(ots) - Reporter ohne Grenzen (ROG) fordert die Mitglieder
des Fußball-Weltverbands FIFA auf, sich gegen den bahrainischen
Kandidaten Scheich Salman bin Ibrahim Al Chalifa als FIFA-Präsident
zu entscheiden. Am kommenden Freitag wählen die nationalen
Mitgliedsverbände in Zürich aus fünf Kandidaten den neuen
FIFA-Präsidenten.
"Scheich Salman ist völlig ungeeignet, den Weltfußball zu
vertreten", sagte ROG-Geschäftsführer Christian Mihr. "Als Mitglied
des bahrainischen Königshauses steht Salman für ein Regime, das seit
Jahren unerbittlich gegen Journalisten und kritische Blogger vorgeht.
Seine Kandidatur ist ein durchsichtiger Versuch Bahrains, den
Spitzensport zur internationalen Imagepflege zu instrumentalisieren,
während das Regime gleichzeitig Kritiker im eigenen Land gnadenlos
verfolgt."
Seit Beginn der Protestbewegung im Februar 2011 geht Bahrain mit
unverminderter Härte gegen Medienschaffende vor. Immer wieder stehen
Journalisten, die über Demonstrationen und Missstände berichten,
aufgrund fingierter Anschuldigungen vor Gericht und werden zu teils
langjährigen Haftstrafen verurteilt. Während der ersten
Repressionswelle 2011 soll Scheich Salman als Präsident des
bahrainischen Fußballverbands einem Komitee vorgestanden haben, das
an den Protesten beteiligte Sportler identifizierte
(http://t1p.de/9qqf). Viele Sportler wurden verhaftet und
misshandelt, einige werden bis heute unnachgiebig verfolgt
(http://t1p.de/m4h5).
Mindestens neun Journalisten sowie fünf Blogger und
Online-Aktivisten sitzen gegenwärtig wegen ihrer journalistischen
Arbeit in Bahrain im Gefängnis. Besonders häufig werden
Fotojournalisten und Kameraleute, die über "illegale" Demonstrationen
berichten, Opfer von Einschüchterung, willkürlichen Festnahmen und
dubiosen Anklagen.
FESTNAHMEN UND HAFTSTRAFEN NACH BERICHTEN VON DEMONSTRATIONEN
Vor kurzem wurde ein weiteres Kamerateam Opfer der Verfolgung des
Regimes. Die bekannte US-Journalistin Anna Therese Day und ihr
dreiköpfiges Team wurden am 14. Februar verhaftet, während sie über
Demonstrationen anlässlich des Jahrestages der Protestbewegung auf
der Insel Sitra berichteten. Nach einer Befragung durch die
Staatsanwaltschaft wurden sie am 16. Februar freigelassen, die
Ermittlungen werden jedoch fortgeführt. Die Behörden werfen den
Journalisten vor, an einer illegalen Demonstration teilgenommen zu
haben, um die öffentliche Ordnung zu stören (http://t1p.de/zm7s).
Anfang Februar bestätigte ein Berufungsgericht in Bahrains
Hauptstadt Manama zudem das Urteil gegen den Fotografen Ahmed Al
Fardan. Er war am 17. Februar 2015 zu einer dreimonatigen Haftstrafe
verurteilt worden, weil er angeblich versucht habe, an einer
illegalen Demonstration teilzunehmen. Nach Verkündung des Urteils
wurde der zurzeit für die Lokalzeitung Gulf Daily News tätige
Journalist umgehend festgenommen, um die Strafe zu verbüßen. Sein
Anwalt versucht derzeit, die Haft in eine Geldstrafe oder
gemeinnützige Arbeit umzuwandeln (http://t1p.de/mqt9).
Fardan hatte für die Agenturen Nurphoto, Demotex und Sipa
gearbeitet. Bereits am 8. August 2013 wurde er festgenommen,
geschlagen und mit dem Tod bedroht. Die Behörden wollten ihn zur
Herausgabe von Fotos zwingen, die er von Demonstranten gemacht hatte
(http://t1p.de/tdzf). Am 26. Dezember 2013 wurde er erneut
festgenommen, abermals in Gewahrsam geschlagen und erst am 10. Januar
2014 auf Kaution freigelassen (http://t1p.de/kxzn).
TERRORANKLAGE GEGEN JOURNALIST
Fardan setzte sich immer wieder für seinen Freund und Kollegen
Ahmed Humeidan ein. Der international renommierte Fotograf wurde 2014
zu zehn Jahren Haft verurteilt und sitzt seither im Gefängnis - weil
er angeblich an einem Angriff auf eine Polizeiwache beteiligt war.
Humaidan hatte die Protestbewegung regelmäßig fotografisch
dokumentiert (http://t1p.de/e5q0).
Weiterhin in Haft ist zudem Mahmud al-Dschasiri,
Parlamentskorrespondent der unabhängigen Zeitung Al-Wasat. Die
Behörden beschuldigen ihn der Unterstützung terroristischer
Aktivitäten, die angeblich von der Hisbollah und den iranischen
Revolutionswächtern finanziert werden. Bei einer Verurteilung droht
ihm eine lebenslange Haftstrafe. Einen Tag vor seiner Verhaftung
hatte der Journalist über einen kontroversen Gesetzentwurf berichtet,
der es ermöglichen soll, bei Entzug der bahrainischen
Staatsbürgerschaft die Wohnungen der betroffenen Familien zu
konfiszieren (http://t1p.de/6n3v).
Neben direkten Repressionen ist Bahrain auch bekannt dafür,
unliebsame Menschenrechtler und Journalisten mit
Ãœberwachungstechnologie westlicher Firmen wie FinFisher auszuforschen
(http://t1p.de/aqq2).
Auf der Rangliste der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen
steht Bahrain auf Platz 163 von 180 Staaten. Weitere Informationen
zur Lage der Journalisten und Blogger in dem Golfstaat finden Sie
unter www.reporter-ohne-grenzen.de/bahrain/.
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