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Es kann jede und jeden treffen. Aber man ist ihm nicht hilflos
ausgeliefert. Die Rede ist vom Burn-out, dem Ausgebranntsein, von dem
in der Diskussion um psychische Belastungen und Erkrankungen häufig
die Rede ist. Die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und
Wohlfahrtspflege (BGW) hat Interviews mit Skisprunglegende Sven
Hannawald und mit dem Burn-out-Forscher Prof. Dr. Matthias Burisch
geführt. Ergebnis ist eine Vielzahl von Tipps zum Thema.
Sven Hannawald spricht aus Erfahrung: Der Gewinner aller vier
Springen der Vierschanzentournee 2002 beendete 2004 aufgrund eines
Burn-outs seine Karriere als Profi-Sportler und arbeitet nach seinem
Weg aus der Krise als Vortragsredner, Autor und Berater für
Burn-out-Prävention. Prof. Dr. Matthias Burisch lehrte an der
Universität Hamburg Psychologie und berät heute Institutionen wie
Einzelpersonen zur Vermeidung von Burn-out-Prozessen. Mit beiden traf
sich Björn Kähler, Networker und Projektmanager bei der BGW, zum
Gespräch.
BGW: Wie erkennt man ein drohendes Burn-out?
Sven Hannawald: "Ich war völlig erschöpft, hatte an nichts mehr
Freude. Auch ein Urlaub hat da nichts gebracht, keine tiefere
Erholung mehr. Wenn ich eine Entscheidung treffen musste, bekam ich
ein ganz flaues Gefühl im Magen. Dabei ging es manchmal nur um ganz
alltägliche Dinge, darum, ob ich nun Joggen gehe oder doch lieber
einen Film schaue."
Prof. Dr. Matthias Burisch: "Bei Diagnosen neigen wir zum
Schwarz-Weiß-Denken: Man hat was oder eben nicht. Aber ab wann man
von einem Burn-out spricht, das ist eben auch Ermessenssache.
Vernünftiger ist es, zu sagen, jemand steckt in einem
Burn-out-Prozess, der mehr oder weniger weit fortgeschritten ist. Die
Alarmglocken sollten läuten, wenn man sich am Feierabend, am
Wochenende oder im Urlaub überhaupt nicht mehr richtig erholt."
BGW: Wie kommt es überhaupt zu einem Burn-out?
Prof. Dr. Burisch: "Im Prinzip kann alles, was uns gründlich gegen
den Strich geht, sich aber nicht so leicht abstellen lässt, einen
Burn-out-Prozess in Gang setzen - beruflich wie privat. Die
Stressforschung spricht da von einer mangelnden
Person-Umwelt-Passung. Wer ausbrennt, hat subjektiv betrachtet viel
zu lange viel zu viel gegeben und zu wenig zurückbekommen. Das kann
Menschen in Sozial- und Dienstleistungsberufen ebenso betreffen wie
Alleinerziehende oder Hausfrauen. Diese Menschen erleben eine
Gratifikationskrise. Oft fehlt es einfach an Anerkennung und
Wertschätzung."
BGW: Wie kann man einem Burn-out vorbeugen?
Hannawald: "Man muss lernen, Anzeichen wie
Konzentrationsstörungen, Versagensängste oder chronische Müdigkeit
überhaupt erst mal wahrzunehmen, um dann auch zu den eigenen
Bedürfnissen zu stehen. Und man muss sich mit Menschen umgeben, die
einem gut tun. Darauf achte ich. Dauerstress ist schlecht, und wenn
man versucht, es allen recht zu machen. Ganz wichtig: Ich hab'
delegieren gelernt. Natürlich gehören Sport und gesunde Ernährung
auch zur Prävention und last but not least Humor. Das ist etwas, was
unglaublich hilft."
BGW: Wie sollten Vorgesetzte auf Burn-out-Anzeichen bei Menschen
in ihrem Team reagieren?
Hannawald: "Wenn sie eine Veränderung feststellen, zum Beispiel,
weil jemand sich mehr und mehr zurückzieht, wäre es gut, ein Gespräch
unter vier Augen zu suchen. Also das Thema bloß nicht vor der Gruppe
ansprechen. Da ist Fingerspitzengefühl gefragt, um dem Mitarbeiter
oder der Mitarbeiterin zu zeigen, dass man zwar die Veränderung
bemerkt hat, dass das aber jetzt nicht schlimm ist. Sondern dass man
dem auf den Grund gehen möchte, damit der- oder diejenige auch gut im
Job bleiben kann."
BGW: Was können Unternehmen darüber hinaus zur Burn-out-Prävention
tun?
Prof. Dr. Burisch: "Man kann davon ausgehen, dass Arbeitsfreude,
Selbstvertrauen und Wertschätzung die stärksten Faktoren sind, die
sowohl Produktivität als auch Gesundheit beeinflussen. Da ist
Organisationsentwicklung gefragt. Das kann mit IT-gestützten
Ablaufvereinfachungen für den allseits gehassten Papierkrieg
anfangen, muss aber unbedingt auch Teamentwicklung sowie die
Verbesserung von Führung und Kommunikation beinhalten."
Hannawald: "Unternehmen müssen lernen, auch auf ihre besonders
motivierten und talentierten Leute zu achten und nicht nur zu denken,
dass die ja sowieso alles schaffen. Wenn jemand anfängt, Kolleginnen
und Kollegen aus dem Weg zu gehen, obwohl er vorher ganz anders war,
ist das meist schon ein Alarmzeichen. Wer unter Druck steht und
plötzlich zynisch auf andere reagiert, hat vielleicht ein
Burn-out-Problem. Daran kann man aber gemeinsam arbeiten, wenn man es
früh genug merkt."
Mehr erfahren
Die Interviews, die Björn Kähler mit Sven Hannawald und mit Prof.
Dr. Matthias Burisch geführt hat, finden sich unter
www.bgw-online.de/goto/interview-hannawald und
www.bgw-online.de/goto/interview-burisch. Besucherinnen und Besucher
der BGW foren 2016 können Hannawald und Prof. Dr. Burisch darüber
hinaus persönlich erleben: Bei den Kongressen zum Gesundheitsschutz
im medizinischen Beruf nehmen die beiden Experten an einem
Podiumsgespräch zum Thema "Burn-out-Prävention" teil. Noch buchbar:
- BGW forum West: 22./23.04.2016 in Wuppertal
- BGW forum Süd: 10./11.06.2016 in München
- BGW forum Ost: 04./05.11.2016 in Dresden
Die BGW foren 2016 richten sich an Selbstständige und Beschäftigte
in der ambulanten medizinischen Versorgung - von ärztlichen und
psychotherapeutischen Praxen über Apotheken, Dialyseeinrichtungen,
Labore bis hin zu Hebammen und Entbindungspflegern. Weitere
Informationen und Anmeldung unter www.bgwforum.de.
Prävention mit Hilfe der BGW
Die BGW unterstützt ihre Mitgliedsbetriebe und Versicherten auf
vielfältige Weise beim Vorbeugen psychischer Belastungen und
Beanspruchungen im Berufsalltag. Zu ihren Angeboten gehören neben
Informationsmedien unter anderem Analyseinstrumente,
Organisationsberatung und Personalentwicklungsmodule. Mehr erfahren
Interessierte unter www.bgw-online.de.
Diese Pressemitteilung finden Sie auch im BGW-Pressezentrum unter
www.bgw-online.de/presse. Dort finden Sie zudem weitere aktuelle
Meldungen und die Möglichkeit, diese per E-Mail-Service zu
abonnieren.
Ãœber die BGW
Die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und
Wohlfahrtspflege (BGW) ist die gesetzliche Unfallversicherung für
nicht staatliche Einrichtungen im Gesundheitsdienst und in der
Wohlfahrtspflege. Sie ist für mehr als 7,7 Millionen Versicherte in
über 620.000 Unternehmen zuständig. Die BGW unterstützt ihre
Mitgliedsbetriebe beim Arbeitsschutz und beim betrieblichen
Gesundheitsschutz. Nach einem Arbeitsunfall oder Wegeunfall sowie bei
einer Berufskrankheit gewährleistet sie optimale medizinische
Behandlung sowie angemessene Entschädigung und sorgt dafür, dass ihre
Versicherten wieder am beruflichen und gesellschaftlichen Leben
teilhaben können.
Pressekontakt:
Torsten Beckel / Sandra Bieler
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