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Es ist eine historische Analyse zu Diskursen der 1920er bis 1950er
Jahre, doch die Ergebnisse sind brandaktuell, so werten Gutachter die
Dissertation "Bildung für die technische Moderne" der Historikerin
Dr. Julia Kurig. Am 12. April 2016 wird ihr dafür der
Wissenschaftspreis der Freunde und Förderer der
Helmut-Schmidt-Universität verliehen.
"Ich bin vollkommen überrascht", sagt Dr. Julia Kurig. Nachdem vor
zwei Jahren schon einmal eine Arbeit zur historischen
Bildungsforschung ausgezeichnet worden war, habe sie sich bei ihrer
Bewerbung nur Außenseiterchancen eingeräumt. "Umso mehr freue ich
mich jetzt über meine Auszeichnung."
Analyse hilft aktuelle Entwicklung zu verstehen
Für ihre im März 2014 abgeschlossene Doktorarbeit "Bildung für die
technische Moderne: Pädagogische Technikdiskurse zwischen den 1920er
und den 1950er Jahren in Deutschland" hat die Historikerin auf 800
Seiten analysiert, wie die Technik und ihre Rolle im Prozess der
Moderne in Abhängigkeit von den politischen, gesellschaftlichen und
wirtschaftlichen Rahmenbedingungen jeweils pädagogisch thematisiert
worden ist."
"Die Dissertation ist in Thematik, Fragestellung, Theorie und
Methodik hoch innovativ und belegt eindrucksvoll die Bedeutung des
gewählten Themas für die bildungs- und für die fachhistorische
Forschung", heißt es im Gutachten der Jury Obwohl inhaltlich auf
philosophisch-soziologische Diskurse der 1920er bis 1950er Jahre
begrenzt, biete sie wichtige Ansätze zur Bewertung von noch nicht
absehbaren Einflüssen und Folgen, denen Gesellschaft und Arbeitswelt
durch die Entwicklungen von Industrie 4.0 ausgesetzt sind.
Mensch als Teil technischer Systeme
Ausschlag für die Wahl des Forschungsthemas gab der bis dahin
unzureichende Forschungsstand zur Geschichte von Bildung und
Erziehung in der Nachkriegszeit. "In den Erziehungswissenschaften
spricht man über diese Zeit nur von Restauration, von der
'postfaschistischen' Fortführung 'präfaschistischer Tendenzen'. Damit
aber hat man die Ambivalenz dieser historischen Phase zwischen
Restauration und Modernisierung, zwischen Kontinuität und
Transformation in der Bildungsgeschichte noch gar nicht erkannt", so
Kurig.
Also arbeitet sich die Mutter eines heute zwölfjährigen Sohnes in
das Thema ein. "Ich hatte anfangs nicht vor, zu dem Thema zu
promovieren, aber ich schreibe sehr schnell und sehr viel." Julia
Kurig war nach ihrem Studium an der Universität Hamburg zuerst sechs
Jahre als Online-Redakteurin und Projektmanagerin bei AOL Bertelsmann
im Bereich Schule und Bildung tätig, bevor sie sich ganz der
Wissenschaft verschrieb. "Ich wollte mich wieder intensiver mit einem
bestimmten Thema beschäftigen."
"Der Technikdiskurs der 1950er Jahre formuliert Erkenntnisse, die
heute noch aktuell sind", sagt Julia Kurig. Und verweist darauf, wie
Mobiltelefone uns und unseren Alltag verändern. "Wir müssen uns
vergegenwärtigen, was diese Geräte mit uns machen. Technik ist kein
Mittel wie beispielsweise ein Werkzeug, sondern ein System, das uns
einen bestimmten Platz in diesem System zuweist." Dieses Wissen von
damals deutet bis heute die Beziehung zwischen Mensch und Technik.
Der Wissenschaftspreis der HSU HH
Der Wissenschaftspreis wird jährlich für eine hervorragende
Dissertation verliehen, die zur Promotion an der
Helmut-Schmidt-Universität, der Universität der Bundeswehr in Hamburg
geführt und dafür mindestens die Note "sehr gut" ("magna cum laude")
erhalten hat. Quasi der Oscar der HSU für herausragende
Nachwuchswissenschaftler.
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