(ots) - Die Ursachen und Folgen des IS-Terrors beschäftigen
uns an den meisten Nachrichtentagen so sehr, dass wir eine potenziell
viel größere Bedrohung fast aus den Augen verloren haben: die
russischen Atomraketen. Sie sind innerhalb weniger Minuten
einsatzbereit und in der Lage, uns vollständig zu vernichten. Wie
real die Gefahr ist, zeigt ein Blick ins Jahr 1995. Damals hatten
norwegische Forscher eine Rakete in den Himmel geschossen, um
Nordlichter zu erforschen. Unglücklicherweise ähnelten Flugroute und
-geschwindigkeit einer nahenden US-Atomrakete derart, dass der
russische Präsident Boris Jelzin eilig den Atomkoffer hervorholte.
Allein die Tatsache, dass es damals ein gutes Vertrauensverhältnis zu
den USA gab, verhinderte die Katastrophe. Heute, 21 Jahre danach,
sähe das womöglich anders aus.
Das Vertrauen zwischen den USA und der Nato auf der einen und
Russland auf der anderen Seite ist zerstört. Eine mühsam aufgebaute
Partnerschaft ist einer feindseligen Gegnerschaft gewichen.
Stellenweise ist dieser neue Kalte Krieg auch schon recht heiß
geworden: Unterschiedliche, teilweise sich widersprechende
Kriegsziele in Syrien und regelmäßige gezielte Verletzungen des
Nato-Luftraums durch russische Kampfpiloten bergen immer wieder das
Risiko einer auch kurzfristigen direkten militärischen Konfrontation.
In einer solchen Situation der zunehmenden Spannungen ist die
Reaktion der USA, eine dritte Kampfbrigade nach Europa zu verlegen,
legitim und folgerichtig. Es geht dabei nicht um eine leichtfertige
Provokation Russlands, sondern um eine Reaktion auf eine nicht enden
wollende Provokationskette, die ihren Höhepunkt in der Annexion der
Krim hatte. Nur aus einer Position der politischen, wirtschaftlichen
und militärischen Stärke heraus lassen sich solche Aggressionen
(hoffentlich) eindämmen.
Eine Nebenwirkung darf dabei allerdings nicht übersehen werden:
Die Aufrüstung der USA in Osteuropa ist Wasser auf die Mühlen der
dort regierenden Nationalisten. Und da diese die Europäische Union
zunehmend von innen heraus beschädigen, nutzt das in gewisser Weise -
ausgerechnet - den Russen.
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