(ots) -
Bankkunden bewerten keinen anderen Kanal so schlecht wie
Callcenter
- Die Transformation zum voll vernetzten Kontaktcenter als
wesentlicher Bestandteil der Retail-Bank von morgen ist
unumgänglich
- Banken können Zahl der Fallabschlüsse erhöhen, die Kosten um bis
zu 30 Prozent senken und gleichzeitig den Service steigern
- Acht Bausteine ermöglichen die Weiterentwicklung hin zum
Kontaktcenter
Kostendruck, Digitalisierung und das veränderte Kundenverhalten
zwingen Banken, die Kundenbetreuung und den Service völlig neu zu
denken. Die lange vernachlässigten Callcenter gewinnen deshalb an
strategischer Bedeutung. Als Kundenkontaktcenter werden sie - neben
Online- und Mobile-Banking - zu einem wesentlichen Bestandteil der
Retail-Bank der Zukunft. Zu diesem Schluss kommt die aktuelle Studie
"Von der Wählscheibe zur Drehscheibe: Die Renaissance der
Banken-Callcenter" der internationalen Managementberatung Bain &
Company.
Kontaktcenter spielen künftig eine zentrale Rolle bei der
Vernetzung und Orchestrierung des Kundenerlebnisses. Über sämtliche
digitale Kanäle erreichbar, stärken sie den Vertrieb und übernehmen
in effizienterer Form Teile des Filialangebots. Mit Videoberatung
oder Co-Browsing können Banken eine virtuelle Nähe zu ihren Kunden
schaffen und so das Kundenerlebnis deutlich verbessern. "Der
Kostendruck der Banken und die damit einhergehende Straffung des
Filialnetzes erfordern alternative Zugangswege und besser skalierbare
Betreuungsformen vor allem im Kundenservice", erklärt Dr. Nikola
Glusac, Partner bei Bain & Company und Studienautor. "Kein anderer
Kanal eignet sich dafür so gut wie Kontaktcenter. Doch die Banken
müssen radikal umdenken, um das Potenzial voll auszuschöpfen."
Knapp ein Drittel der entscheidenden Kundenanfragen läuft über
Callcenter
Noch klafft bei den meisten Kreditinstituten eine große Lücke
zwischen der Zielvorstellung eines modernen Kontaktcenters und dem
Ist-Zustand. Im Rahmen einer 2015 durchgeführten weltweiten
Bain-Befragung von 115.000 privaten Bankkunden hat kein Kanal so
schlecht abgeschnitten wie Callcenter (Abb. 1). Dabei geht dort fast
ein Drittel der entscheidenden Kundenanfragen ein. Die Reaktion auf
Beschwerden zählt dazu ebenso wie der Umgang mit Betrugsfällen oder
der Ersatz gestohlener Karten.
"Der Handlungsbedarf der Banken bei ihren derzeitigen Callcentern
ist enorm", betont Dr. Dirk Vater, Leiter der Praxisgruppe Banken bei
Bain & Company im deutschsprachigen Raum und Co-Autor der Studie. "Es
würde aber zu kurz greifen, nur den Status quo zu optimieren.
Angesichts der Herausforderungen durch die Digitalisierung und das
veränderte Kundenverhalten ist jetzt der richtige Zeitpunkt für die
Weiterentwicklung hin zu Kontaktcentern."
Dazu ist ein umfassender Transformationsprozess nötig, der sowohl
die strategische Neuausrichtung als auch die operative Optimierung
umfasst. Der Bain-Studie zufolge können Banken die damit verbundene
Komplexität bewältigen, indem sie sich auf acht klar definierte und
praxiserprobte Bausteine konzentrieren:
1. Die Rolle im Marktangang. Im Einklang mit der
Vertriebsstrategie der Bank und durch die Vernetzung mit
anderen Kanälen entsteht das angestrebte Omnikanal-Erlebnis.
2. Das richtige Sourcing-Modell. Angesichts der wachsenden
Bedeutung der Kontaktcenter lässt sich eine Tendenz zum
Insourcing beobachten.
3. Das passende Produkt- und Leistungsangebot. Ein erweitertes
Leistungsangebot rund um den Produktabschluss erfordert unter
anderem die Entwicklung oder Modifikation von Prozessen und
Schnittstellen ins Backoffice.
4. Einsatz neuer, innovativer Technologien. Sie schaffen zum einen
die gewünschte virtuelle Nähe in Beratung und Vertrieb, zum
anderen steigern sie die Effizienz.
5. Verbesserung von Service(level) und Fallabschlussquote.
Erfahrungsgemäß lässt sich die Zahl der Fallabschlüsse um 10
bis 15 Prozent steigern.
6. Forcierung des aktiven Anruf- und Volumenmanagements. Bis zu 50
Prozent der heutigen Anrufe in Callcentern sind vermeidbar.
Self-Service und verbesserte digitale Angebote tragen dazu bei,
die Zahl dieser Anrufe und ihre Ursachen zu reduzieren.
7. Konsequente Planung und Steuerung der erneuerten Organisation.
Banken müssen die Kontaktcenter aufgrund ihrer zunehmenden
Vertriebsausrichtung ins Frontoffice verlagern und sie
organisatorisch als Vertriebseinheit ausgestalten.
8. Mobilisierung der Mitarbeiter durch umfassendes Change
Management. Die Anforderungen an die Beschäftigten ändern sich,
gleichzeitig muss sich die Akzeptanz der Kontaktcenter in der
gesamten Bankorganisation verbessern.
Die Chancen, die sich aus einer Transformation ergeben können,
sind enorm. "Bei einigen Banken ist es gelungen, die Zahl der
Fallabschlüsse zu erhöhen, die Kosten um bis zu 30 Prozent zu senken
und gleichzeitig den Servicelevel zu steigern", betont Bankenexperte
Glusac. "Noch wichtiger ist jedoch: Die Kunden honorieren diese
Anstrengungen und bewerten die neuen Kontaktcenter nach Interaktionen
deutlich positiver als vorher." Kontaktcenter stärken damit die
Kundenbindung und leisten einen wesentlichen Beitrag für den Erfolg
der Kreditinstitute in einem hart umkämpften Markt.
Bain & Company
Bain & Company ist eine der weltweit führenden
Managementberatungen. Wir unterstützen Unternehmen bei wichtigen
Entscheidungen zu Strategie, Operations, Technologie, Organisation,
Private Equity und M&A - und das industrie- wie länderübergreifend.
Gemeinsam mit seinen Kunden arbeitet Bain darauf hin, klare
Wettbewerbsvorteile zu erzielen und damit den Unternehmenswert
nachhaltig zu steigern. Im Zentrum der ergebnisorientierten Beratung
stehen das Kerngeschäft des Kunden und Strategien, aus einem starken
Kern heraus neue Wachstumsfelder zu erschließen. Seit unserer
Gründung im Jahr 1973 lassen wir uns an den Ergebnissen unserer
Beratungsarbeit messen. Bain unterhält 53 Büros in 34 Ländern und
beschäftigt weltweit 6.000 Mitarbeiter, 700 davon im
deutschsprachigen Raum. Weiteres zu Bain unter: www.bain.de.
Pressekontakt:
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