(ots) - Ende einer Ära. Überraschend kommt der Abgang von
Kardinal Lehmann als Bischof von Mainz gewiss nicht. Kein
katholischer Würdenträger außer dem Papst wirkt über das achtzigste
Lebensjahr hinaus. Die Ankündigung seiner Demission aber lässt die
Lücke ermessen, die Lehmann hinterlassen wird: Im Bistum Mainz, dem
er 33 Jahre lang seinen Stempel aufgedrückt hat, im deutschen
Katholizismus, dessen Leitfigur er als Vorsitzender der
Bischofskonferenz über viele Jahre war, in der Ökumene, die er wie
keiner seiner Amtsbrüder gelebt hat und in der Reihe der klugen
Köpfe, die dieses Land in den Jahrzehnten um die Jahrtausendwende
geprägt haben. Ein Menschenfischer biblischer Prägung.
Dem warmherzigen Intellektuellen, dem streitbaren Versöhner, dem
fehlbaren Allwissenden wird in den verbleibenden Wochen noch mancher
Kranz geflochten werden. Zugleich sind alle Augen auf die Nachfolge
gerichtet. Es braucht zunächst einen tatkräftigen Administrator, der
angesichts der Fülle drängender Entscheidungen die Grenzen des
Übergangsamtes weit auszulegen weiß. Zugleich erhofft sich das Bistum
- gerade nach dem Scheitern des scheinheiligen Dogmatikers bei den
Nachbarn in Limburg - wieder einen Volksbischof, obwohl es die
Volkskirche längst nicht mehr gibt. Einen zweiten Lehmann wird es
gewiss nicht bekommen. Das Domkapitel und Rom aber sind in der
Pflicht, einen Nachfolger zu finden, der anzupacken weiß, der eine
Idee von der Kirche in kirchenferner Zeit hat und der ein
Menschenfreund ist.
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