(ots) - Flüchtlingskrise: ZEW-Chef Fuest warnt vor
Irreführung der Bevölkerung
"Wir haben jetzt zusätzliche Ausgaben durch den Zustrom der
Flüchtlinge
Osnabrück. Der Präsident des Zentrums für Europäische
Wirtschaftsforschung (ZEW), Clemens Fuest, hat vor einer Irreführung
der deutschen Bevölkerung in der Flüchtlingskrise gewarnt. Fuest
sagte der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Donnerstag): "Wir haben jetzt
zusätzliche Ausgaben durch den Zustrom der Flüchtlinge. Trotzdem soll
der Bevölkerung offenbar signalisiert werden, dass die höheren
Ausgaben nicht zu einer Belastung der Bürger führen. Das ist schlicht
eine Irreführung."
Fuest reagierte damit auf die von der SPD geforderten zusätzlichen
Ausgaben zugunsten der einheimischen Bevölkerung. Er sagte, es sei
klar, dass "weniger Geld für uns selbst" da sei, wenn wir Geld für
Menschen ausgeben, die zu uns kommen. "Es ist ja wichtig, dass wir
helfen. Unseriös ist es aber, der Bevölkerung zu suggerieren, man
könnte den Kosten entgehen und zusätzliche Geschenke verteilen."
Der ZEW-Chef warnte davor, auf unerwartete Ausgaben dadurch zu
reagieren, dass man noch mehr Geld ausgibt. Das sei ein gutes
Beispiel dafür, "wie man Finanzpolitik nicht machen sollte". Fuest
verwies zudem darauf, dass die deutsche Wirtschaft rund laufe. Es
gebe deshalb konjunkturpolitisch keinen Grund, auf Pump finanzierte
Programme zu machen. "Stattdessen sollten wir uns mit den
Überschüssen auf kommende Herausforderungen einstellen - etwa die
drastische Alterung der Bevölkerung."
Fuest sagte voraus, die Art von Zuwanderung, wie sie aktuell
laufe, werde auch in der langfristigen Bilanz "ökonomisch gesehen
sehr wahrscheinlich ein Zuschuss-Geschäft sein". Nach seinen Worten
kommen Menschen nach Deutschland, "die mehrheitlich voraussichtlich
Nettotransfer-Empfänger bleiben werden". Selbst wenn es gelinge, sie
in den Arbeitsmarkt zu integrieren, werde ihr Durchschnittsverdienst
geringer sein als im Rest der Bevölkerung. Fuest erläuterte:
"Deutschland könnte stark profitieren von Einwanderern mit
überdurchschnittlichen Qualifikationen und Einkommen, so wie in
Norwegen oder der Schweiz. Wir haben aber andere Migranten."
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