(ots) - Der Jesuitenpater Klaus Mertes, der 2010 die
Aufdeckung des Missbrauchsskandals in der katholischen Kirche
Deutschlands angestoßen hat, vermisst Konsequenzen der
Kirchenführung. Es seien "auf der höchsten Ebene noch einige
Rücktritte fällig", sagte Mertes dem "Kölner Stadt-Anzeiger"
(Dienstag-Ausgabe). Namentlich nannte der Jesuit den Präfekten der
Glaubenskongregation, Gerhard Ludwig Müller. "Welche Konsequenzen hat
er aus seinem Versagen als Bischof von Regensburg gezogen, wo er
einen übergriffigen Pfarrer wieder zum Dienst zugelassen hat, der
sich dann prompt erneut an Kindern vergangen hat? Merkt er nicht,
dass er heute als Verantwortlicher für die Strafverfolgung der Täter
ein massives Glaubwürdigkeitsproblem hat?" In der Kirche fehle es
insgesamt immer noch an der Bereitschaft, "sich den System- und
Strukturfragen zu stellen, die vor allem in der Sexualmoral der
Kirche und in ihrer Organisation der Machtzuteilung liegen, die nach
wie männerbündig und von Intransparenz geprägt ist". Mertes äußerte
sich aus Anlass der Oscarverleihung an den Film "Spotlight", der die
Aufdeckung des Missbrauchsskandals im US-Erzbistum Boston durch
Journalisten der Zeitung "Boston Globe". Im Unterschied zu dem
US-Fall sei die Aufklärung des Missbrauchs am Canisiuskolleg der
Jesuiten in Berlin 2010 ins Rollen gekommen, weil sich drei Opfer,
Ex-Schüler am Berliner Canisiuskolleg der Jesuiten, an ihn gewandt
hätten und er gesagt habe, "ich glaube euch, und ich frage in den
ganzen Jahrgängen von damals nach, ob es noch mehr Betroffene gibt".
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