(ots) - Ob Handy, Tablet oder Smartwatch: Die Zahl der
verfügbaren Gesundheits-Apps steigt rasant. Doch Ärzte raten zur
Vorsicht: Auf dem Markt tummeln sich inzwischen diverse fragwürdige
Programme - und viele Nutzer blenden das Thema Datensicherheit völlig
aus. Auch sind die Mediziner überzeugt: Eine Überprüfung oder
Zertifizierung der Apps durch Ärzte ist eigentlich überfällig.
Längst können Apps ortsunabhängig Puls, Blutzuckerwerte oder die
Gewichtsentwicklung ihrer Nutzer dokumentieren und zusätzlich
medizinische Infos aus dem Netz ziehen. Anbieter und Hersteller
preisen die neuen Möglichkeiten als echten Meilenstein in der
Entwicklung der Patientenversorgung. Der Ärztenachrichtendienst in
Hamburg (änd) wollte nun wissen, wie die Mediziner über die
elektronischen Helfer denken. 303 niedergelassene Ärzte beteiligten
sich an der Umfrage - und 97 Prozent davon zeigten sich überzeugt:
Die Anzahl der Nutzer von Gesundheits-Apps wird in den nächsten
Jahren stark ansteigen.
Jeder zweite Arzt (50%) gab an, dass er sich mit dem Thema schon
auseinandergesetzt und sich die eine oder andere App angeschaut habe.
Weitere 16 Prozent kennen sich eigenen Angaben zufolge schon sehr gut
aus - und haben bereits diverse Apps getestet. Im
Arzt-Patienten-Gespräch kommt das Thema offenbar auch immer häufiger
hoch: Fast die Hälfte der Ärzte (46 %) sind von Patienten schon
einmal mit Gesundheitsdaten konfrontiert worden, die auf einem
Smartphone gespeicherten waren.
Die Frage, ob Apps den Patienten auch sinnvolle Informationen über
medizinische Sachverhalte oder eine gesundheitsfördernde Lebensweise
bieten können, beantworteten lediglich 18 Prozent der Ärzte mit einem
eindeutigen "Nein". Die große Mehrheit sieht dies positiver: 62
Prozent der Mediziner sind überzeugt, dass immerhin "einige wenige"
gute Programme für Patienten hilfreiche Informationen liefern können.
Allerdings sind sie auch der Ãœberzeugung, dass viel Unsinn auf dem
Markt ist. Von "sehr vielen" hilfreichen Apps auf dem Markt sprechen
nur 20 Prozent der Ärzte.
Skepsis klingt auch bei der Frage nach medizinischen Messwerten
durch, die von den Apps erhoben und ausgewertet werden können. Ob
Daten über den Kreislauf, Gewicht oder Blutzuckerwerte: Fast jeder
dritte Arzt (31 %) hält diese Funktionen für Spielereien ohne großen
Nutzen - aber auch ohne große Gefahren. 24 Prozent warnen dagegen:
Solche medizinischen Daten könnten den Nutzer ohne ärztliche
Interpretation eher verwirren, als dass sie ihm irgendwie helfen.
Immerhin 45 Prozent der Ärzte betrachten diese Entwicklung entspannt:
Prinzipiell böten die Apps hilfreiche oder lehrreiche Informationen -
was durchaus zu begrüßen sei.
Erleichtern die mit Smartphone, Tablet oder Spezialuhr gesammelten
Daten dem Arzt in der Praxis also die Arbeit? Offenbar nur in
seltenen Fällen: Lediglich 30 Prozent der Umfrageteilnehmer sprechen
von einer Erleichterung im Behandlungsalltag. Ihrer Meinung nach
lassen sich hilfreiche Erkenntnisse aus den gesammelten Daten ziehen.
25 Prozent halten die Daten für unbedeutend und keine echte Hilfe.
Deutliches Warnsignal dagegen: 45 Prozent sprechen im Zusammenhang
mit Gesundheits- oder Medizin-Apps eher von einer Gefahr oder
Mehrarbeit. Von den Angaben verwirrte Patienten müssten in der Praxis
beruhigt oder aufklärt werden.
Sorgen machen sich die Ärzte auch beim Thema Datenschutz: Nur vier
Prozent der befragten Ärzte glauben, dass sich die Nutzer der Apps
voll über die Risiken im Klaren sind. Der Rest warnt: Patienten
sollten bei den Apps genau schauen, welche persönlichen Daten von wem
wo gespeichert und ausgewertet werden. 43 Prozent prophezeien sogar
eine extrem gefährliche Entwicklung. Ihrer Meinung nach blenden viele
Nutzer von Gesundheits-Apps das Thema Datensicherheit völlig aus -
mit unüberschaubaren Folgen.
Angesichts der Tatsache, dass fast täglich neue - und völlig
ungeprüfte - Gesundheits-Apps auf den Markt kommen, hält die Mehrheit
eine Überprüfung oder Zertifizierung durch Ärzte für dringend
geboten: 37 Prozent der Ärzte sprechen sich gar für eine
verpflichtende Kontrolle von Gesundheits- und Medizin-Apps aus, bevor
sie in Deutschland angeboten werden dürfen. 55 Prozent würden sich
zumindest eine Art Qualitätssiegel wünschen, das den Patienten die
Auswahl sinnvoller Apps erleichtern würde. Ein Verbot schlechter Apps
oder eine verpflichtende Überprüfung halten sie aber für wenig
sinnvoll beziehungsweise schwer umsetzbar.
An der Umfrage des Branchendienstes änd unter niedergelassenen
Medizinern in Deutschland beteiligten sich vom 22. bis zum 27. März
insgesamt 303 Ärzte. Rund 23 Prozent der Teilnehmer bezeichneten sich
im Rahmen der Online-Umfrage selbst als Nutzer von Gesundheits-Apps.
Das auf Ärztekommunikation spezialisierte Medienunternehmen ÄND AG
in Hamburg ist Betreiber des Portals http://www.aend.de - eine
Verbindung aus berufsbezogenem Nachrichtendienst und aktiver
Diskussionsplattform zum innerärztlichen Wissensaustausch. Mehr als
44.000 Ärzte sind derzeit Mitglied des www.aend.de.
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