(ots) - Pressemitteilung - World Vision Kinderstudie Flucht
- Sperrfrist 18.3.2016 12 Uhr
Studie: Geflüchtete Kinder wollen Integration in Deutschland
- Familienzusammenführung muss unterstützt und aktiv gefördert
werden
- Perspektivlosigkeit und Existenzängste lasten schwer auf den
Kindern
Berlin, 18.03.2016. Das Kinderhilfswerk World Vision stellt in
Kooperation mit der Hoffnungsträger-Stiftung die qualitative Studie
"Angekommen in Deutschland - wenn geflüchtete Kinder erzählen" vor.
Geflüchtete Kinder in Deutschland berichten hier über Fluchtgründe,
ihre Erlebnisse, ihre Ängste und Erwartungen an Deutschland.
Zum Anlass für die Studie erklärte der Vorstandsvorsitzende von
World Vision Deutschland, Christoph Waffenschmidt: "Wir beobachten,
dass geflüchtete Kinder in Deutschland oftmals nur aufbewahrt oder
hin- und hergeschoben werden. Dies ist inakzeptabel. Kinder sollten
als Chance sowohl für die deutsche Gesellschaft, aber auch für ihre
Heimatländer gesehen werden. Von Beginn an müssen größte
Anstrengungen unternommen werden, damit Kinder eine gute Bildung
bekommen, ihre traumatischen Erfahrungen verarbeiten können und gut
integriert werden".
Die Studie befasste sich bewusst mit der Situation begleiteter
Kinder, da sie im deutschen Asylsystem einfach ihren Familien
zugeordnet und in der öffentlichen Diskussion weniger beachtet werden
als unbegleitete Minderjährige. Statt über die Kinder zu reden, wurde
außerdem mit ihnen geredet. "Kinder sind sehr gut in der Lage,
Aussagen über ihr Wohlbefinden zu treffen und können sich mit mehr
Einflussmöglichkeiten besser integrieren", betont die Pädagogin Prof.
Dr. Sabine Andresen von der Goethe-Universität Frankfurt.
World Vision fordert die Verantwortlichen sowohl in Deutschland
wie auch den Ländern der Europäischen Union auf, bei allen
Entscheidungen, die Kinder auf der Flucht betreffen, in erster Linie
für ihr Wohl zu sorgen. Hierzu muss die Hilfe zwischen allen
Beteiligten koordiniert werden. Kinder brauchen schnell einen
geregelten Alltag, sichere Wohn-, Spiel- und Aufenthaltsräume.
Die Organisation betont auch die Wichtigkeit von Familie für
Kinder. Auch im deutschen Grundgesetz ist der Schutz der Familie
verankert. Familienzusammenführungen sind demnach zu unterstützen und
aktiv zu fördern.
Für geflüchtete Kinder, die nach Deutschland kommen, sind zwei
Faktoren entscheidend:
1.Jeder hat das Recht, in anderen Ländern Schutz vor Verfolgung zu
suchen.
2.Für Minderjährige gilt in Deutschland seit 2010 uneingeschränkt
die UN Kinderrechtskonvention.
Willkürliche Grenzschließungen in Europa verschärfen die
humanitäre Krise insbesondere für Kinder. Die Europäischen Länder
verletzen mit ihrem aktuellen Handeln oder Nicht-Handeln massiv die
Verpflichtungen der UN-Kinderrechtskonvention.
Im vergangenen Jahr befanden sich unter den Flüchtlingen in
Deutschland rund 250.000 Kinder. Beinahe jeder dritte Asylantrag in
Deutschland betraf ein Mädchen oder einen Jungen unter 18 Jahren.
Kinder auf der Flucht leiden. Permanente Unsicherheit und Ängste
zurückgeschickt zu werden, belasten sie. Der Verlust von
Familienmitgliedern und Beziehungsunterbrechungen überschatten den
Alltag.
"Nachts träumte ich zu ertrinken:" Kabira, 10 Jahre aus Syrien
"Nachts schlafe ich mit Stress, weißt du?" Jakob, 10 Jahre aus Kosovo
"Ich habe Angst, deshalb komme ich in die Ambulanz." Samir, 12 Jahre
aus Afghanistan
Die interviewten Kinder sind sehr willig, sich in Deutschland zu
integrieren, sie bringen große Ressourcen mit, die sie für ihre
Zukunft hier investieren wollen.
Die Studie empfiehlt zudem, gute Pilotprojekte, die sich bewährt
haben, auch auf andere Standorte auszuweiten.
"Für die Integration von Geflüchteten haben wir ein innovatives
Konzept entwickelt, das bundesweit auf großes Interesse gestoßen ist.
Neben dem integrativen Wohnen von Einheimischen und Geflüchteten
sieht das Konzept auch Angebote für Sozialarbeit, Sprachbildung,
Ausbildung und Beschäftigung vor. Die genannten Bausteine tragen dazu
bei, dass die neu nach Deutschland gekommenen Menschen schnell ein
eigenständiges Leben führen können", so Rudi Yacoub, Hoffnungsträger
Stiftung.
Das World Vision-Institut hat bei der Durchführung der Studie mit
der Goethe-Universität Frankfurt, dem Universitätsklinikum
Hamburg-Eppendorf, der Hoffnungsträger-Stiftung und der von Steffi
Graf gegründeten Stiftung "Children for Tomorrow" zusammen
gearbeitet. Dank dieser Kooperation sind gute Zugänge zu geflüchteten
Kindern verschiedener Herkunft und in verschiedenen Lebenssituationen
möglich geworden, außerdem konnten die geführten Interviews in Bezug
zu aktueller Forschung und Praxis gesetzt werden.
Interviews können über die Pressestelle vereinbart werden.
Mehr Infos sowie die Studie zum Download finden Sie unter http://w
ww.worldvision-institut.de/kinderstudien-gefluechtete-kinder-erzaehle
n.php
HINTERGRUND
World Vision Deutschland e.V. ist ein christliches Hilfswerk mit
den Arbeitsschwerpunkten nachhaltige Entwicklungszusammenarbeit,
humanitäre Hilfe und entwicklungspolitische Anwaltschaftsarbeit. Im
Finanzjahr 2015 wurden 300 Projekte in 50 Ländern durchgeführt. World
Vision Deutschland ist mit weiteren World Vision-Werken in fast 100
Ländern vernetzt. World Vision unterhält offizielle
Arbeitsbeziehungen zur Weltgesundheitsorganisation (WHO) und dem
Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) und arbeitet eng mit
dem Flüchtlingskommissariat der Vereinten Nationen (UNHCR) zusammen.
World Vision Deutschland ist Mitglied der Bündnisse "Aktion
Deutschland Hilft" und Gemeinsam für Afrika. www.worldvision.de
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