(ots) - Die Querelen um Individuelle Gesundheitsleistungen
(IGeL) dauern an: Zuletzt befeuerte Mitte Februar eine repräsentative
Forsa-Umfrage im Auftrag der Techniker Krankenkasse (TK) die
Diskussion. Danach meinen 38 Prozent der Befragten,
Selbstzahlerleistungen beim Arzt hätten eher keinen Nutzen. Sie seien
auf keinen Fall nutzbringend sagen weitere 15 Prozent. Reflexartig
beherrschte daraufhin der generelle Zweifel am Nutzen der IGeL einmal
mehr die Schlagzeilen. Zu Unrecht, sagt der Vorstand der
Ärzteorganisation GenoGyn, vielmehr zeige die Befragung im
Umkehrschluss, dass es unter den gesetzlich Versicherten etwa ebenso
viele Kritiker wie Befürworter (47 Prozent) der
Selbstzahlerleistungen gibt. "Dass sich laut TK-Umfrage 30 Prozent
der IGeL-Skeptiker doch für die Inanspruchnahme einer
Selbstzahlerleistung entscheiden, weil sie im Zweifelsfall der
Kompetenz ihres Arztes vertrauen (32 Prozent) spricht vor allem für
ein vertrauensvolles Arzt-Patienten-Verhältnis", so der
Vorstandsvorsitzende der GenoGyn, Frauenarzt Dr. Jürgen Klinghammer.
Weitere 27,4 Prozent der Zweifler stimmen einer IGeL zu, weil sie
der Meinung sind, eine Diagnostik oder Therapie mehr könne nicht
schaden. "Demzufolge fühlen sich rund 60 Prozent der zweifelnden
Patienten bei ihrer Entscheidung, anders als immer wieder
unterstellt, keinesfalls unter Druck gesetzt", sagt Dr. Klinghammer.
Zudem ist der Berichterstattung über die bisher nicht in Gänze
veröffentlichte TK-Umfrage zu entnehmen, dass sich lediglich 6,6
Prozent der Patienten bei der Inanspruchnahme einer
Selbstzahlerleistung "überrumpelt" fühlen. "Verbesserungsbedarf
bleibt bestehen, doch diese Zahl zeigt, dass sich die große Mehrheit
der Ärzte an die 2006 auf dem Deutschen Ärztetag verabschiedeten
Regeln für das seriöse IGeLn hält und der Generalverdacht auf einen
kritikwürdigen Umgang mit IGeL durch Verbraucherzentralen und
Krankenkassen unhaltbar ist."
Das medizinische Gezerre um die Selbstzahlerleistungen geht darauf
zurück, dass die gesetzliche Krankenversicherung den Anspruch erhebt,
mit ihrem Angebot eine ausreichende Versorgung der Patienten zu
finanzieren. Dem halten Ärzte entgegen, dass längst nicht alles, was
medizinisch sinnvoll ist, auch Eingang in den gesetzlichen
Leistungskatalog findet. In diese Konfrontation reiht sich ein, dass
der IGeL-Monitor als Prüfstand des Medizinischen Dienstes der
Krankenkassen keine einzige der bisher untersuchten 39 individuellen
Gesundheitsleistungen als "positiv" bewertet.
Den Ultraschall der Eierstöcke zur Krebsfrüherkennung etwa
bewertet der IGeL-Monitor schlicht mit "negativ", mit höherem Schaden
als Nutzen. Dabei ist dieser Ultraschall bei Krebsverdacht eine
Kassenleistung, lediglich ohne den Verdacht eine IGeL.
GenoGyn-Vorstand Dr. Klinghammer bewertet den Nutzen dieses
Ultraschalls höher, da neben den Eierstöcken auch die Gebärmutter,
die Gebärmutterschleimhaut und die Harnblase betrachtet werden. Beim
Brust-Ultraschall zur Krebsfrüherkennung bewertet der IGeL-Monitor
das Nutzen-Schaden-Verhältnis als "unklar", um dann in der weiteren
Beurteilung zu relativieren: Für Frauen mit hoher Brustdichte gelte
diese Bewertung nicht. Bei ihnen könne der Ultraschall Brustkrebs
entdecken, den Mammographie und Tastuntersuchung übersähen. Zudem
könnten moderne Ultraschallgeräte kleinere Knoten finden, als dies
durch Abtasten möglich sei. Obwohl der IGeL-kritische Medizinische
Dienst der Krankenkassen insgesamt nur schwache Hinweise auf einen
geringen Nutzen des Brust-Ultraschalls zur Krebsfrüherkennung sieht,
übernehmen einige gesetzliche Kassen inzwischen trotzdem die Kosten.
Den Nutzen des IGeL-Ultraschalls stützt die GenoGyn mit einer eigenen
Erhebung. Eine Meldebogenaktion erbrachte 2013 eine erste, wenn auch
kleine, Zahlenbasis, wie häufig bei beschwerdefreien Patientinnen
durch IGeL-Untersuchungen relevante Erkrankungen eindeutig
diagnostiziert wurden: Unter den 72 gemeldeten pathologischen
Befunden waren acht Gebärmutterschleimhautkarzinome, je sieben Fälle
von Eierstockkrebs und Brustkrebs sowie vier Harnblasenkarzinome, die
laut Dr. Klinghammer ohne Sonografie unentdeckt geblieben wären. "Vor
diesem Hintergrund werden sich die Frauenärztinnen und -ärzte der
GenoGyn weiter mit seriöser Aufklärung um das Vertrauen und die
bestmögliche medizinische Versorgung ihrer Patientinnen bemühen - die
aktuelle TK-Umfrage zeigt, dass dies gelingen kann."
GenoGyn ist ein unabhängiges Gemeinschaftsunternehmen von
niedergelassenen Frauenärztinnen und Frauenärzten, das die dauerhafte
Existenzsicherung seiner Mitglieder-Praxen verfolgt. Seit mehr als 17
Jahren unterstützt die ärztliche Genossenschaft für die Praxis und
für medizinisch-technische Dienstleistungen e.G. ihre inzwischen rund
600 Mitglieder in allen Aspekten der Praxisführung und agiert heute
zunehmend auch als berufspolitischer Mandatsträger. Eigene Fort- und
Weiterbildungen, aber auch Kooperationen mit Partnern aus Handel und
Industrie sichern in den Mitglieder-Praxen hohe Standards in der
Versorgung. Der Ausbau der Präventionsmedizin in der Frauenheilkunde
ist ein Schwerpunkt der Ärzteorganisation, die zu diesem Zweck seit
2008 eine eigene zertifizierte Zusatzqualifikation in
Präventionsmedizin etabliert und bereits rund 350 Ärztinnen und Ärzte
ausgebildet hat.
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