(ots) - Parteienforscher: Zeit der Volksparteien ist
nicht vorbei
Falter: Nicht sicher, dass die AfD sich etabliert
Osnabrück.- Trotz der herben Verluste bei den drei Landtagswahlen
verlieren die etablierten Volksparteien nach Ansicht des
Parteienforschers Jürgen Falter nicht grundsätzlich an Bedeutung. In
einem Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Dienstag) sagte
Falter: "Die Zeit der Volksparteien ist keineswegs vorbei. Die
Parteienlandschaft in Deutschland fächert sich nur auf, sie wird
bunter." Die großen Parteien seien immer noch fest in der
Gesellschaft verankert. So liege die CDU nach wie vor bei 40 Prozent
der Stimmen in Deutschland, und die CSU könne in Bayern absolute
Mehrheiten gewinnen. Die Abstimmungen vom Sonntag hätten nur ganz im
Schatten der Zuwanderungs-Debatte gestanden.
"Der Absturz der CDU ist allein der Flüchtlingspolitik von
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zuzuschreiben", sagte der
Wissenschaftler. Umfragen zeigten deutlich, dass sich die Wähler aus
Angst vor der Zuwanderung von der Union abgewendet hätten.
Auch für die SPD ist Falter trotz des Stimmeneinbruchs in
Baden-Württemberg und Sachsen-Anhalt optimistisch: "Die SPD wird
nicht zur Splitterpartei werden. Viele Wähler wollten der SPD einen
Denkzettel verpassen, aber wie Ministerpräsidentin Malu Dreyer in
Rheinland-Pfalz gezeigt hat, kann die SPD diese Wähler mit guten
Spitzenkandidaten und einem entsprechendem Politikangebot
zurückholen."
Der Parteienforscher ist skeptisch, ob sich die
rechtspopulistische AfD, die den Sprung in alle drei Landtage
geschafft hat, langfristig halten wird. "Es ist nicht gesagt, dass
die AfD sich etabliert", meinte Prof. Falter. "Sie hat von den
Denkzettel-Wählern profitiert, aber wenn der Anlass für den
Denkzettel, also die Flüchtlingskrise, verschwindet, werden sie sich
bei den nächsten Wahlen wieder anders entscheiden." Bei der AfD seien
Stammwähler in der Minderheit.
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