(ots) - Schätzungsweise 3.000 Afghanen arbeiteten für die
Bundeswehr während ihres Einsatzes am Hindukusch im Rahmen der
internationalen ISAF-Mission. Für Ihren Einsatz benötigten auch die
Deutschen die Hilfe einheimischer Unterstützer, der sogenannten
"Ortskräfte". In erster Linie Dolmetscher, aber auch ortskundige
Kraftfahrer und Wachpersonal waren gefragt und unverzichtbar. Seitdem
die Bundeswehr Afghanistan verließ, ist das Leben der einheimischen
Helfer bedroht.
Im ARD radiofeature "Im Visier der Taliban - Ãœber afghanische
Helfer in deutschen Diensten" verdeutlicht Rainer Schwochow, wie die
Bundeswehrführung viele der ehemaligen Helfer fallen ließ. Weniger
als die Hälfte von ihnen erhielten am Ende eines langwierigen
Prozesses eine Aufenthaltserlaubnis. Zu hören ist das radiofeature ab
Mittwoch, 24. Februar 2016, in sieben Wort- und Kulturwellen der ARD
und im Internet unter www.radiofeature.ard.de.
Hatten radikale Islamisten die afghanischen Helfer der
ausländischen Truppen auch zuvor schon feindselig beobachtet und sie
als "Spione der Ungläubigen" betrachtet, gerieten letztere nach dem
Abzug des größten Teils der ausländischen Truppen unmittelbar ins
Visier der Taliban. Viele wurden bedroht und überfallen, manche
umgebracht. Deutschland war - wie viele andere - erst nach
öffentlichem Druck bereit, sich des Problems anzunehmen. Das
sogenannte "Ortskräfteverfahren" wurde beschlossen. Es stufte die
Antragsteller in drei Gefährdungskategorien ein und die Behörden
entschieden dann, wer nach Deutschland ausreisen durfte.
Mancher Experte kritisiert dieses Verfahren als zu kompliziert und
intransparent. Bis Mitte Januar 2016 wurden 1.772 sogenannte
"Gefährdungsanzeigen" afghanischer Ortskräfte bearbeitet. Nur 771
erhielten einen positiven Bescheid. Wer abgelehnt wird, bleibt im
Ungewissen über die Gründe und hat kaum Chancen, den Bescheid
anzufechten. Es bleibt die Wahl zwischen zwei gefährlichen
Alternativen: Entweder man lebt in Afghanistan in ständiger
Todesgefahr oder begibt sich in die Hände von Schlepperbanden, um
sich auf den illegalen Weg nach Deutschland zu machen.
Das ARD radiofeature im Februar erzählt die Geschichten dreier
afghanischer Ortskräfte, von denen zwei nach langer Zeit der
Ungewissheit nach Deutschland kommen konnten, einer flüchtete wie
viele andere im Schlauchboot über das Mittelmeer und kam nach
monatelanger Flucht schließlich nach Berlin, wo er Asyl suchte.
Sendetermine:
SWR 2 Mittwoch, 24. Februar 2016, 22:03 Uhr
Antenne Saar Samstag, 27. Februar 2016, 17:00 Uhr
SR 2 Samstag, 27. Februar 2016, 17:04 Uhr
NDR Info Sonntag, 28. Februar 2016, 11:05 Uhr
WDR 5 Sonntag, 28. Februar 2016, 11:05 Uhr
Nordwestradio (RB) Sonntag, 28. Februar 2016, 16:05 Uhr
hr2-kultur Sonntag, 28. Februar 2016, 18:05 Uhr
BR 2 Sonntag, 28. Februar 2016, 21:05 Uhr
Redaktion: Dorothee Meyer-Kahrweg (HR) Fotos finden Sie unter
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