(ots) -
Doping im großen Stil: Spitzensportler lassen sich in London dopen.
Das hat die ARD/WDR-Dopingredaktion bei gemeinsamen Recherchen mit
der Londoner "Sunday Times" herausgefunden. Ein Investigativ-Team der
"Sunday Times" und ein von der ARD/WDR-Dopingredaktion eingesetzter
Lockvogel haben die Doping-Methoden des Londoner Arztes Dr. Mark
Bonar aufgedeckt. Demnach versorgt Bonar in London seit Jahren
englische Top-Athleten mit allem, was schneller und stärker macht und
verboten ist. Das zeigen Hajo Seppelt und Felix Becker in ihrem Film.
Zu sehen ist er am Sonntag, 3. April 2016, um 18.00 Uhr in der
"Sportschau" im Ersten und um 22.15 Uhr in "sport inside" im WDR
Fernsehen.
Vor versteckter Kamera erläutert Dr. Mark Bonar, Facharzt für
Gynäkologie, dem angeblich an Doping interessierten Lockvogel seine
weitreichende Arbeit im englischen Spitzensport. Mittlerweile habe er
150 Klienten, so Dr. Mark Bonar. Es seien Fußballer aus der Premier
League, Cricket-Profis, Tour-de-France-Teilnehmer, Boxer,
Kampfsportler und Tennis-Profis. Dr. Mark Bonar: "Natürlich sind
einige der Behandlungen, die ich mache, im Profisport verboten. Aber
ich habe das schon mit vielen Sportlern gemacht. Jahrelang. So
ziemlich aus jedem Sport. Die konsultieren mich diskret. Schließlich
steht ihr Ruf auf dem Spiel und meiner auch."
Laut Dr. Mark Bonar komme auch die teuerste Fußball-Liga der Welt,
die englische Premiere League, nicht ohne Doping aus. "Ich habe mit
Fußballern aus der Premiere League, auch mit Spielern aus dem
Ausland. Auch mit einem ganz Großen, dem habe ich Epo, Testosteron
und Wachstumshormone gegeben", sagt der Arzt. "Fußballer werden ja
sowieso kaum getestet. Und ältere Spieler über 30 müssen was machen,
die können mit den jungen Spielern um die 18 sonst doch gar nicht
mithalten."
Der Skandal hinter dem Skandal: Ein selbst des Dopings überführter
Spitzensportler wandte sich als Whistleblower schon vor langer Zeit
an die englische Anti-Doping-Agentur UKAD und legte Beweise für das
Handeln des Arztes vor. "Dr. Bonar ist für mich die britische Version
von Lance Armstrongs Doping-Arzt, Doktor Ferrari", so der gesperrte
Sportler. "Es war Bonar, der mich zu Testosteron und anderen
Substanzen brachte. Er fragte mich: Hast Du schon mal EPO probiert?
Oder Wachstumshormone?"
UKAD beschied dem Informanten Anfang 2015, dass man keine Grundlage
sehe, gegen Dr. Mark Bonar zu ermitteln oder ein Verfahren
einzuleiten. Der geständige Doping-Sünder: "Für mich war es so, dass
UKAD hier einen konzertierten Versuch unternommen hat,
weitverbreitetes Doping im britischen Sport unter den Teppich zu
kehren. Sie hatten gar kein Interesse, den Fall zu verfolgen. Das
schockiert mich als Athlet, aber auch als Steuerzahler dieses
Landes."
Bei der Welt-Antidoping-Agentur WADA mit Sitz im kanadischen Montreal
ist man nach Durchsicht des kompletten TV-Materials einigermaßen
konsterniert. "Es scheint dem Mann ja gar nichts auszumachen, der
sieht das offenbar ganz entspannt, harte und gefährliche Substanzen
an einen Patienten zu verschreiben, ohne irgendwelche Skrupel", sagt
der designierte WADA-Generalsekretär Olivier Niggli im Gespräch mit
der ARD/WDR-Dopingredaktion. "Es ist sehr beängstigend für mich zu
sehen, wie ein Mediziner ein solches Verhalten an den Tag legt."
Sendetermine:
Das Erste: Sportschau, Sonntag, 3. April 2016, um 18.00 Uhr.
WDR Fernsehen: sport inside, Sonntag, 3. April 2016, um 22.15 Uhr.
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