(ots) - Es kann nicht sein, dass irgendetwas geschlossen
wird, hat Angela Merkel vor dem EU-Gipfel am Montag gesagt. Und bei
allem Pragmatismus, der die Kanzlerin auszeichnet: Es klang so, als
stampfe sie mit dem Fuß auf, als könne nicht sein, was nicht sein
darf. Doch während sie ihre Parole jedem Mikrofon anvertraute,
schafften die betroffenen EU-Kollegen Fakten: Die Balkanroute ist
seit gestern dicht, und wen sollte es in Mazedonien oder Slowenien
auch scheren, dass es Merkel und EU-Kommissionspräsident Jean-Claude
Juncker gelungen war, diesen Satz in der Erklärung des Gipfels gerade
noch zu verhindern?
Pure Kosmetik und im deutschen Fall auch ein Stück Augenwischerei,
um die Haltung wenigstens öffentlich zu wahren: Hatte nicht "Mama
Merkel" höchstselbst vor einer Woche die "Politik des Durchwinkens"
für beendet erklärt und den Asylsuchenden an der
griechisch-mazedonischen Grenze zugerufen, sie könnten sich das
EU-Land nicht aussuchen? Merkel hat vor der beschämenden
Blockadepolitik und Festungsmentalität der Nachbarn kapitulieren
müssen: Von gerechter Verteilung ist keine Rede mehr, stattdessen
wird Griechenland zum riesigen Flüchtlingslager umgebaut.
Aberwitzig ist die Annahme, die Grenzschließung werde Eindruck auf
die Flüchtlinge machen. Die Schrecken, denen sie entkommen, sind
größer als die Angst vor neuen gefährlichen Routen. Es wird noch mehr
Tote geben. Europa zeigt sein hässliches Gesicht und zertrümmert
seine Werte.
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