(ots) - In dem neuen Bericht "Kindheit in Trümmern. Leben
und Sterben in den belagerten Gebieten Syriens" beschreibt Save the
Children umfassend die Situation und das Leiden einer Viertelmillion
Kinder in den belagerten Gebieten Syriens und die negativen
Auswirkungen der vorherrschenden Lebensumstände auf deren Psyche und
Zukunft. Die betroffenen Kinder und ihre Familien sind eingesperrt;
die Versorgung mit Nahrungsmitteln, Medikamenten und anderen
lebensnotwendigen Gütern ist unterbrochen. Save the Children fordert,
dringend alle Belagerungen aufzuheben und unverzüglich dauerhaften
Zugang für humanitäre Hilfe in allen betroffenen Gegenden zuzulassen.
In dem Bericht schildern die Kinder aus belagerten Gebieten, dass
sie in ständiger Angst vor Angriffen leben. Ihre Eltern bestätigen,
dass sich das Verhalten der Kinder zunehmend verändert hat - sie sind
verschlossener, aggressiver oder niedergeschlagener geworden. "Angst
hat hier die Kontrolle übernommen. Die Kinder warten regelrecht
darauf, getötet zu werden. Selbst Erwachsene warten nur noch darauf,
zu sterben", berichtet Rihab, eine Mutter im Osten Ghoutas. Für den
Bericht wurden mehr als 126 Mütter, Väter und Kinder, die unter
Belagerung leben, in 22 Fokusgruppen interviewt und deren Aussagen
zusammengetragen.
Luftangriffe - oft auch mit Fassbomben - stellen den größten
Schrecken dar, denen die Familien in den belagerten Gebieten Syrien
ausgeliefert sind. Eltern bezeugen nicht nur die traumatisierenden
Auswirkungen der Angriffe auf Kinder, sondern auch dramatische
Konsequenzen der Belagerungen wie Hunger und Unterernährung sowie
Mangel an grundlegender medizinischer Versorgung und sauberem Wasser.
Zahlreiche Kinder sind bereits an Hunger gestorben, andere ernähren
sich einmal täglich von gekochten Blättern oder von Tierfutter. Ärzte
müssen bei Kerzenlicht operieren, es stehen immer weniger Medikamente
zur Verfügung. Babys und Kleinkinder sterben, weil medizinische Hilfe
zu spät kommt oder Krankenhäuser aufgrund der Checkpoints nicht
erreicht werden können. Scharfschützen drohen damit, jeden zu
erschießen, der versucht, zu fliehen - die belagerten Gebiete werden
so für die Bevölkerung zu Gefängnissen unter freiem Himmel.
Nach aktuellen Informationen sollen Fassbomben viel häufiger in
den belagerten Gebieten als in anderen Teilen Syriens eingesetzt
worden sein. Das hat sich in der zweiten Hälfte von 2015 noch
verstärkt. Im September wurde auch ein Spielplatz in Al Wa'er
beschossen, auf dem ein Dutzend Kinder spielten. Im Dezember wurden
so innerhalb von zwei Wochen mindestens 29 Kinder im Osten Ghoutas
getötet.
"In weiten Teilen Syriens sterben Kinder aufgrund von akutem
Mangel an Nahrungsmitteln und dringend benötigten Medikamenten,
obwohl nur ein paar Kilometer entfernt die Warenhäuser mit
Hilfsgütern gefüllt sind. Diese Kinder bezahlen den hohen Preis für
die Untätigkeit der Weltgemeinschaft. Was die Menschen in unserem
Report erzählen, macht überdeutlich: Es reicht! Nach fast fünf Jahren
Syrien-Konflikt ist es nun höchste Zeit, die Belagerungen zu beenden
und eine politische Lösung voranzutreiben", fordert Bidjan Nashat,
Vorstandsmitglied von Save the Children Deutschland.
Die Hauptverantwortung für das Leiden der syrischen Kinder liegt
bei den Konfliktparteien. Save the Children fordert sie auf:
- den Einsatz von Belagerungen als Kriegstaktik zu beenden und
unverzüglich dauerhaften Zugang für humanitäre Hilfe in allen
Gebieten zuzulassen.
- Angriffe auf Schulen, Krankenhäuser und andere zivile Einrichtungen
sofort zu stoppen, wie im humanitären Völkerrecht vorgesehen.
Die weltweit größte unabhängige Kinderrechtsorganisation fordert
außerdem von der internationalen Gemeinschaft, alle im Konflikt
Beteiligten zur Verantwortung zu ziehen. Friedensgespräche müssen
unabhängig von humanitären Hilfslieferungen geführt werden.
Hilfsgüter dürfen nicht länger als Druckmittel für politische
Verhandlungen eingesetzt werden.
Seit 2014 hat der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen (UN) fünf
Resolutionen verabschiedet - alle viereinhalb Monate eine - und
ungehinderten Zugang für humanitäre Hilfe gefordert. Trotzdem werden
die Städte und Gemeinden in Syrien stärker als jemals zuvor belagert.
So hat sich die Anzahl der Menschen, die unter Belagerung leben, im
letzten Jahr mehr als verdoppelt. Trotzdem erreichen lebensrettende
Güter diejenigen Menschen nicht, die sie am meisten benötigen. Zwar
gibt es derzeit starke Bemühungen, die Hilfe für diese Gebiete zu
erhöhen, die tatsächlichen Lieferungen finden aber meistens spontan
und nicht vorhersehbar statt und helfen nur über einen oder zwei Tage
hinweg. Zudem sind die Lieferungen meist unvollständig und wichtige
Hilfsgüter, wie zum Beispiel medizinische Ausrüstung und spezielle
Medikamente, fehlen oder werden nicht durchgelassen.
Eine deutsche Teilübersetzung des Berichts finden Sie hier:
http://ots.de/BbrOk
Den vollständigen Bericht (Englisch) finden Sie hier:
http://ots.de/MULqj
Bilder, Schnittmaterial und Erlebnisberichte zum Download unter:
http://storycentral.savethechildren.org.uk/?c=34972&k=93a9c4947f
Alle Zusatzmaterialien sind unter der Angabe ©Save the Children
kostenlos verwendbar.
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