(ots) - Freitag, 04. März 2016 (Woche 9)/01.03.2016
22.00Nachtcafé
Die SWR Talkshow Gäste bei Michael Steinbrecher Väter - geliebt,
gehasst, bewundert
Der Vater ist längst mehr als nur Erzeuger, Ernährer und
Familienoberhaupt. Der Vater ist auch Beschützer, Begleiter, Ratgeber
und Vertrauter. Vater-Kind-Beziehungen können von tiefer Liebe,
Freundschaft und Vertrauen geprägt sein, aber auch von Ablehnung oder
sogar von Hass. Manche Menschen schauen ihr Leben lang bewundernd zum
Vater auf, andere wollen sich so früh wie möglich von ihm abgrenzen.
Auf die eine oder andere Weise: Väter prägen das Leben ihrer Kinder
nachhaltig. Selbst die Abwesenheit eines Vaters, sei es durch
Trennung oder Tod, hat Einfluss auf die Entwicklung und den
Lebensweg. Inwiefern prägen die Erfahrungen mit dem Vater das eigene
Leben, die Persönlichkeit und das Verständnis von Familie? Was lernt
man von dem eigenen Vater? Wie gelingt es, auch aus traumatischen
Erfahrungen gestärkt hervorzugehen?
Dass Kabarettist Werner Schneyder und sein Sohn Achim Schneyder in
trauter Zweisamkeit im "Nachtcafé" sitzen, ist gar nicht so
selbstverständlich. Ihre Vater-Sohn-Beziehung war lange Zeit eine
sehr komplizierte und von Ablehnung geprägt. "Das Hauptdilemma war,
dass ich nie da war ", so Werner Schneyder. Und wenn er schließlich
mal zuhause war, wollte sich sein Sohn partout nichts sagen lassen:
"Ich habe meinen Vater gefragt, was willst Du eigentlich hier?",
erklärt Achim Schneyder. Erst vor rund zehn Jahren führten
verschiedene Ereignisse dazu, dass Vater und Sohn heute beste Freunde
sind.
Für Niklas Frank ist jede Versöhnung mit seinem toten Vater
ausgeschlossen. Sein Vater, Hans Frank, war Hitlers Anwalt und im
Nazi-Regime als Generalgouverneur von Polen verantwortlich für eine
beispiellose Schreckensherrschaft mit Millionen Ermordeten. Das Foto
des Leichnams, des bei den Nürnberger Prozessen gehenkten Vaters,
trägt sein Sohn immer bei sich. "Ich muss mir sicher sein", sagt
Frank, "dass er wirklich tot ist."
Traumatisiert durch den Vater ist Susanne Jensen. Ihr Vater quälte
und missbrauchte sie ihre gesamte Kindheit über sexuell. Die heutige
Pastorin war bereits im Erwachsenenalter, als die frühkindlichen
Erlebnisse durchbrachen und zu einem Zusammenbruch und mehreren
Therapien führten. Auch durch radikale Veränderungen ihres Aussehens
versucht Jensen, die Hoheit über ihr Leben zurückzugewinnen: "Eine
Versöhnung mit meinem Vater wird es niemals geben".
Ganz anders die Vaterbeziehung von Christine Boock, die ihren
Vater zeitlebens als guten und weisen Ratgeber bewunderte.
Gleichzeitig war er aber auch unnahbar, verlor nie ein Wort über
seine Gefühle. Doch als er nach einem Schlaganfall pflegebedürftig
wurde, veränderte sich die Beziehung noch einmal auf eine Weise, die
Christine Boock nie für möglich gehalten hätte: "Durch seine
Hilflosigkeit kam es zu einer emotionalen Zugänglichkeit, die ich mir
immer gewünscht hatte."
Claudia Hoffmanns Vater war immer für seine Tochter da und stand
ihr stets mit Rat und Tat zur Seite, ganz besonders in der dunkelsten
Stunde ihres Lebens: Als ihr Ehemann unerwartet verstarb, blieb sie
alleine mit zwei kleinen Kindern und einem Berg Schulden zurück. Ihr
Vater unterstützte sie und wurde zum Retter in der Not: "Ohne meinen
Vater hätte ich nicht überlebt."
Wie nachhaltig frühe familiäre Erfahrungen das weitere Leben
prägen, das weiß Prof. Michael Wirsching aus jahrzehntelanger Praxis
als Psychotherapeut und Professor an der Universitätsklinik Freiburg.
"Eine gelungene Vater-Kind-Beziehung muss früh beginnen", erklärt
Wirsching, "entscheidend ist, ob der Vater eine emotionale Bindung
aufbauen kann."
Mittwoch, 09. März 2016 (Woche 10)/01.03.2016
23.30TERROR VON RECHTS - DIE NEUE BEDROHUNG
Neonazis verüben Anschläge in Deutschland, horten Waffen und
Sprengstoff. Manche tauchen ab. Wiederholen Polizei und Justiz gerade
dieselben Fehler wie beim NSU? Wachsam wollte der Staat sein; "das
Undenkbare mitdenken"; rechte Gewalt nicht verharmlosen. Aber wie
sensibel sind unsere Kriminalisten, Staatsanwälte und Richter
inzwischen, wenn Neonazis Bomben bauen? Wie ausdauernd wird nach
Anschlägen ermittelt? Warum werden nur so wenige Tatverdächtige
gefasst? SWR Reporter Thomas Reutter stößt bei seinen Recherchen auf
viele Ungereimtheiten:
Da explodieren Sprengsätze, aber es gibt keine Polizeiberichte
dazu. Bei einem Sprengstoffanschlag werden sieben Menschen verletzt.
Diesmal gibt es zwar einen Polizeibericht, doch der ist so
verharmlosend, dass die Presse von einem "Böllerwurf" schreibt, bei
dem eine Person verletzt worden sei. Die Polizei macht ein
Phantombild des Täters, veröffentlicht es aber nicht. Nach ein paar
Monaten wird das Ermittlungsverfahren sang- und klanglos eingestellt.
Anderswo stellt die Polizei bei Neonazis eine einsatzfähige Rohrbombe
sicher. Kurz zuvor hatte der Haupttäter mit einem Sprengsatz schon
sechs Menschen verletzt. Doch die Staatsanwaltschaft glaubt den
Neonazis, dass die ihre Rohrbombe nicht mehr einsetzen wollten.
Deshalb verhängt das Gericht nur geringe Bewährungs- und Geldstrafen.
Mal kommen Neonazis mit Chemikalien zum Bombenbau vor Gericht mit
Bewährungsstrafen davon, mal wird ein Neonazi mit eineinhalb
Kilogramm TNT nicht einmal angeklagt. Gleichzeitig führt der
Verfassungsschutz den Fall in seinem Bericht unter
"Rechtsterrorismus" auf, in einer Reihe hinter dem NSU.
Rechtskräftig verurteilte Rechtsterroristen, die aus dem Gefängnis
entlassen wurden, sind wieder bei militanten Neonazi-Truppen aktiv.
Autor Thomas Reutter ist ihnen mit seinem Team begegnet. Werden sie
wieder Sprengstoffanschläge ins Auge fassen? Ein führender
Rechtsextremist, der schon einmal mit Bombenbau-Chemikalien gefasst
wurde, marschiert vor Reutters Kamera für die nationale Revolution -
während seiner laufenden Bewährung. Gleichzeitig sucht die Polizei
Neonazis mit offenen Haftbefehlen wegen Waffen- oder
Sprengstoffdelikten, schreibt sie aber nicht öffentlich zur Fahndung
aus.
Sonntag, 20. März 2016 (Woche 12)/01.03.2016
16.30Die letzten ihrer Zunft - unser altes Handwerk Erstsendung:
08.08.2014 in SWR/SR
Auch im Zeitalter von Mister Minit, Brotboutiquen und
Schuhdiscountern fasziniert traditionelle Handwerkskunst die
Menschen. Vor der industriellen Revolution bestimmten die Zünfte das
Wirtschaftsleben - heute sind viele Handwerksberufe so gut wie
ausgestorben. Aber besonders im Südwesten wird an vielen Orten die
Erinnerung an jahrhundertealte Handwerke lebendig gehalten.
In "Die Letzten ihrer Zunft" porträtiert der SWR in faszinierenden
Bildern 15 traditionelle Handwerke und Handwerker, die auch heute
noch erfolgreich sind: Sattler und Küfer, Hutmacherin und
Nagelschmied, Büchsenmacher und Leineweber aus dem Südwesten zeigen
ihre Kunst. Und allen ist eins gemeinsam: Die Freude daran, ihren
Beruf als Berufung zu sehen.
Pressekontakt: Svenja Trautmann, Tel 07221/929-22285,
svenja.trautmann(at)SWR.de