(ots) - Sondersendung von der Leipziger Buchmesse
Der Goldene Handschuh - Heinz Strunk
Heinz Strunk erzählt davon, wie jemand zum Mörder wird. Der Autor
von "Fleisch ist mein Gemüse" und anderen Bestsellern, Mitglied des
komischen Trios "Studio Braun" hat den Stoff zu seinem neuen Roman in
einer Kneipe auf St. Pauli aufgelesen. "Der Goldene Handschuh" ist
das Psychogramm des Serienmörders Fritz Honka, der in den 1970ern in
Hamburg mehrere Frauen tötete, ihre Körper zerstückelte und die
Leichen in seiner Wohnung verstaute. Mit großem Einfühlungsvermögen
porträtiert Strunk diesen durch eine grausame Jugend geistig und
körperlich gebrochenen Mann aus der untersten Unterschicht. Er
begleitet Honka in die Absturzkneipe "Zum Goldenen Handschuh", eine
moderne Vorhölle der Verlierer, die in brutalem Suff die eigene
Existenz vernichten. Autor: Rayk Wieland
Gila Lustigers Essay "Erschütterung" über die Folgen des Pariser
Terrors Gila Lustiger ist deutsche Schriftstellerin und lebt seit 30
Jahren in Paris. Die jüngste Eskalation des Terrors 2015 hat sie
miterlebt, und sie hat ihr auch, nachdem die Opfer längst aus den
Medien verschwunden sind, keine Ruhe gelassen: "Erschütterung" nennt
sie das Gefühl, das sie nun in einem Essay literarisch und politisch
analysiert. Lustiger geht darin sehr persönlichen Fragestellungen
nach, die aber gleichzeitig einen entlarvenden Blick auf die
Verfilzungen und ungelösten Probleme Frankreichs werfen, das in einem
Dauer-Ausnahmezustand versunken ist.
Lustiger, 1963 in Frankfurt als Tochter des jüdischen Historikers
Arno Lustiger geboren, hatte bereits in ihrem letzten
Bestseller-Roman "Die Schuld der anderen" Frankreich "von unten"
recherchiert: Weil sie ihre Wahlheimat Frankreich mit dem rasanten
Aufstieg Marine Le Pens nicht mehr verstand, hatte Lustiger zwei
Jahre lang in den Provinzen und den Banlieues französischer
Großstädte recherchiert. In ihrem Essay versucht sie nun
nachzuvollziehen, was so viele junge Menschen anfällig macht für
Terror. Der "sprachlose Mob", die Jugendlichen, die nie aus den
Trabantenstädten heraus kamen und 2005 die Banlieues in Brand
setzten, rebellierten ohne Worte. Gila Lustigers Buch ist ein lautes
Nachdenken darüber, was die Attentate mit Paris bewirkt haben und
appelliert an die Raison: "Man möchte verstummen. Und dennoch muss
weiter gedacht werden". Autorin: Brigitte Kleine
Autobiografie von Tom Jones - "Over the top and back" Mit zwölf
sperrt ihn die Tuberkulose zwei Jahre lang in ein dunkles Zimmer. Die
Krankheit ist der Kern, der Urantrieb, der den Arbeitersohn Tom Jones
aus einer walisischen Kleinstadt den Himmel des Popgeschäfts
erstürmen lässt. Wo immer er mit Hüftschwung seine Nummer-1-Hits
swingt, werfen die Frauen Unterwäsche nach ihm. Elvis singt ihm in
Las Vegas in der Dusche vor, vergisst seine Pistole am Klo und
schenkt ihm eine Walther PKK. Mit 60 schafft der "Tiger" Jones mit
"Reload" ein sensationelles Comeback und wird noch einmal zur
"Sexbomb" auf den Dancefloors. Wie er die davorliegenden, düsteren
Jahre in zweitklassigen Casinos überlebte, wie die Ehe mit seiner
Jugendliebe Linda ein Leben lang hielt und wie er dabei immer Kraft
aus der Tuberkulose-Erfahrung zog, das schildert er jetzt in seiner
Autobiographie "Over the top and back". Autor: Norbert Kron/Lutz
Pehnert
Heinrich August Winkler - Die Geschichte des Westens Geschichte
solle nicht klug machen für Kommendes, sondern weise für immer. Dies
ist das Credo des Historikers Heinrich August Winkler. Der Leipziger
Buchpreis zur Europäischen Verständigung geht in diesem Jahr an den
Berliner Historiker und dies ausgerechnet in einem historischen
Moment, in dem Europa zerstritten ist und in Deutschland nach dem
Wahlerfolg der AFD eine Polarisierung der Gesellschaft droht. Im
Gespräch mit "ttt" plädiert Winkler für den selbstkritischen Umgang
mit den Werten des Westens, die er trotz aller Bedrohung von außen
und innen für unschlagbar hält. In seinem gerade erschienenen vierten
Band der "Geschichte des Westens - Die Zeit der Gegenwart, gelingt
dem Historiker eine Mut machende Standortbestimmung in einer nicht
friedlichen Zeit. Autor: Andreas Lueg
Moderation: Max Moor
Redaktion: Matthias Morgenthaler/ Jens-Uwe Korsowsky (MDR)
Im Internet unter www.DasErste.de/ttt
Pressekontakt:
Agnes Toellner, Presse und Information Das Erste,
Tel: 089/5900 23876, E-Mail: agnes.toellner(at)DasErste.de
Fotos unter www.ard-foto.de