(ots) - Anlässlich des fünften Jahrestags der
Atomkatastrophe von Fukushima und vor dem Hintergrund der jüngsten
Pannen im belgischen Atomkraftwerk Tihange und im französischen
Atomkraftwerk Fessenheim hat der NABU eine engere Zusammenarbeit der
Regierungen und mehr Druck von der Bundesregierung auf die
Nachbarländer Belgien und Frankreich gefordert.
Ein schwerer atomarer Unfall im AKW Tihange würde alleine im
Umkreis von 75 Kilometern mehrere Millionen Menschen betreffen.
NABU-Präsident Olaf Tschimpke: "Fukushima hat in aller Drastik
verdeutlicht, dass Atomkraft keine Alternative ist und trotzdem
umschifft auch heute noch der grenznahe Risikoreaktor Tihange in
Belgien nur knapp den nächsten Super-GAU. Die Bundesregierung muss
endlich ein Atomsicherheitsabkommen mit Belgien vereinbaren und sich
für die schnelle Abschaltung von Tihange einsetzen." In Frankreich
hat der Druck der Bundesregierung immerhin dazu geführt, dass
Frankreich Ende des Jahres die Prozedur zur vorzeitigen Schließung
des an der Grenze zu Deutschland gelegenen Atomkraftwerks Fessenheim
einleiten will.
"Der Super-GAU kennt keine Grenzen, deshalb brauchen wir auch
mindestens auf EU-Ebene eine Zusammenarbeit der Mitgliedstaaten beim
Thema Atomkraft. Der Euratom-Vertrag, den noch Adenauer
unterschrieben hat, muss deshalb dringend überarbeitet werden - dafür
muss sich die Bundesregierung endlich einsetzen", so Tschimpke
weiter.
Nach dem noch immer gültigen Euratom-Vertrag von 1957, darf jeder
EU-Staat alleine über Bau und Betrieb von Atomkraftwerken
entscheiden. Seit Tschernobyl (April 1986) und insbesondere nach
Fukushima (März 2011) haben aber etliche EU-Staaten
Ausstiegsbeschlüsse gefasst, sodass inzwischen die Chancen gut
stehen, den Vertrag endlich zu überarbeiten.
Neben den akuten und aktuellen Gefahren, die von der Atomkraft
ausgehen, bereiten auch die Hinterlassenschaften Sorgen. "Die
Altlasten der Atomkonzerne drohen zu einem Fass ohne Boden zu werden
und es zeigt sich einmal mehr, der Staat und die Allgemeinheit sind
die Dummen: Gewinne wurden privatisiert und die Gefahren und
Altlasten werden verstaatlicht. Denn bei der wirtschaftlichen Lage
der Energiekonzerne kann kaum damit gerechnet werden, dass sie
tatsächlich nach dem Verursacherprinzip auch die Kosten schultern",
so NABU-Energieexperte Sebastian Scholz. "Dabei ist die Krise
hausgemacht, die Energiekonzerne haben es schlichtweg verschlafen,
auf naturverträgliche erneuerbare Energien zu setzen."
Nach der Atomkatastrophe in Tschernobyl wurde in Deutschland ein
neues Bundesministerium mit der Zuständigkeit für die Atomenergie
gegründet, das BMU (seit 2013 BMUB), das in diesem Frühjahr sein
30-jähriges Jubiläum feiert. Italien beschloss als erster
EU-Mitgliedstaat den Ausstieg aus der Atomenergie. Fukushima bewirkte
unter anderem, dass Deutschland und andere Staaten in und außerhalb
der EU (etwa die Schweiz) Ausstiegsbeschlüsse fassten. Aus NABU-Sicht
kann das Abschalten des AKW Tihange ebenfalls den Anstoß zu
rechtzeitigen Maßnahmen zum Atomausstieg auf der EU-Ebene einleiten,
ohne dass wieder erst ein schwerer Atomunfall passieren muss.
Mehr Infos
https://www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/energie/
https://nrw.nabu.de/news/2016/20206.html
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