(ots) -
Forscher des Potsdamer Hasso-Plattner-Instituts (HPI) präsentieren
auf der CeBIT (Halle 6, Stand D18) eine neue Analysesoftware, die
jede S-Bahn-Fahrt smart machen kann. Durch blitzschnelle Auswertungen
von Einträgen im Kurznachrichtendienst Twitter zeigen die Forscher,
wie sich künftig Millionen von Nahverkehrs-Kunden auf
Unregelmäßigkeiten besser einstellen können. Gemeinsam mit der S-Bahn
Berlin arbeitet das HPI daran, auftretende Beeinträchtigungen in
Echtzeit zu analysieren. So kann z.B. erkannt werden, welche
Verkehrsereignisse zu welcher Zeit an bestimmten Orten gehäuft
auftreten und gemeldet werden, um frühzeitig darauf reagieren zu
können.
"Für Verkehrsunternehmen sind solche Auswertungen wichtig,
bedeuten heutzutage jedoch sehr hohen Aufwand bei der Datenanalyse",
erläutert HPI-Direktor Prof. Christoph Meinel. Dank des HPI-Systems
könne künftig sowohl schon bei der Verkehrsplanung als auch im
laufenden Betrieb besser auf Engpässe und Unregelmäßigkeiten und
deren Auswirkungen reagiert werden. Einen besonderen Vorteil erhoffen
sich Wissenschaftler und Praktiker von der Möglichkeit, aus
vergangenen Vorkommnissen aktuelle Ereignisse besser einschätzen zu
können.
"Ziel ist es, frühzeitig Alternativen zu erkennen, wenn plötzliche
Störungen im Ablauf des öffentlichen Nahverkehrs Reisepläne aus dem
Takt zu bringen drohen", erläutert HPI-Projektleiter Dr. Matthieu-P.
Schapranow. Er setzt zur permanenten Analyse von Tweets über aktuelle
Betriebsstörungen mit seinem Team die am HPI erforschte In-Memory
Database Technology ein. Sie ermöglicht es unter anderem, von
Menschen geschriebene Texte in computerverständliche Informationen zu
übersetzen. Damit können dank paralleler Verarbeitung selbst riesige
Datenmengen in blitzschnell analysiert und ausgewertet werden.
"Aus den Twitter-Kurznachrichten der S-Bahn extrahieren wir so zum
Beispiel Informationen über betroffene Linien, Bahnhöfe oder Gründe,
verknüpfen diese und errechnen in Echtzeit Prognosen für künftige
Ereignisse", erklärt Schapranow. Die HPI-Software könne jederzeit in
Live-Statistiken anzeigen, was die häufigsten Arten von Vorfällen
sind und zu welchen Tageszeiten welche Ereignisse für welche Linien
besonders oft gemeldet werden. Nutzt ein Anwender die Informationen,
welche die S-Bahn Berlin den Kunden bereitstellen will, kann er sich
angesichts der jeweiligen Situation auf die Wahl der Route und des
Verkehrsmittels einstellen, um mit möglichst geringem Zeitverlust ans
Ziel zu kommen. "Fahrgäste, denen mehreren Routen zur Wahl stehen,
können künftig diejenige wählen, für die die geringste
Wahrscheinlichkeit für störende Ereignisse prognostiziert wurde",
sagt Schapranow.
Herausforderung für die Informatiker am HPI ist die sofortige
Analyse der unstrukturierten Texte, deren Kombination mit
historischen Daten, sowie deren interaktive Exploration. Erste
Erkenntnisse aus der Analyse zehntausender Tweets der Berliner S-Bahn
seit Mitte 2013 ergaben bisher: Gut die Hälfte gibt Hinweise auf
Ereignisse im Betriebsablauf. Meistens handelt es sich um Ausfälle
oder Verspätungen von Zügen. Am häufigsten genannter Grund ist der
"Polizeieinsatz", gefolgt von "Notarzteinsatz".
Die HPI-Wissenschaftler, deren Institut in unmittelbarer Nähe des
S-Bahnhofs Griebnitzsee auf der Strecke Berlin-Potsdam liegt,
brachten ihrer Softwareanwendung bei, selbst verschiedene
Deklinationsformen, Abkürzungen und Umlautschreibweisen von
Stichwörtern zu erkennen. Mit der sogenannten "fuzzy search" oder
unscharfen Suche werfen selbst Rechtschreibfehler in Tweets die
clevere Potsdamer Analyse-Software nicht aus der Bahn. Diese Methode
vergleicht zwei Wörter buchstabenweise, berechnet einen
Ähnlichkeitswert und beurteilt danach, wie wahrscheinlich die
Ãœbereinstimmung mit einem relevanten Stichwort ist.
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Kurzprofil Hasso-Plattner-Institut
Das Hasso-Plattner-Institut für Softwaresystemtechnik GmbH
(https://hpi.de) in Potsdam ist Deutschlands universitäres
Exzellenz-Zentrum für IT-Systems Engineering. Als einziges
Universitäts-Institut in Deutschland bietet es den Bachelor- und
Master-Studiengang "IT-Systems Engineering" an - ein besonders
praxisnahes und ingenieurwissenschaftliches Informatik-Studium, das
von derzeit 480 Studenten genutzt wird. Die HPI School of Design
Thinking, Europas erste Innovationsschule für Studenten nach dem
Vorbild der Stanforder d.school, bietet jährlich 240 Plätze für ein
Zusatzstudium an. Insgesamt zwölf HPI-Professoren und über 50 weitere
Gastprofessoren, Lehrbeauftragte und Dozenten sind am Institut tätig.
Es betreibt exzellente universitäre Forschung - in seinen elf
IT-Fachgebieten, aber auch in der HPI Research School für Doktoranden
mit ihren Forschungsaußenstellen in Kapstadt, Haifa und Nanjing.
Schwerpunkt der HPI-Lehre und -Forschung sind die Grundlagen und
Anwendungen großer, hoch komplexer und vernetzter IT-Systeme. Hinzu
kommt das Entwickeln und Erforschen nutzerorientierter Innovationen
für alle Lebensbereiche. Das HPI kommt bei den CHE-Hochschulrankings
stets auf Spitzenplätze. Seit 2012 betreibt das HPI die interaktive
Bildungsplattform www.open.HPI.de, deren kostenlose Onlinekurse zur
Informationstechnologie jedem offenstehen.
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