Der überproportionale Kaufkraftabfluss aus der Region hängt aber auch damit zusammen, dass andere Regionen sowie weiter entfernte attraktive Einzelhandelsstandorte Kaufkraft aus Heilbronn-Franken abziehen.
Hohe Zentralität in Heilbronn und den Mittelzentren - Neckarsulm Spitzenreiter
Eine wichtige Kennzahl für die Attraktivität einer Stadt als Einkaufsstandort ist die Einzelhandelszentralität. Sie vergleicht den in der Stadt getätigten Einzelhandelsumsatz mit der vor Ort vorhandenen einzelhandelsrelevanten Kaufkraft. Bei einer Zentralitätskennziffer von über 100 gilt, dass die Kaufkraftzuflüsse aus dem Umland die Kaufkraftabflüsse übersteigen.
Die vorliegende Kaufkraftanalyse zeigt, dass das Oberzentrum Heilbronn und die Mittelzentren der Region Heilbronn-Franken eine herausragende Bedeutung als Einzelhandelsstandorte haben. Die höchste Einzelhandelszentralität besitzt Neckarsulm mit einer Kennziffer von 197,7. Dafür dürfte vor allem die extrem starke Einzelhandelsagglomeration im Gewerbegebiet Rötel verantwortlich sein. Daneben gibt es auch kleine Kommunen, wie Igersheim (Main-Tauber-Kreis) oder Michelfeld (Landkreis Schwäbisch Hall), die eine ungewöhnlich hohe Einzelhandelszentralität aufweisen. Dies ist vor allem auf die Ansiedlung von Lebensmittel-Verbrauchermärkten oder Fachmarktzentren in Gewerbegebieten am Ortsrand zurückzuführen.
Heilbronn landesweit in der Spitzengruppe als Einzelhandelsstandort
Im überregionalen Vergleich mit Städten vergleichbarer Größe schneidet Heilbronn hervorragend ab. Mit einem Pro-Kopf-Umsatz von 9 497 Euro nimmt es innerhalb dieser Städte einen Spitzenplatz ein. Dies gilt auch für die Einzelhandelszentralität. Die hohe Zentralitätskennziffer von 156,4 ist ein Zeichen dafür, dass es dem Oberzentrum Heilbronn gelingt, seine Funktion als wichtigste Einkaufsstadt in der Region zu behaupten.
Digitalisierung
Nichts hat den Einzelhandel in den letzten Jahren so geprägt wie die Digitalisierung. Neue Technologien, zunehmender E-Commerce - die Digitalisierung wird nicht stillstehen, sondern sich in immer kürzeren Abständen neu erfinden und weiter zunehmen. Jeder zweite Deutsche hat 2014 mindestens einmal online eingekauft und gut ein Viertel davon tut es regelmäßig. Die Kunden zeigen immer weniger Treue zu bestimmten Geschäften, Marken oder Einkaufskanälen. Der Kunde genießt die ?Freiheit? des Einkaufs im Internet - jederzeit, täglich und weltweit.
Online-Handel bleibt der Gewinner der Handelsbranche
Die Online-Händler gehören zu den Marktanteilsgewinnern der letzten Jahre. Der Bundesverband des Deutschen Versandhandels attestiert dem Online-Handel für das vergangene Jahr einen reinen Online-Umsatz von 46,9 Milliarden Euro. Allein gegenüber 2014 bedeutet das eine Steigerung von 5 Milliarden Euro. In den letzten zehn Jahren hat sich damit der Online-Umsatz im Einzelhandel mehr als verdreifacht und damit seinen Anteil am deutschen Einzelhandel auf über 9 Prozent gesteigert, Tendenz steigend.
Alle Verkaufskanäle nutzen
Aufgrund der hohen Kundenakzeptanz des Online-Handels ist der stationäre Einzelhandel gefordert, sich noch intensiver mit den Möglichkeiten und Chancen dieser Vertriebsform auseinanderzusetzen.
Digitalisierung macht vor dem Einzelhandel nicht halt, ungeachtet der Geschäftsgröße oder der Handelsbranche. Multi-Channel-Retailing, ein neuer Trend im Handel, verbindet den stationären Handel mit dem Versand- und Onlinehandel. Der Vorteil dieser Strategie besteht darin, dass sich der Kunde ?seinen? Vertriebskanal auswählen kann und somit maximale zeitliche und räumliche Flexibilität beim Einkauf gewinnt. Da die Mehrheit der mittelständischen Fachhändler die Kombination dieser Absatzwege aber nur schwer umsetzen kann, müssen sie die traditionellen Stärken des Fachhandels, die Beratungskompetenz und Sortimentsqualität noch stärker betonen. Die Attraktivität und Modernität der Verkaufsräume gewinnen ebenfalls an Bedeutung. Gleichwohl sollte jeder Fachhändler stärker die Chance nutzen, den eigenen Internetauftritt ggf. auszuweiten und zu verbessern, damit der Kunde bei seiner Recherche im Internet nach einem bestimmten Produkt oder einer Marke auch auf die Homepage des Händlers stößt. Neben dem Internet wird aber auch das professionelle, individuelle Kundenmanagement zu einer zunehmend wichtigen Funktion der Digitalisierung.
Für die Städte und Gemeinden gilt es, sich um die Attraktivität der Innenstädte zu kümmern. Die nach wie vor guten Chancen des Einzelhandels brauchen ein interessantes Umfeld von Gastronomie, Hotellerie sowie weiteren Dienstleistungsangeboten, um konkurrenzfähig zu bleiben.
Die neue IHK-Broschüre zur Kaufkraftanalyse steht im Internet kostenfrei unter www.heilbronn.ihk.de/kaufkraftanalyse zum Download bereit.