(ots) -
Eine große Mehrheit der Befragten (80 Prozent) ist der Meinung,
dass Angela Merkel wegen der Zusammenarbeit mit der Türkei in der
Flüchtlingskrise zu viel Rücksicht auf den türkischen Präsidenten
Erdogan nimmt. Diese Einschätzung wird von den Anhängern aller
Parteien mehrheitlich geteilt. Nur insgesamt 14 Prozent sehen das
nicht so (Rest zu 100 Prozent hier und im Folgenden "weiß nicht").
Zudem bezweifeln ähnlich wie zuletzt 80 Prozent (April I: 82 Prozent;
März: 79 Prozent), dass die Türkei in der Flüchtlingskrise ein
verlässlicher Partner ist.
Größtenteils unzufrieden sind die Deutschen auch mit dem Umgang
der Kanzlerin mit dem Satiriker Jan Böhmermann und dessen
Schmähgedicht. 62 Prozent stellen Merkel hier ein insgesamt
schlechtes Zeugnis aus, nur 26 Prozent meinen, sie habe in diesem
Zusammenhang ihre Sache eher gut gemacht. Neben mehrheitlicher Kritik
in den Anhängerschaften aller anderen Parteien, ist Merkels Vorgehen
im Fall Böhmermann auch in den eigenen Reihen umstritten. 44 Prozent
der CDU/CSU-Anhänger stehen hier hinter Merkel, 44 Prozent nicht.
TOP TEN: Merkel stürzt ab
Die meisten Politiker und Politikerinnen werden jetzt schlechter
bewertet als vor zwei Wochen, die größten Einbußen hat dabei Angela
Merkel. Auf Platz eins der Liste liegt erneut Winfried Kretschmann
mit einem Durchschnittswert von 2,2 (April I: 2,4), gefolgt von
Frank-Walter Steinmeier mit 2,1 (April I: 2,2). Platz drei hält
Wolfgang Schäuble mit 1,6 (April I: 2,1) und danach Malu Dreyer mit
1,2 (April I: 1,6), beide mit deutlichen Verlusten. Angela Merkel
kommt auf Platz fünf, sie bricht stark ein und wird nur noch mit 0,9
(April I: 1,8) bewertet. Es folgen Gregor Gysi, er erhält ebenfalls
0,9 (April I: 0,8), Thomas de Maizière mit 0,7 (April I: 1,0), Sigmar
Gabriel mit 0,5 (April I: 0,7) und Ursula von der Leyen mit 0,5
(April I: 0,7). Schlusslicht, bei geringfügig verbesserter Note,
bleibt Horst Seehofer mit 0,3 (April I: 0,2).
Projektion
Nach einem leichten Zugewinn zu Monatsbeginn hat die CDU/CSU jetzt
deutliche Einbußen. Wenn am nächsten Sonntag wirklich Bundestagswahl
wäre, käme sie nur noch auf 33 Prozent (minus 3), ihr schlechtester
Wert in dieser Legislaturperiode. Die SPD bliebe unverändert bei 22
Prozent. Dagegen könnte die Linke mit verbesserten 8 Prozent (plus 1)
rechnen, und die Grünen könnten zulegen auf 14 Prozent (plus 2), ihr
bester Wert seit der letzten Bundestagswahl. Die FDP erreichte 7
Prozent, die AfD 12 Prozent und die anderen Parteien zusammen 4
Prozent, alle jeweils unverändert. Damit gäbe es weiterhin nur eine
Mehrheit für CDU/CSU und SPD, von den politisch denkbaren
Dreierbündnissen würde es auch reichen für eine Koalition aus
CDU/CSU, Grüne und FDP.
Islam und Grundgesetz
Die Aussage führender AfD-Politiker, wonach der Islam nicht mit
dem Grundgesetz vereinbar sei, lehnen knapp zwei Drittel (63 Prozent)
der Befragten ab. In dieser Frage sind sich die Anhänger aller
Parteien mehrheitlich einig, mit Ausnahme der AfD-Anhänger, von denen
70 Prozent dieser Äußerung zustimmen (stimme nicht zu: 22 Prozent).
Dass die meisten in Deutschland lebenden Muslime die im Grundgesetz
festgeschriebenen Werte akzeptieren, glauben insgesamt 52 Prozent der
Befragten, 41 Prozent bezweifeln das.
Rente: Die meisten erwarten für die Zukunft große Probleme
88 Prozent der Deutschen rechnen damit, dass sich bei der
gesetzlichen Rentenversicherung in Zukunft große Probleme auftun
werden, nur 10 Prozent erwarten das nicht. Mit Blick auf die eigene
Situation im Alter sprechen 56 Prozent von einer guten finanziellen
Absicherung, 42 Prozent fühlen sich schlecht abgesichert. Dabei gehen
nur 42 Prozent der unter 35-Jährigen und 49 Prozent der 35- bis
59-Jährigen davon aus, im Alter finanziell gut versorgt zu sein. Bei
den über 60-jährigen Befragten sagen das mit 72 Prozent aber fast
drei Viertel. 34 Prozent geben an, dass die eigene Altersvorsorge nur
aus der gesetzlichen Rente besteht, 62 Prozent, dass sie auch andere
Formen der Absicherung haben.
Russland: Engere politische Zusammenarbeit erwünscht
In dieser Woche fand nach fast zwei Jahren wieder ein Treffen des
NATO-Russland-Rats statt. Die meisten Deutschen (60 Prozent) fänden
es gut, wenn der Westen und Russland künftig politisch enger
zusammenarbeiten würden. Für 21 Prozent soll sich am Status quo nicht
viel ändern und 14 Prozent sind für eine weniger enge Zusammenarbeit.
Die Umfrage zum Politbarometer wurde wie immer von der Mannheimer
Forschungsgruppe Wahlen durchgeführt. Die Interviews wurden in der
Zeit vom 19. bis 21. April 2016 bei 1 226 zufällig ausgewählten
Wahlberechtigten telefonisch erhoben. Die Befragung ist repräsentativ
für die wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland. Der Fehlerbereich
beträgt bei einem Anteilswert von 40 Prozent rund +/- drei
Prozentpunkte und bei einem Anteilswert von 10 Prozent rund +/- zwei
Prozentpunkte. Daten zur politischen Stimmung: CDU/CSU: 32 Prozent,
SPD: 23 Prozent, Linke: 10 Prozent, Grüne: 16 Prozent, FDP: 7
Prozent, AfD: 9 Prozent. Das nächste bundesweite Politbarometer
sendet das ZDF am Freitag, 13. Mai 2016. Weitere Informationen zur
Methodik der Umfrage und zu den genauen Frageformulierungen finden
Sie auch auf www.forschungsgruppe.de
http://heute.de
http://twitter.com/ZDF
Ansprechpartner: Presse-Desk, Telefon: 06131 - 70-12108,
pressedesk(at)zdf.de
Fotos sind erhältlich über ZDF Presse und Information, Telefon:
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