(ots) -
Unter dem Titel "Arbeitsmarkt - Perspektive der Arbeitnehmer"
führte der Personaldienstleister Orizon GmbH 2015 zum vierten Mal
eine Studie unter Beschäftigten durch. Die befragten Arbeitnehmer
gaben u. a. darüber Auskunft, was ihnen an einem Arbeitgeber
besonders wichtig ist und wie ihnen nach Erwerbslosigkeit der
berufliche Wiedereinstieg gelingt.
- Arbeitnehmer vertrauen auf stabilen Arbeitsmarkt
- Leistungsgerechte Bezahlung und ein sicherer Arbeitsplatz sind
wichtigste Faktoren
- Zeitarbeit als Chance zur Wiedereingliederung in die
Erwerbstätigkeit
- Weiterbildung gefragter denn je, Möglichkeiten allerdings
eingeschränkt
Chancen und Wünsche
So kritisch die Lage im europäischen Ausland auch sein mag, die
deutschen Arbeitnehmer vertrauen auf den stabilen deutschen
Arbeitsmarkt. 59,2 Prozent der Arbeitnehmer schätzen ihre Chancen bei
der Bewerbung auf einen neuen Job als 'gut' oder 'sehr gut' ein. Das
sind deutlich mehr als 2014 (46,6 Prozent). Rund 75,3 Prozent der
20-29-Jährigen Arbeitnehmer sehen ihre Arbeitsmarktchancen positiv.
Ältere Arbeitnehmer bewerten dies kritischer. In der Gruppe der
50-59-Jährigen schätzen nur rund 42,5 Prozent ihre Chancen als
positiv ein.
Von ihrem neuen Arbeitgeber wünschen sich die Arbeitnehmer vor
allem eine leistungsgerechte Bezahlung, Arbeitsplatzsicherheit,
flexible Arbeitszeiten, Arbeitsplatznähe und abwechslungsreiche
Tätigkeiten. Diese Top 5-Präferenzen haben sich im Vergleich zum
Vorjahr nur in der Reihenfolge geändert: Der Wunsch nach Sicherheit
hat leicht abgenommen und ist auf den zweiten Platz gerutscht. Eine
gute Bezahlung hält nun die Pole-Position - die positive
Arbeitsmarktlage gibt offenbar genug Sicherheit. Auch hier zeigen
sich leichte Unterschiede zwischen den Arbeitnehmergenerationen. Bei
den Älteren treten die Präferenzen immer deutlicher heraus, während
innerhalb der jungen Generation die Präferenzen heterogener sind. Für
Jüngere Generationen ist Abwechslung ein wichtiger Faktor (39,2
Prozent der 20-29-Jährigen), für die Altersgruppe der 50-65-Jährigen
hingegen spielt die betriebliche Altersvorsorge eine bedeutende Rolle
(38,7 Prozent).
Zeitarbeit bietet schnellen und nachhaltigen Einstieg
Das ElterngeldPlus gibt Vätern und Müttern hohe Flexibilität beim
beruflichen Wiedereinstieg. Aber nicht jeder Arbeitnehmer hat nach
einer längeren Erwerbspause einen gesetzlichen Anspruch auf eine
Rückkehr in den alten Job. Auf der Suche nach einer neuen Stelle
vertrauen die Arbeitnehmer überwiegend auf klassische
Beschäftigungsformen, wie die Orizon Arbeitsmarktstudie 2015 zeigt.
72 Prozent der befragten Arbeitnehmer sehen in einer befristeten
oder unbefristeten Festanstellung die geeignete Beschäftigungsform
für den Wiedereinstieg nach einer längeren Erwerbspause. Auch
Zeitarbeit wird von den Arbeitnehmern zunehmend positiver als
Wiedereinstiegsmöglichkeit gesehen: 28 Prozent der Befragten mit
Zeitarbeitserfahrung sehen Zeitarbeit als geeignete
Beschäftigungsform zum Wiedereinstieg. Bei Arbeitnehmern ohne
Erfahrung in der Zeitarbeit fällt dieser Wert geringer aus (14,8
Prozent). Darin spiegelt sich das immer noch kritische Image der
Zeitarbeit in den Medien und der Öffentlichkeit wider. Die ehemaligen
Zeitarbeitnehmer haben hingegen die Erfahrung gemacht, dass man über
diesen Weg schnell zu einem neuen Job findet. Zudem war die
Zeitarbeit für die überwiegende Mehrheit eine Chance, sich dauerhaft
im Arbeitsmarkt zu etablieren. Knapp 70 Prozent der befragten
Arbeitnehmer mit Zeitarbeitserfahrung sind nach ihrer
Zeitarbeitsbeschäftigung bei ihrem Einsatzunternehmen oder einem
anderen Arbeitgeber untergekommen. Dieser beachtlich hohe Wert ist im
Vergleich zum Vorjahr nochmals gestiegen. Die Arbeitnehmerbefragung
zeigt auch, dass lediglich 20 Prozent nach der Beschäftigung als
Zeitarbeitnehmer arbeitslos wurden. Im Vorjahr waren es noch knapp 29
Prozent.
Weiterbildung zentrales Thema
Mit dem Abschluss der Lehre oder des Studiums ist der Bildungsweg
auch heute noch in vielen Erwerbskarrieren abgeschlossen. Vor dem
Hintergrund längerer Lebensarbeitszeiten und ständig steigender
Arbeitsanforderungen wird die berufsbegleitende Weiterbildung aber
immer wichtiger. Die Orizon Arbeitsmarktstudie zeigt, dass ein
Problembewusstsein bereits vorhanden ist. 94 Prozent der Arbeitnehmer
finden Weiterbildung wichtig oder sehr wichtig. Alleine an der
Umsetzung hapert es noch. Nur 48,8 Prozent der befragten Arbeitnehmer
wurde in ihrem aktuellen oder vorherigen Job die Möglichkeiten der
Weiterbildung gewährt. Zugleich zeigen die Arbeitnehmer wenig
Initiative, weitere Qualifikationen zu erwerben. Vielen ist ein
betriebliches Bildungsangebot nicht bekannt.
Gesundes Arbeitsklima, trotz starker Belastungen
Auch ohne Workshops und Seminare fühlen sich 79,1 Prozent der
befragten Arbeitnehmer an ihrer Arbeitsstelle grundsätzlich wohl.
Dennoch klagen 48,9 Prozent über 'hohe' oder 'sehr hohe' körperliche
Belastungen und sogar 66 Prozent über 'hohe' oder 'sehr hohe'
psychische Belastungen. Insbesondere die 30-39-Jährigen fühlen sich
starken Belastungen ausgesetzt. Diese Wahrnehmung mag damit
zusammenhängen, dass in diesem Lebensabschnitt sowohl beruflich wie
auch privat wichtige Weichen gestellt werden. Als zentrale Ursachen
werden vor allem das hohe Arbeitspensum (72,5 Prozent) sowie
Konflikte mit Vorgesetzten (45,8 Prozent) und Kollegen (43,5 Prozent)
ausgemacht. Erstaunlich: Sowohl die Arbeitnehmer als auch die
Arbeitgeber tun relativ wenig gegen Belastungen. Nur ein Drittel der
Arbeitnehmer versucht über gute Ernährung oder Sport einen Ausgleich
zu schaffen. Knapp die Hälfte der Arbeitgeber ergreift nach Angaben
der befragten Arbeitnehmer gar keine Maßnahmen, um Belastungen bei
der Belegschaft zu verhindern.
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