(ots) - Die Rhein-Neckar-Zeitung (Heidelberg)
kommentiert die Lage der Südwest-CDU vor den Koalitions-Sondierungen:
"Keinen offenen Streit vor der Landtagswahl, keinen offenen Streit
vor Koalitionsverhandlungen: Geschlossenheit bleibt ein hohes Gut der
Landes-CDU. Taktisch mag das plausibel sein, um in schwieriger Lage
wenigstens kurzfristig kleine Erfolge verbuchen zu können.
Perspektivisch führt diese Haltung ins Ungewisse. Die Partei steht
auf wackeligen Füßen.
Wer steht denn für die Südwest-CDU der Zukunft? Guido Wolf etwa?
Der Spitzenkandidat, der diese scheppernde Wahlniederlage zu
verantworten hat? Kaum denkbar. Weder konnte er eine glaubwürdige
Haltung in der Flüchtlingsdebatte finden, die seine Partei spaltet.
Noch konnte er auch nur ansatzweise dem beliebten Amtsinhaber
Winfried Kretschmann als Persönlichkeit Paroli bieten. In die
anstehenden Koalitionsverhandlungen geht Wolf mit geschmälerter
Autorität - verstärkt durch seinen Koalitions-Schlingerkurs.
"Grün-Schwarz wird es nicht geben", sagte er vor der Wahl. Jetzt
sondiert er. Und genau auf dieses Bündnis dürfte es hinauslaufen.
Abschreiben kann man Wolf dennoch nicht. Im Gegenteil. Gestern
erst bewies er wieder, wie gewieft er agieren kann, wenn es um seinen
eigenen Aufstieg geht. Die neue Landtagsfraktion zum Schwur zwingen,
ihr die Pistole auf die Brust setzen, während viele noch die Wunden
des Wahlsonntags leckten - ein cleverer Schachzug, den Wolf bewusst
langfristig vorbereitet hatte.
Auf die Dauer verlängert die CDU mit einem möglichen
Vize-Regierungschef Wolf aber nur ihr Leid. Wenn sich der grüne
Landesvater dereinst verabschiedet, vielleicht 2021, dürfte die CDU
zwar erstarken. Doch bis dahin sollten die Christdemokraten eine
attraktive Alternative zu dem Grünen aufgebaut haben. Dafür müsste
die Erneuerung fortgeführt werden, die Parteichef Thomas Strobl vor
fünf Jahren angestoßen hatte. Er konnte das, weil Wahlverlierer
Stefan Mappus den Weg freimachen musste."
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