(ots) - Die Eckpunkte zur generalistischen Pflegeausbildung
und die Diskussionen auf der Messe Altenpflege in Hannover sowie beim
Deutschen Pflegetag in Berlin zeigen: Die Bundesregierung betreibt
eine gefährliche Politik zulasten der Altenpflege
Keine Frage: Der Beruf der Altenpflege muss weiter an
Attraktivität und Qualität gewinnen. Die rasant steigende Zahl der
Pflegebedürftigen und ihre komplexer werdende Versorgung erfordern
das. Ebenso unbestritten ist aber auch, dass eine Ausbildung in der
Altenpflege für junge Menschen ganz offensichtlich attraktiv ist,
steigen doch die Ausbildungszahlen seit Jahren erfreulich an. Andere
Berufssparten haben da im Vergleich beim Nachwuchs ihre liebe Not.
Auch auf der zentralen Messe Altenpflege in Hannover und beim
Deutschen Pflegetag in Berlin war davon sehr viel die Rede, plant
doch die Bundesregierung bei der Ausbildung eine Revolution, bei der
die Sorge groß ist, dass diese Revolution buchstäblich ihre Kinder
frisst.
Ohne Rücksicht wollen Gesundheitsminister Gröhe, sein
Staatssekretär Laumann und Familienministerin Schwesig ein Gesetz zur
generalistischen Pflegeausbildung durchpeitschen, das viele Risiken
birgt, das am Ende mehr Schaden als Nutzen in der Altenpflege
anrichten wird. Liebedienerisch beklatscht wird dieses Trio Infernale
vom Präsidenten des Deutschen Pflegerates, Andreas Westerfellhaus, in
dessen Dachverband die Altenpflege unterrepräsentiert ist, der aber
verbal eine Bugwelle auftürmt, dass man meinen könnte, er sei
Deutschlands Pflegepapst. Potemkinsches Dorf nennt man das auch.
Diese vier Akteure tun so, als ob ,,die Pflegenden voll hinter
dieser Reform stehen", wie es Gröhe und Westerfellhaus in einem
gemeinsamen Interview in einer Stuttgarter Tageszeitung jetzt dreist
formulierten. Dazu Friedhelm Fiedler, Vizepräsident des
Arbeitgeberverbandes Pflege: ,,Dies ist eine Verdrehung der Wahrheit.
Die privaten Altenpflegeanbieter stellen über 60 Prozent der
ambulanten und 40 Prozent der stationären Pflege. Und dort wird bei
der weit überwiegenden Mehrheit dieser Pflegeunternehmen und der bei
ihnen beschäftigten Pflegekräfte das Thema Generalistik, - also die
Zusammenlegung der drei Ausbildungsberufe Kinderkranken-,
Krankenhaus- und Altenpflege - absolut kritisch gesehen. Von Herrn
Gröhe und Verbündeten wird getrickst, getäuscht und getarnt, was nur
zeigt, auf welch dünnem Eis sich diese Truppe bewegt. Das vorgelegte
Eckpunktepapier für eine neue Ausbildungs- und Prüfverordnung lässt
zudem viele Fragen offen und belegt: Die Altenpflege wird zum
Stiefkind der Pflege in Deutschland gemacht."
Das wachsende Bündnis für Altenpflege, bei dem auch der
Arbeitgeberverband Pflege Mitglied ist und die vielen, vielen
Unterschriftensammlungen gegen die Generalistik zeigen beeindruckend:
Herr Gröhe befindet sich auf dem Holzweg. Zudem hat sein Ministerium
viele wichtige Schulaufgaben noch immer nicht gemacht. Dazu Fiedler:
,,Die Kinder- und Jugendärzte schlagen Alarm, weil sie ihre
spezialisierte Kinderpflege behalten wollen. Und es gibt auch etliche
kritische Stimmen aus kirchlichen Multi-Konzernen, die mit Pflege zu
tun haben. Vieles bleibt auch nach Vorlage des Eckpunktepapiers
nebulös. Nur eines ist klar: Die Praxisstunden in der Ausbildung beim
einstellenden Träger werden von 2500 auf 1300 reduziert und damit
fast halbiert. Ein Unding. Und es mangelt nach wie vor an einer
nachvollziehbaren Kostenkalkulation, die realistisch und detailliert
die Mehraufwendungen beschreibt. Zudem fehlt eine fundierte
Risikofolgenabschätzung. Am Ende sind die Pflegeunternehmen die
Dummen der Reform, auch weil dann die Ausbildungszahlen aufgrund der
Einheitssoße Generalistik zurückgehen werden. Vom zusätzlichen
teuren und komplizierten Organisationsaufwand durch die neue
aufwändige Einsatzsteuerung der Pflege-Azubis bei einer
generalistischen Ausbildung ganz zu schweigen. Da kommt ein großer
Azubi-Wanderzirkus auf uns zu. Zudem wächst bei den privaten
Pflegeanbietern, die rund 50 Prozent aller Pflegeunternehmen stellen,
der Verdacht, dass Hauptschüler es in Zukunft immer schwerer haben
werden, eine examinierte Pflegeausbildung zu absolvieren. Wir
brauchen aber auch gute Hauptschüler für die Pflege." ,,Politiker",
so Fiedler weiter, ,,können am Ende in aller Regel nicht wirklich zur
Verantwortung gezogen werden, wenn sie Murks fabrizieren. Unternehmen
schon, tragen sie doch letztlich die volle finanzielle und personelle
Verantwortung in einem Unternehmen. Deswegen Nein zu einer
unausgegorenen Generalistik in der Pflegeausbildung."
Pressekontakt:
Friedhelm Fiedler
Sprecher des Präsidiums und Vizepräsident Arbeitgeberverband Pflege
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