(ots) - Schattenwirtschaftsexperte: Pläne der
Bundesregierung gegen Geldwäsche reichen nicht
Professor Schneider schlägt Strafen vor: EU sollte Überweisungen
ablehnen
Osnabrück. Der international renommierte
Schattenwirtschaftsexperte Friedrich Schneider, Professor an der
Universität Linz, hält das von Justizminister Heiko Maas (SPD)
geplante Transparenzregister im Kampf gegen Briefkastenfirmen für
unzureichend. In einem Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung"
(Mittwoch) forderte der Wirtschaftswissenschaftler: "Deutschland und
die EU müssen Briefkastenfirmen viel strenger an die Kandare nehmen
und gewisse Zahlungen von Offshore-Konten einfach ablehnen."
Alle Ãœberweisungen ab einer Million Dollar aus einer Steueroase
auf ein europäisches Konto sollten kontrolliert werden, sagte
Schneider. Die Behörden müssten eine Rechnung verlangen, die Auskunft
geben müsse, ob es sich etwa um den Kauf einer Immobilie oder um ein
Export-Produkt handle. Wer sich daran nicht halte, müsse bestraft
werden. Schneider sagte: "Das geht ganz einfach: Wer die
Auskunftsregel verletzt, für den werden alle Swift-Überweisungen
außer Kraft gesetzt - er kann also nicht mehr Geld nach Europa
überweisen. Das wird eine unglaubliche Disziplin bewirken." Der
belgische Finanzdienstleister Swift wickelt Banküberweisungen der
Europäer mit dem außereuropäischen Ausland ab.
Schneider forderte ferner, dass die 20 wichtigsten
Industriestaaten (G 20) mehr Druck auf Steuer-Oasen wie Panama
ausüben müssten. Insgesamt bezifferte Schneider weltweit das
Schwarzgeld-Aufkommen auf rund 600 Milliarden Dollar pro Jahr.
Deutschland liege im internationalen Vergleich bei der Geldwäsche im
unteren Drittel. Die Schätzung des Bundesfinanzministeriums, wonach
jedes Jahr 100 Milliarden Euro Schwarzgeld in Deutschland gewaschen
werden, hält Schneider für stark überhöht: "Diese Angabe ist total
utopisch." Der Experte beziffert die Zahl lediglich auf rund 20
Milliarden Euro, also nur ein Fünftel.
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